Die Fertigungsrate wird bis Jahresende leicht reduziert, um das Problem der Risse in den Tragflächen des Airbus A380 dauerhaft lösen zu können.
Hamburg. Das Problem mit den Rissen in Tragflächenteilen des Airbus A380 holt den Flugzeugbauer nun ein: Das Unternehmen muss die Produktion des Megajets vorübergehend drosseln. Die Fertigungsrate werde von aktuell 2,7 Maschinen pro Monat auf 2,3 Flieger reduziert, sagte Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath dem Abendblatt. Er bestätigte damit einen Bericht der französischen Zeitung "La Tribune". Die Drosselung sei notwendig, um eine dauerhafte technische Lösung des Problems in die Serienproduktion einfließen zu lassen. "Bereits Ende des Jahres wird die Fertigungsrate aber wieder erhöht", so Schaffrath.
In den vergangenen Monaten waren immer wieder feine Risse in den Klammern, die die Flügelrippen mit der Außenhaut verbinden, entdeckt worden. In beiden Tragflächen gibt es je bis zu 60 dieser Rippen mit rund 2000 Klammern. Dies sind L-förmige Aluminiumgebilde von rund 20 Zentimeter Länge. Nach Angaben des A380-Betreibers Singapore Airlines sind pro Flugzeug "etwa eine Handvoll" der 4000 Klammern schadhaft.
+++ A380-Haarrisse beschäftigen Airbus "noch auf Jahre" +++
+++ Emirates und Qantas melden Risse in A380-Tragflächen +++
+++ EASA lässt alle ausgelieferten A380 überprüfen +++
Zur Ursache der Schwierigkeiten hieß es von Airbus, bei den Klammern in den aus britischer Produktion stammenden Tragflächen habe das verwendete Material nicht zu dem gewählten Einbauverfahren gepasst. Es seien Belastungen aufgetreten, denen die Aluminiumlegierung nicht gewachsen war. Im Sommer stehe eine dauerhafte Lösung zur Verfügung. Alle bisher ausgelieferten A380 - es sind mehr als 70 - müssen überprüft und gegebenenfalls repariert werden. Dies kostet Airbus nach Firmenangaben mehr als 100 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Listenpreis des Flugzeugs liegt aktuell bei umgerechnet knapp 300 Millionen Euro.
In der genannten Schadenssumme sind aber mögliche Entschädigungen für die Kunden noch nicht berücksichtigt. So hatte Emirates, mit 21 im Dienst befindlichen A380 der größte Betreiber, wegen der Umsatzausfälle während der Überprüfungen und Reparaturen, die bis zu drei Tage dauern können, Schadenersatz verlangt.
Anders als von "La Tribune" berichtet, schiebe die zeitweilige Produktionsdrosselung das Erreichen der Gewinnschwelle des A380-Programms nicht weiter nach hinten, so Schaffrath: "Das ist unverändert für Anfang 2015 vorgesehen." Gemeint ist die operative Gewinnzone; bis auch die immensen Entwicklungskosten von mehr als zehn Milliarden Euro wieder hereingeholt sind, wird es noch deutlich länger dauern. An der Planung, in diesem Jahr etwa 30 A380-Jets auszuliefern, hat sich laut Schaffrath ebenfalls nichts geändert. Denn die Tragflächen für praktisch alle Maschinen, die bis Ende 2012 fertiggestellt werden, sind bis zum Sommer bereits produziert.
Airbus-Chef Thomas Enders hatte nach Bekanntwerden der Probleme eingeräumt: "Wir haben das vermasselt." Er betonte aber, die Risse stellten keine Gefahr für die Flugsicherheit des weltgrößten Passagierjets dar.
Anfang Februar hatte die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA alle Maschinen dieses Typs wegen möglicher Haarrisse in die Wartungshallen gerufen und den Fluggesellschaften je nach der Zahl der vom Jet bisher absolvierten Flüge bis zu sechs Wochen Zeit gegeben. Auch die Lufthansa überprüfte alle acht A380-Maschinen, die bisher für den Kranich-Konzern fliegen.
Die ersten Risse waren an dem Qantas-A380 entdeckt worden, der im November 2010 nach einem schweren Triebwerkschaden notlanden musste. In einem der vier Düsenmotoren war Öl ausgelaufen und in Brand geraten. Schon dieser Vorfall hatte die Produktion bei Airbus durcheinandergebracht, weil Triebwerke ausgetauscht wurden.