Die Polizei setzte am späten Sonnabend Wasserwerfer gegen linke Autonome ein, die Steine und Flaschen in Richtung der Einsatzkräfte warfen .

Hamburg. Bis kurz vor 22.00 Uhr blieb es ruhig rund um das Schanzenviertel - bis der Demonstrationszug zum Stehen kam: Direkt im Anschluss an den Protestmarsch von linken und autonomen Gruppen zum 1. Mai kam zu ersten gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Hamburger Polizei. An der Kreuzung Schanzenstraße/ Altonaer Straße formierten sich rund 200 vermummte Autonome und warfen Steine und Glasflaschen in Richtung der Einsatzkräfte. Auch einige Barrikaden wurden angezündet. Vereinzelt wurden Böller gezündet

Drei Wasserwerfer flankierten den Protestzug bereits bei seiner Ankunft im Schanzenviertel . Schon kurze Zeit später, gegen 21.45 Uhr, wurden die Demonstraten erstmals mit Wasserfontänen auseinandergetrieben. Der nahegelegene S-Bahnhof wurde abgesperrt.

"Es hat sich hochgeschaukelt", sagte Polizeisprecher Ralf Meyer. "Irgendetwas hat auch gebrannt und gequalmt." Auch ein Müllcontainer wurde in Brand gesetzt, die Flammen wurden per Wasserwerfer gelöscht.

Einer der anwesenden Polizisten glaubte angesichts der frühen Krawallen an einen "recht turbulenten Abend".

Rund 1500 Menschen zogen bei der sogenannten revolutionären 1. Mai-Demonstration durch Hamburg. Unter dem Motto „Kapitalismus abschaffen“ und mit starker Polizeipräsenz starteten sie gegen 18.00 Uhr ihren Marsch vom Bahnhof Altona ins Schanzenviertel. Rund 700 von ihnen gehörten zu autonomen Gruppen. Die Polizei rechnet mit Rangeleien rund um das alternative Kulturzentrum „Rote Flora“.

Im Schanzenviertel war es bereits in der Nacht zum 1. Mai zu Ausschreitungen gekommen, mindestens ein Passant und 17 Beamte wurden dabei verletzt. Bis zu 200 Menschen, überwiegend Jugendliche, hatten laut Polizei rund um die „Rote Flora“ Möbel, Holzlatten und Müll auf die Straße gestellt und angezündet. Polizisten wurden mit Steinen und Flaschen angegriffen, die Schaufenster einer Bankfiliale eingeworfen und Autos beschädigt.

Die Veranstalter der Mai-Demonstration hatten die Zahl der erwarteten Teilnehmer im Vorfeld von 1500 auf 500 reduziert – unter anderem deshalb, weil die linke Szene in Hamburg in der Israelfrage zerstritten ist. Nach Einschätzung der Polizei waren zudem viele Linke aus der Hansestadt nach Berlin gereist, um dort gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen NPD zu protestieren. Dass nun doch trotz des regnerischen Wetters deutlich mehr Teilnehmer kamen als erwartet, führte Polizeisprecher Ralf Meyer auf die starke Werbung für die Demonstration zurück: „Es ist tierisch mobilisiert worden.“

Die Demonstranten wurden von einem dichten Polizeispalier - mehreren Hundertschaften mit Schutzhelmen und Schlagstöcken - begleitet. In Nebenstraßen standen Wasserwerfer. Die Beamten hielten den Protestzug zwei Mal an, weil sich Teilnehmer vermummt hatten und Böller zündeten. Die Demonstranten skandierten unter anderem: „1. Mai, Straße frei, nieder mit der Polizei“.

Am 1. Mai 2008 war es zu den schwersten Ausschreitungen seit Jahren in Hamburg gekommen. Damals standen sich im Arbeiterstadtteil Barmbek rund 6600 Linke und 1500 rechtsextreme NPD-Anhänger gegenüber. Im vergangenen Jahr lag der Schwerpunkt der Krawalle in Berlin.