Berlin. Viele Haushaltsgeräte verbrauchen auch Strom, wenn sie nicht laufen. Besonders ein Alltagsgerät überrascht. Ein Experte gibt Spartipps.
Die Waschmaschine läuft, der Kühlschrank sowieso, nebenbei wird noch Musik gehört, das Licht brennt und die Spülmaschine übernimmt den Abwasch: Überall lauern im Haushalt größere und kleinere Stromfresser. Was sie alle gemeinsam haben: Sie kosten uns Geld. Von manchen weiß man, dass ihr Gebrauch die Stromrechnung nach oben treibt. Andere wiederum verbrauchen überraschend viel Energie – sogar im Standby-Modus.
Einer dieser Überraschungskandidaten ist der Fernseher. „Fernseher werden im Haushalt immer größer. Und damit wird auch der Stromverbrauch immer höher“, erklärt Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale. „Die neueren Geräte sind auch heller – dadurch wird zum einen das Bild schärfer. Aber es steigt eben auch der Stromverbrauch.“
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Laut Statistischem Bundesamt stehen in knapp 97 Prozent der deutschen Haushalte Fernseher. Den aktuellsten Zahlen aus 2022 zufolge sind rund 17 Millionen Haushalte an Satelliten-TV und 16 Millionen Haushalte an Kabel-TV angeschlossen. Internet-TV hatten sieben Millionen Privathaushalte und vier Millionen Haushalte hatten einen Antennen-TV-Anschluss. Je nachdem, über welchen Anschluss man verfügt, verbraucht der Fernseher mehr oder weniger Strom.
Experte rechnet vor: So viel Strom verbraucht ein Fernsehgerät
Beispiel Internet-TV: Der Fernseher ist mit dem WLAN verbunden. Und der WLAN-Router ist ein echter Stromfresser; ein altes, ineffizientes Gerät kann unter Umständen sogar so viel Strom verbrauchen wie beispielsweise ein Kühlschrank. Außerdem werden Fernsehgeräte immer größer – um möglichst ein Kinoerlebnis daheim erzeugen zu können. „Wenn der alte Fernseher zum Beispiel 32 Zoll groß war, und der neue nun 70 Zoll, dann verdoppelt sich zwar ungefähr die Bildschirmdiagonale – aber die Fläche ist mehr als viermal so groß“ erklärt Energie-Experte Brandis. „Folglich muss mit vierfachem Stromverbrauch gerechnet werden.“
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Er rechnet vor: Im Schnitt läuft in deutschen Haushalten der Fernseher rund drei Stunden täglich. Ist der 32-Zoll-Fernseher also rund 1100 Stunden pro Jahr eingeschaltet, liegt der Stromverbrauch am Ende bei rund 40 Kilowattstunden im Jahr. „Haben Sie aber ein Gerät, das einen viermal so großen Bildschirm hat, dann ist der Stromverbrauch ebenfalls viermal so hoch wie beim kleineren Gerät“, erklärt Brandis. Sprich: Ein 70-Zoll-Fernseher verbraucht demnach etwa 150 Kilowattstunden jedes Jahr. Der Energie-Experte fährt fort: „Meistens werden an Fernsehern Bildeinstellungen verändert, um ein helleres Bild oder bessere Farben zu bekommen. Andere Bildeinstellungen erhöhen ebenfalls den Verbrauch, nicht selten um 30 Prozent oder mehr.“
Im Test: So viel Strom verbraucht ein Fernsehgerät tatsächlich
Messen kann man den Stromverbrauch der Elektrogeräte daheim übrigens mit einem Strommessgerät. Und tatsächlich: Im Test an einem 50-Zoll-Fernseher zeigt das Messgerät im eingeschalteten Zustand im TV-Modus einen Energieverbrauch von etwa 100 Watt an. Geht man davon aus, dass der Fernseher jeden Tag drei Stunden läuft und der Strompreis pro Kilowattstunde bei 37 Cent liegt, zahlt man so pro Jahr rund 40 Euro.
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Entscheidet man sich jedoch nicht für den TV-, sondern den Internet-TV-Modus, ist der Stromverbrauch etwas höher. Laut Messgerät liegt der Verbrauch dann bei etwa 110 Watt – am Ende des Jahres würde man dann für die drei Stunden täglichen Streamens etwa 45 Euro bezahlen. Ist der Fernseher ausgeschaltet, verbraucht er keinen Strom. Es gibt jedoch auch Geräte, die statt einer schwarzen Mattscheibe ein schönes Hintergrundbild haben. So wie unser Test-Fernseher: Er hat einen Standby-Modus, das ein schickes Gemälde anzeigt, ähnlich einem Bildschirmschoner auf einem PC.
Wählt man diesen Modus, verbraucht der Fernseher etwa halb so viel Strom wie im TV-Modus. Und davon ausgehend, dass er 21 Stunden am Tag im Standby-Modus ist und hierbei einen Stromverbrauch von etwa 50 Watt hat, dann liegen die Kosten am Ende des Jahres und einem durchschnittlichen Preis von 37 Cent pro Kilowattstunde bei gut 140 Euro. Das macht ihn zu einem echten Stromfresser. Er wird daher auch wenig überraschend in der Energieeffizienzklasse G eingestuft.
Experte: Von diesen Geräten würde ich immer die Finger lassen
„Vergleicht man einen größeren Fernseher mit einem Kühlschrank, ist der Fernseher inzwischen nicht selten der größere Stromfresser“, lautet die Bilanz von Brandis. Und der Energie-Experte hat gleich einen Tipp auf Lager, wie man den hohen Stromverbrauch etwas absenken kann: Den Bildschirm weniger hell einstellen. Außerdem rät Brandis dazu, Zwischen-Steckdosen zu verwenden, die man an- und ausschalten kann. Er weiß: „Wenn Elektronik in einem Gerät verbaut ist, dann verbraucht es auch dann Strom, wenn es zwar außer Betrieb, aber immer noch am Netz angeschlossen ist.“
Doch nicht nur der Fernseher zählt zu den Stromfressern. „Es gibt zwei Geräte, von denen ich wegen des sehr hohen Stromverbrauchs die Finger lassen würde: Heizlüfter und mobile Klimaanlagen“, sagt Brandis. „Es gibt einfach bessere – und stromsparende – Möglichkeiten, seine Wohnung zu heizen oder zu kühlen.“ Und auch das Herunterkühlen der eigenen vier Wände verbraucht viel Strom. „Klimaanlagen können echte Stromfresser sein. Es kommt hier sehr darauf an, für welche Art von Klimaanlage man sich entscheidet“, sagt der Energie-Experte.
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Aber Brandis weiß: „Die schlechtesten Geräte sind in der Regel die mobilen, die man also von Raum zu Raum rollen kann – die sind besonders ineffizient.“ Zugegeben: Sie sind zwar praktisch – gerade, wenn man beispielsweise im obersten Stockwerk eines Altbaus wohnt und im Sommer die Hitze schier unerträglich wird. „Aber weil es erheblich effizientere Anlagen gibt, rate ich von mobilen Klimaanlagen tatsächlich komplett ab“, sagt Brandis.