Berlin. Der neue US-Präsident ruft ein Öl-Zeitalter aus, führt neue Zölle ein und will die Wirtschaft entfesseln. Wie Verbraucher das zu spüren bekommen.
Donald Trump ist zurück – und er handelt. An seinem ersten Tag im Oval Office in Washington unterzeichnete der neue US-Präsident gleich zahlreiche Dekrete. Experten sagen, welche Auswirkungen Trumps Politik auf Unternehmen in Deutschland und Europa haben könnte und auch, was sie für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet.
„Drill, baby, drill!“ – werden unsere Benzinpreise jetzt günstiger?
Das ist laut Manuel Frondel, Energieexperte am Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI, eher nicht zu erwarten. „Kurz- und mittelfristig dürfte Trumps Äußerung kaum Auswirkungen auf die Rohölpreise haben. Auch langfristig hätte eine Ausweitung des US-Rohölangebots nur begrenzte Wirkungen, denn die USA sind nur einer von vielen Anbietern, wenn auch einer der größten“, sagte Frondel dieser Redaktion.
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Trump hatte schon während des Wahlkampfs eine Ausweitung der Öl- und Gasförderung angekündigt und dies unter das Motto „Drill, baby, drill“ gestellt. Bei seiner Amtseinführung hatte er diesen Ausruf wiederholt und wenig später per Dekret den nationalen Energienotstand erklärt. Das soll zum Beispiel Genehmigungsverfahren beschleunigen, etwa für den Bau von Pipelines. Trump versprach auch, so die Energiekosten für Verbraucher und die Industrie zu senken.
Global betrachtet dürften Trumps Entscheidungen jedoch nur geringe Auswirkungen haben, glaubt die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Ölpreise würden eher durch die fossil dominierten Konflikte im arabischen Raum und Russland beeinflusst, sagt Kemfert dieser Redaktion. „Es ist nicht damit zu rechnen, dass die fossile Energiepolitik der USA die marktgetriebenen internationalen Ölpreise substantiell beeinflussen wird. Je nach Erwartungshaltung der Marktteilnehmer kann der Ölpreis sogar steigen, da mit steigenden Konflikten in der Welt durch Trump zu rechnen ist“, sagte sie dieser Redaktion.
Vom deutschen Mineralölverband en2X hieß es, man gebe keine Prognosen mit Blick auf den Benzinpreis ab. „Zahlreiche Faktoren von der lokalen Logistik über den Dollar-Wechselkurs bis zum globalen Rohölmarkt wirken auf die Preise ein, sodass eine gesicherte Prognose auch nicht möglich ist“, so ein Sprecher.
Was bedeutet Trump für die Börse?
Trump gilt als Mann der Märkte. Er will Steuern für Unternehmen senken und Bürokratie abbauen. Maßnahmen, die Gewinne aller in den USA tätigen Konzerne erhöhen, auch die der sogenannten Magnificent Seven rund um Nvidia, Apple und Microsoft. Trumps Deregulierungsoffensive war von den Börsianern bereits vor einem Amtseintritt eingepreist worden – Kurse kannten zuletzt nur eine Richtung. Möglich, dass es jetzt auch erstmal wieder abwärts geht. Oder auch nicht. „Der Energie- und der Finanzsektor könnte von einem freundlicheren regulatorischen Umfeld profitieren, während Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien unter Druck geraten könnten“, sagte der Kapitalmarktstratege des US-Finanzdienstleistungsunternehmens T. Rowe Price, Tim Murray, laut Mitteilung. Gleichzeitig könne eine aggressivere Handelspolitik der USA aber auch zu mehr Volatilität in den betroffenen Branchen führen.
Trump will auch Zölle einführen – kann unsere Wirtschaft das verkraften?
Experten rechnen damit, dass sich ein Handelskonflikt zwischen Europa und den USA mit möglichen Zöllen auch negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirkt. „Die Exporte werden sinken und die deutsche Industrie wird in ohnehin schon schwierigen Zeiten weiter geschwächt“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher am Dienstag. Höhere Preise und eine steigende Inflation würden das unweigerliche Resultat eines solchen Handelskonflikts sein.
Kurz nach seinem Amtsantritt hatte Trump jedoch zunächst nur davon gesprochen, ab dem 1. Februar Importzölle für Waren aus Kanada und Mexiko erheben zu wollen. Aber auch eine solche Maßnahme hätte wohl Folgen für Deutschland: „Die Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko würden auch deutsche Unternehmen treffen. Viele von ihnen sind eng in die Lieferketten Nordamerikas eingebunden. Die zusätzlichen Kosten könnten vor allem die Produktionspreise in der Automobil- und Zulieferindustrie in die Höhe treiben“, sagte die Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Helena Melnikov, dieser Redaktion.
Interessant für Sparer und Häuslebauer: Trumps Zölle könnten auch Einfluss auf die Entwicklung der Zinsen haben. „Tendenziell belasten höhere Zölle die Wirtschaft und treiben die Preise in die Höhe. Kommt es also zu höheren Zöllen, dürften sich weitere Zinssenkungen bei uns verzögern. Andere der angekündigten Initiativen, wie eine verstärkte Förderung von Öl und Gas, könnten Verbraucher und Unternehmen im Euro-Raum dagegen entlasten. Dann könnten auch die EZB-Zinsen weiter sinken“, erklärte der Zinsexperte Dirk Eilinghoff vom Geldratgeber Finanztip.
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