Die Airbus-Mutter strebt 2012 einen Wachstum von sechs Prozent an. Scheidender EADS-Chef Gallois weist deutschen Staatssekretär zurecht.
Paris. Erfolgreicher Abschied für den Franzosen Louis Gallois: Nach fünf Jahren an der Spitze des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS räumt Gallois den Chefposten mit einem verdoppeltem Gewinn und vollen Auftragsbüchern: Der EADS-Nettogewinn stieg 2011 um 87 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro, wie der 68 Jahre alte Gallois am Donnerstag bei seiner letzten Bilanzpräsentation in Paris erklärte. „Das ist erst der Anfang“, sagte Gallois über den Gewinnsprung. Der Kurs der EADS-Aktie legte um mehr als sieben Prozent zu.
Der EADS-Umsatz erhöhte sich um sieben Prozent auf 49,1 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Die Aktionäre sollen mit einer auf 45 Cent verdoppelten Dividende an den guten Geschäften beteiligt werden. Im Juni übernimmt der Deutsche Thomas Enders den Vorstandsvorsitz .
+++ EADS-Chef Gallois weist deutschen Staatssekretär Hintze zurecht +++
+++ Deutscher Topmanager Enders wird neuer EADS-Chef +++
Gallois rechnete bei der Bilanzvorstellung mit dem Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Peter Hintze, ab, der das Unternehmen zuletzt kritisiert hatte. „Der Brief ist nicht angemessen“, sagte Gallois über ein Hintze-Schreiben an Enders, in dem Hintze mehr deutschen Einfluss in dem deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmen forderte. „Was gut ist für das Unternehmen wird innerhalb des Unternehmens entschieden“, sagte Gallois.
Für die Zukunft zeichnen sich noch bessere Ergebnisse der Airbus-Muttergesellschaft ab: Der Umsatz soll 2012 um mehr als sechs Prozent steigen. Beim Vorsteuergewinn vor Einmaleffekten rechnet EADS mit einem Anstieg um 700 Millionen Euro auf 2,5 Milliarden Euro.
In den vergangenen Jahren galt EADS als eher schwach im Ertrag, weil hohe Entwicklungskosten und teure Doppelstrukturen den Gewinn drückten. Das Jahr 2011 begann schwach, aber gegen Ende legte der Konzern mächtig zu: Allein 612 Millionen Euro vom 1-Milliarde-Nettogewinn wurden in den letzten drei Monaten eingefahren.
Der Flugzeugbauer Airbus mit Werken unter anderem in Hamburg und Toulouse kann sich vor Aufträgen zurzeit kaum retten: Die EADS-Auftragseingänge stiegen 2011 um 58 Prozent auf 131 Milliarden Euro. Die wichtigste EADS-Tochter Airbus allein verzeichnete vergangenes Jahr mit 1608 Neubestellungen das beste Jahr ihrer Geschichte und verwies den Konkurrenten Boeing mit 921 Bestellungen auf den zweiten Platz.
+++ Flugzeugbauer Airbus fährt 2012 Produktion nochmals hoch +++
EADS ist 2011 erneut ziviler geworden: Der Umsatz der militärischen Sparte fiel um 700 Millionen Euro und macht nur noch 11,6 Milliarden der gesamten 49 Milliarden Euro aus. Die europäischen Regierungen sparen bei ihren Armeen. Bei der vor allem in Bayern mit mehreren Werken vertretenen EADS-Militärsparte Cassidian brach der Gewinn ein.
Beim Bau von Airbus-Zivilflugzeugen, der in Deutschland vor allem in Hamburg und Niedersachsen zu Hause ist, verdoppelte sich der Gewinn dagegen beinahe. Der Boeing-Konkurrent lieferte den Rekordwert von 534 Flugzeugen aus. 2012 sollen es 570 Stück werden. Gallois erwartet, dass die Zahl der Neuaufträge darüber liegen wird.
Der Vorstandsvorsitzende kündige an, vom neuen Langstreckenflugzeug A350 werde im April das erste Exemplar montiert. Das erste fliegende Exemplar werde im Sommer gebaut. Zur Reparatur der Haarrisse an den Tragflächen des Riesenjets A380 stellte der Konzern 105 Millionen Euro zurück. (dapd/abendblatt.de)