Senat und Hotelvertreter waren sich einig: Nur Reinigungsfirmen mit Zertifizierung sollen künftig beauftragt werden.

Die Konferenz in der Wirtschaftsbehörde hatte die Züge eines Krisengipfels. Herausgekommen bei dem Treffen von Senat und Standesvertretern ist ein Appell gegen Dumpinglöhne. Wer ein Reinigungsunternehmen beauftragt, soll nur solche Betriebe wählen, die das "Gütesiegel für Gebäudereiniger" besitzen oder eine Tariftreue-Erklärung abgeben. Diese (seit zehn Jahren bestehende) Zertifizierung ist jetzt schon nötig, um öffentliche Aufträge zu erhalten. Der Hotel- und Gaststättenverband versprach, den Appell umzusetzen.

"Wir wollen dieses Siegel auf die privaten Unternehmen ausdehnen", sagte Wirtschafts- und Arbeitssenator Gunnar Uldall. Er forderte alle Reinigungsunternehmen auf, sich freiwillig dem Prüfverfahren durch die Hamburger Innung zu unterziehen. Doch Sanktionsmöglichkeiten beinhalte der Appell nicht. Die Prüfstelle der Gebäudereiniger-Innung versprach nur einen "strengeren Prüf-Rhythmus" in den Betrieben.

Der Abendblatt-Bericht über das Zimmermädchen Antonia H., das trotz Festanstellung nur einen Stundenlohn von 2,46 Euro erhielt, hatte den Fall ins Rollen gebracht.

Arbeitssenator, Vertreter des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), von der Gebäudereiniger-Innung Hamburg und von Gewerkschaften hatten sich am Morgen auf den Appell geeinigt. Einzige handfeste Neuigkeit: Die Landesinnung der Gebäudereiniger Hamburg eröffnet nun auch auswärtigen Unternehmen, die in Hamburg arbeiten, die Möglichkeit, sich zertifizieren zu lassen. Mit dem Innungs-Siegel werden die Einhaltung der Tarifbestimmungen und die Abführung von Steuer- und Sozialabgaben geprüft.

Nach Erfahrungen der Hamburger Gebäudereiniger-Innung, gebe es unter den in Hamburg ansässigen Reinigungsbetrieben kaum schwarze Schafe. "Wir haben nur Probleme mit Betrieben, die von außen kommen. Die Hamburger Betriebe stehen noch ganz gut da", sagte Josef Katzer, Obermeister der Hamburger Gebäudereiniger-Innung. 140 der 200 Meisterbetriebe seien Mitglied der Landesinnung und erwirtschafteten 90 Prozent aller Umsätze. "Das Ansehen des Standorts Hamburg und das Ansehen der betroffenen Branchen dürfen nicht durch Preis- und Lohndumping gefährdet werden", sagte Uldall. Er apellierte auch an das Gewissen und die soziale Verantwortung der Unternehmer. "Der ehrbare Hamburger Kaufmann macht so etwas nicht. Er wird die Notlage eines Menschen nicht ausnutzen", sagte er. Diesen Schwarzen Peter schob Dehoga-Präsidentin Rose Pauly allein den Reinigungsfirmen zu. "Die Dumpinglöhne werden nicht in unserer Branche gezahlt. Das waren die Reinigungsfirmen, wir beauftragen sie", sagte sie. Pauly sicherte zu, dass die Hamburger Hotellerie den Appell "sehr, sehr ernst nehmen wird".

Die Dehoga-Präsidentin forderte von den Hotels eine sogenannte Plausibilitäts-Überprüfung. Ein Hotel müsse bei einem Angebot eines Reinigungsunternehmens überprüfen, ob zu dem geforderten Preis überhaupt die Reinigung eines Hotelzimmers möglich sei - oder ob dies nur mit Billiglohn-Kräften möglich sei. "Wir werden die Hamburger Hotels sensibilisieren, dies zu prüfen", sagte sie und versprach: "Ich bin sicher, dass sich die Hamburger Hotels zu fast 100 Prozent an den Appell halten werden."

Das Thema werde auch während der Jahreshauptversammlung des Hamburger Hotel- und Gaststättenverbandes Anfang Februar behandelt.

Uneinigkeit herrscht über das Thema gesetzliche Mindestlöhne. Uldall lehnt dies ab. "Ich halte den Mindestlohn nicht für ein geeignetes System, um dauerhaft etwas für den Arbeitsmarkt zu bewegen." Der Geschäftsführer des Hamburger IG-Bau-Bezirksverbandes, Andreas Suß, hofft dagegen darauf, dass bereits im Frühjahr ein tariflicher Mindestlohn für die Branche kommt.