Nachts passt er auf Waren im Wert von mehreren Millionen Euro auf. Artur Kellnert (Name geändert) arbeitet als Wachmann - für 400 Euro brutto im Monat. Das sind 25 Euro monatlich weniger als ihm laut Tarif zustehen. Kellnert ist Auszubildender, trägt aber die Verantwortung eines ausgebildeten Wachmanns. Damit ist er nicht allein: Sein Arbeitgeber stellt durchschnittlich 25 Azubis pro Jahr ein. "Die brauchen billige Arbeitskräfte", sagt Kellnert. "Der Markt ist hart, und die Kunden interessieren sich nicht dafür, wer nachts die Runden dreht." Hintergrund: Nach Aussage von Peter Bremme, Experte für Wach- und Sicherheitsdienste bei der Gewerkschaft Ver.di, tobt seit Jahren ein Preiskampf auf dem Sicherheits-Sektor: "Das sind kriminelle Machenschaften, in vielerlei Hinsicht." Kellnert ergänzt: "Etwa 80 Prozent der Unternehmen stellen nur Wachdienste ein, um die Versicherungsprämie nach unten zu drücken." Da die Qualität der Arbeit also offenbar kaum eine Rolle spiele, würden meistens Auszubildende die Arbeit machen, so der Auszubildende. Die Folge: Entweder arbeiteten ausgebildete Kräfte für einen Lohn, der weit unter dem Tarif liegt - oder ihnen werde gekündigt. "Einmal habe ich einen Centermanager gefragt, ob er weiß, wie wenig wir verdienen", sagt Artur Kellnert. "Er zuckte mit den Schultern und sagte, dass sie den billigsten Anbieter genommen hätten - da könnte er sich das schon vorstellen."