Neues Leben in der Alten Post: Nach Düsseldorf eröffnet Abercrombie & Fitch in der Hansestadt seine zweite Deutschlandfiliale.
Neustadt. Lange waren die Shirts mit dem Elch-Logo nur in den USA zu haben und als Mitbringsel heiß begehrt. New-York-Touristen tragen die auffälligen Einkaufstüten mit den Kampagnen-Models in Schwarz-Weiß wie Trophäen vor sich her - mit dem exklusiven Souvenir kann man zu Hause einfach unschlagbar gut angeben. Ab 2012 dürften sich diese Shopping-Ausflüge erledigt haben. Abercrombie & Fitch (A & F), eine der angesagtesten US-Marken überhaupt, bezieht schon bald eines der bekanntesten Gebäude Hamburgs: In den ehrwürdigen Räumen der Alten Post entsteht gerade eine hochexklusive neue Einkaufsadresse, die Hamburg für Modebegeisterte aus ganz Europa interessant machen dürfte.
Denn auf einen der legendären Abercrombie & Fitch-Flagship Stores warten die Fans in den meisten Ländern bisher vergebens. A & F wählt seine Standorte mit großer strategischer Sorgfalt. Drei Europa-Dependancen gibt es bisher in den handverlesenen Modemetropolen London, Kopenhagen und Mailand. Weitere Filialen sind für 2011 in Düsseldorf und Paris geplant, dann ist Hamburg dran. Die angemieteten Räume sind voraussichtlich noch vor Weihnachten bezugsfertig.
Die Alte Post ist schon seit 1847 eine Marke: Stararchitekt Alexis de Chateauneuf plante das Backsteingebäude im Stil florentinischer Renaissance-Bauten. Auch wenn seitdem immer wieder umgebaut, aufgestockt, neu gestaltet und im letzten Jahr erneut entkernt wurde: die denkmalgeschützte Fassade ist auch nach 160 Jahren, zwei Weltkriegen und einer Sturmflut beeindruckend erhalten. Das Haus wurde zunächst als Post, dann als Archiv genutzt, danach zogen Büros und eine der ersten Ladenpassagen der Stadt ein. Nach dem Umbau soll alles anders werden: Acht Eingänge sollen mehr Licht ins bisher düstere Parterre lassen.
American Apparel, Urban Outfitters, Hollister und nun der Hollister-Mutterkonzern Abercrombie & Fitch - immer mehr US-Trendmarken setzen bei ihrem Marketing-Feldzug auf Hamburg - noch vor der Hauptstadt Berlin. Laut Andreas Köpke von der Hamburger Wirtschaftsförderung denken Amerikaner bei Hamburg zwar immer noch zuerst an die Beatles, die hier ihre allerersten Erfolge feierten, modisch gesehen ist die Stadt aber auch als Heimat des Jeans-Labels Closed bekannt, das bei Hollywood-Promis wie Brad Pitt, Tom Cruise oder Drew Barrymore sehr beliebt ist.
Den besonderen Standortvorteil der Hafenstadt erklärt Köpke mit Geld: "Berlin hat zwar aufgeholt und ist als Modestadt extrem hip, aber die ganzen Berliner Designer verkaufen da nichts - Hamburg hingegen ist trendy und kaufkräftig. Das macht uns als Absatzmarkt doppelt attraktiv."
Hamburg ist eben nicht arm - und gerade deshalb so sexy. Das sieht wohl auch der zweite Mieter der Neuen Post so: US-Designer Tommy Hilfiger, der bislang mit seinem Shop an der Poststraße residiert, wird ebenfalls eine Filiale in dem sanierten Gebäude an der Ecke Poststraße/Große Bleichen eröffnen. Mit Ralph Lauren, Urban Outfitters und American Apparel haben weitere große US-Labels in der Nähe eigene Läden. Seit Ende 2010 das A & F-Sublabel Hollister ins Elbe-Einkaufszentrum zog, regeln dort Türsteher den gewaltigen Verkehr vor dem Eingang.
Während Hollister die Cool Kids im Teenager-Alter erreichen will, richtet sich A & F eher an eine Klientel im Studentenalter - auf dem Niveau der US-Elite-Universitäten, versteht sich. Ob der deutsche BAföG-Empfänger dafür viel übrig hat, bleibt abzuwarten, immerhin kostet ein Poloshirt hier schon mal 60 Euro. Dabei handelt es sich nicht etwa um extravagante Haute Couture, sondern um weit banaleren "All American Casual Style". Aber bei A & F geht es weniger darum, was, sondern vielmehr, wo und vor allem wie verkauft wird. Denn so schlicht die sportliche Mode daherkommt - so aufwendig sind die schrillen Läden konzipiert.
Wie hip die US-Marke ist, lässt sich auch im Internet ablesen: Der Facebook-Auftritt von A & F gefällt 3,7 Millionen Menschen weltweit - und hat damit viermal so viele Fans wie etwa Urban Outfitters oder American Apparel. Mit Videotouren durch die Shops, Online-Castings und Model-Livechats kultivieren die Macher aus Manhattan im Netz ihr Image; auf der Pinnwand betteln Menschen aus Rio, Rom oder Berlin um einen Store in ihrer Stadt. Sie alle haben bald einen Grund mehr, zum Einkaufen nach Hamburg zu reisen.