Keine Pausen, unbezahlte Ausfallzeiten, Mobbing - Birgit Clasen (Name geändert) habe all das in der stationären und ambulanten Pflege erlebt. Seit fünf Jahren arbeitet sie als examinierte Altenpflegerin, zurzeit sucht sie nach einer neuen Stelle. Denn, so sagt sie: "Wer auf seinem Recht besteht, der fliegt." Clasen arbeitete rund ein Jahr in einer Seniorenresidenz auf Station. Die tägliche Pause sei so gut wie nie eingehalten worden, sagt sie. Wenn Clasen doch in die Pause ging, hätten ihr das Vorgesetzte oder sogar Kollegen ständig vorgehalten. "Ich wurde offen gemobbt", sagt sie. Clasen schrieb an den Heimleiter, zweimal, schilderte die Verhältnisse. Die Reaktion: Kündigung. Clasen bewarb sich in der ambulanten Pflege. Bei einem Unternehmen in Bergedorf absolvierte sie zwei Probetage, an denen sie mit einer Pflegekraft mitfuhr. "Die erzählte mir, dass nur die Zeit vor Ort plus je fünf Minuten Fahrzeit bezahlt werden", sagt Clasen. Weder die Zeit in der Firma, weitere Fahrzeiten noch Ausfälle würden entlohnt. "Ein nicht zulässiges Vorgehen", sagt Angelika Detsch, Fachsbereichsleiterin Gesundheit und soziale Dienste bei Ver.di. Clasen fragte bei der Firmenleitung nach - die ihr sagte, das sei in dieser Branche so üblich. "Man sagte mir, ich könne bei Ausfällen doch lesen oder einkaufen", sagt Clasen. Sie lehnte die Stelle ab. Doch sie weiß: "Viele andere haben nicht den Mut - und werden ausgebeutet."