Berlin. Die E-Auto-Branche schwächelt, seit die Regierung die Förderung gestoppt hat. Lohnt sich jetzt trotzdem der Kauf von einem Elektroauto?
Anfang der Woche hat Tesla die Autobranche geschockt: Rund zehn Prozent aller Stellen weltweit will das E-Auto-Unternehmen von Milliardär Elon Musk abbauen. Ob und wenn ja, wie viele der 12.500 Beschäftigten in Europas einzigem Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide davon betroffen sind, ist nach wie vor offen. Doch klar ist: Die E-Auto-Branche in Deutschland schwächelt gewaltig. Ende 2023 stoppte die Ampel-Regierung überraschend die Förderung für Elektrofahrzeuge. Lohnt sich jetzt trotzdem der Kauf eines E-Autos? Das sagen Experten.
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Wie viele Autos fahren auf deutschen Straßen?
Im Januar 2024 haben laut Kraftfahrt-Bundesamt insgesamt etwa 527.000 gebrauchte Pkw den Besitzer gewechselt. Darunter waren aber nur gut 9000 gebrauchte , sprich rund 1,8 Prozent. Insgesamt überstieg die Anzahl an zugelassenen Elektroautos in Deutschland Ende 2022 erstmals die Millionenmarke. Bis Anfang 2024 stieg die Zahl weiter auf insgesamt rund 1,4 Millionen reine E-Autos. Je nach Definition werden auch Plug-In-Hybrid-Pkw als Elektroautos gezählt. Ihr Bestand belief sich am 1. Januar 2024 auf etwa 920.000 Fahrzeuge. Insgesamt sind hierzulande laut Kraftfahrt-Bundesamt etwa 49,1 Millionen Autos angemeldet.
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Sind E-Autos teurer als Verbrenner?
„Das kommt darauf an, es gibt mittlerweile durchaus Elektrofahrzeuge, die günstiger sind als ihre Verbrenner-Pendants“, sagt Katja Legner, Sprecherin beim ADAC. Sie erklärt, dass man beim Kauf nicht nur auf die Anschaffungskosten achten sollte, sondern auch die Vollkosten zu berücksichtigen seien. „Das heißt Werkstattkosten, Pflege, Versicherung und – als größten Preistreiber – den Wertverlust miteinzubeziehen“, weiß die Expertin.
Die Mär, dass E-Autos schon in der Anschaffung teurer sind als Verbrenner, stimmt jedenfalls nicht mehr. So kostet beispielsweise der elektrische BMW i4 eDrive40 (250 kW) Anfang 2024 in der Anschaffung 59.800 Euro, und bei 10.000 Kilometern Jahresfahrleistung fallen 114,3 Cent pro Kilometer an. Das Benziner-Pendant BMW M440i Gran Coupé Steptronic Sport (275 kW) kostet 71.600 Euro und schlägt auch mit 140,3 Cent pro Kilometer zu Buche – ist also erheblich teurer. Anderes Beispiel: Der VW ID.3 Pro (150 kW) kostet 39.995 Euro in der Anschaffung und 63,7 Cent pro Kilometer. Der Diesel Golf GTD DSG (147 kW) kostet 43.815 Euro in der Anschaffung und 68,7 Cent pro Kilometer.
Ende 2023 hat die Regierung die Förderung für E-Autos gestrichen. Wie hat sich das ausgewirkt?
Nach dem ersten Schock haben zahlreiche Händler spontan den staatlichen Bonus übernommen, um die Finanzierungslücke bei vielen Käufern zu schließen – immerhin bis 6750 Euro. „Das hat die Nachfragedelle nur teilweise ausgleichen können“, sagt Legner. Und erklärt: „Mittlerweile gibt es keine Kompensation durch die Hersteller mehr, sondern nur noch Rabatte.“ Das Kaufinteresse hat unter anderem deshalb auch deutlich nachgelassen, die Zulassungszahlen zeigen das: Im vergangenen Monat kam ein Viertel weniger E-Autos auf den Markt als im März 2023.
Frank Schwope ist Autoexperte und Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands Hannover. Er sagt der dpa: „2024 dürfte ein Durchhänger-Jahr für die Elektromobilität werden.“ Das Jahr 2025 sollte angesichts dann geltender verschärfter Abgasvorschriften wieder Wachstum für die Elektromobilität bringen, schätzte der Experte.
Wie viel kostet das derzeit günstigste E-Auto-Modell?
Das derzeit günstigste E-Auto ist der Dacia Spring, dessen Preis laut Hersteller in der Basisversion – nach großzügigen Rabatten von bis zu 10.000 Euro – bei unter 13.000 Euro liegt. Auto-Expertin Legner warnt: „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Rumäne eklatante Schwächen in der Fahrzeugsicherheit hat und auch nur einen Stern beim Verbraucherschutzprogramm Euro NCAP bekam.“
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Wie werden sich die Preise entwickeln?
Experten und Branchenkenner gehen davon aus, dass der Preis für ein E-Auto in Zukunft ehe sinken dürfte. Derzeit stehen die Zeichen auf saftige Rabatte, sowohl bei E-Neuwagen als auch bei Gebrauchten. Denn der Druck ist für alle Hersteller von E-Autos groß: Sie müssen vom nächsten Jahr an die von der EU festgelegten CO2-Grenzwerte für ihre Neuwagenflotten um durchschnittlich fast 20 Prozent reduzieren. Ansonsten drohen empfindliche Strafzahlungen. Das können sie nur durch einen entsprechenden Absatz von Elektroautos erreichen, da diese von der EU mit null Gramm CO2 pro Kilometer berechnet werden.
Wie weit ist die durchschnittliche Reichweite eines E-Autos?
Die durchschnittliche Reichweite von E-Autos beträgt laut ADAC-Ecotest rund 400 Kilometer. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren betrug sie knapp die Hälfte, also 200 Kilometer.
Was sollte man grundsätzlich beim Kauf von E-Autos beachten?
Wichtig sei das eigene Fahrprofil, rät der ADAC. So sollte man sich vor dem Kauf die Frage stellen: Benötige ich das E-Auto hauptsächlich zum Pendeln? Dann ist die Reichweite ausschlaggebend. Auch die Lademöglichkeiten am Arbeitsplatz beziehungsweise zu Hause sind in die Entscheidung miteinzubeziehen. Entsprechend wählt man die Akkugröße bei E-Auto. Legners Tipp: „Nicht zu groß wählen, denn das hat Auswirkungen aufs Gewicht, das wiederum einen Mehrverbrauch beim Fahren bedeutet.“ Gleichzeitig bedeutet ein größerer Akku auch einen größeren CO2-Fußabdruck: Pro Kilowattstunde Kapazität fallen rund 100 Kilogramm CO2 bei der Batterieproduktion an. Zudem spart ein kleinerer Akku auch Rohstoffe.
Was kostet Stromtanken derzeit?
Die Stromkosten variieren deutlich. Legner weiß: „Das hängt von der Ladequelle ab – günstig lädt man an der heimischen Wallbox.“ Aber auch hier variieren die Kosten. Wer sein Auto zu Hause mit dem Strom aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage laden kann, zahlt etwa 10 Cent pro Kilowattstunde (kWh), Strom aus der Steckdose kostet um die 40 Cent. „An einer öffentlichen Ladestation kann der Preis auch mal bis zu 80 Cent pro Kilowattstunde betragen“, sagt Legner.