Mixer, Kühlschrank, Fernseher: Wann sollte man Geräte mit einer schlechten Energiebilanz wirklich austauschen? Ein Experte gibt Tipps.
- Wann lohnt sich der Austausch alter Elektrogeräte?
- Kühlschrank, Mixer, Fernseher: Welche Geräte sind Stromfresser
- Ein Energieberater gibt Tipps, wie man mit einfachen Mitteln Strom sparen kann
Berlin. Inflation, hohe Heiz- und Stromkosten: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher sparen aktuell, wo es nur geht. Dabei lauern in den eigenen vier Wänden unerwartete Stromfresser. Ein kleines Gerät, das jeder bei sich zu Hause hat und das kaum größer ist als ein DIN A 4-Blatt, kann unter Umständen so viel Energie verbrauchen wie ein Kühlschrank. Wann lohnt es sich, Elektrogeräte, die eigentlich noch funktionieren, wegen ihrer schlechten Energiebilanz auszutauschen? Raus mit der alten Tiefkühltruhe oder Waschmaschine und rein mit neuen Geräten?
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Schlechte Energiebilanz bei Mixer, Wasserkocher, Toaster und Co. – Das empfiehlt der Experte
Ganz so einfach sei das nicht, sagt einer, der es wissen muss: Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale. "Man muss ja immer bedenken, dass auch zur Herstellung neuer Geräte Energie gebraucht wird", so der Energieexperte. Er erklärt, dass bei kleinen Elektrogeräten wie Föhn, Wasserkocher, Mixer oder Toaster in der Regel ein Neukauf aus Gründen des Energieverbrauchs beziehungsweise der Energiebilanz nicht empfehlenswert sei. "Das sind ja alles Geräte, die man vielleicht ein, zwei Mal am Tag benutzt. Und dann ja auch nur kurz. Deshalb: Man kauft solche Geräte neu, wenn sie kaputt gehen. Ansonsten kann man sie ohne schlechtes Gewissen benutzen."
Ähnlich sieht es bei Wasserkochern aus – auch wenn es hier Modelle mit Wärmedämmung gibt. Die haben aber vor allem den Vorteil, dass man sich nicht die Finger an dem Gerät verbrennt, wenn wenn man es anfasst. "Zwar hat der Wasserkocher dadurch einen etwas geringeren Energieverbrauch. Aber der Unterschied ist gering – deshalb tauschen Sie ein Gerät nicht aus", lautet Brandis’ Empfehlung.
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Gefräßiger Stromfresser: der WLAN-Router
Ein kleines Gerät kann jedoch ein großer Stromfresser sein, warnt Brandis: der WLAN-Router. "Ein ineffizientes, altes Gerät kann unter Umständen so viel verbrauchen wie ein Kühlschrank. Da kann sich ein Austausch des Geräts absolut lohnen – auch wenn der Router eigentlich noch funktioniert." Jedoch ist es gar nicht so einfach, die Energiebilanz eines Routers herauszufinden. Dazu müsse man ein wenig Detektivarbeit leisten, meint der Energieexperte. Denn im Gegensatz zu seinem Kühlschrank oder einer Waschmaschine gibt es für einen WLAN-Router keine einheitlichen europäischen Energieeffizienzklassen A, B oder C.
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Den Stromverbrauch kann man beispielsweise mit einem Verbrauchsmessgerät ermitteln. "Das gibt es entweder für wenig Geld zu kaufen oder kostenlos zum Ausleihen bei der Verbraucherzentrale. Sie messen den Verbrauch des Routers dann einen Tag lang und rechnen das hoch aufs Jahr. Und dann wissen Sie, wie viel Strom Ihr WLAN-Router verbraucht", erklärt Brandis.
Energielabel: Auch Fernsehgeräte können Stromfresser sein
Bei Fernsehgeräten ist insbesondere auf den Stromverbrauch im Standby-Modus zu achten. Der kann unter Umständen nämlich ähnlich hoch sein wie im eingeschalteten Zustand. Brandis erklärt, dass der Gesetzgeber zwar schon vor einigen Jahren eine Obergrenze für den Energieverbrauch im Standby-Modus festgelegt habe. "Das gilt allerdings natürlich nur für neuere Geräte. Bei einem alten Fernseher kann es sein, dass der Standby-Betrieb einen erheblichen Anteil am Stromverbrauch hat."
Herausfinden, wie viel Strom der Fernseher verbraucht, kann man laut Brandis wieder mit einem Verbrauchsmessgerät. Der Energieexperte sagt aber auch: "Allein wegen des Standby-Verbrauchs lohnt sich der Austausch nicht, man kann ja auch den Stecker ziehen. Aber möglicherweise lohnt sich der Austausch wegen des gesamten Stromverbrauchs."
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Strom sparen: Große Geräte fressen viel Strom – zum Beispiel der Kühlschrank
Bei größeren Haushaltsgeräten lohnt sich der genaue Blick auf den Energieverbrauch für gewöhnlich mehr als bei kleineren. Schließlich verbrauchen sie in der Regel mehr Strom. "Beim Kühlschrank würde ich empfehlen, dass ein neues Gerät nicht unter der heutigen Effizienzklasse C sein sollte", rät Brandis und macht ein Beispiel auf. "Eine rund 300 bis 400 Liter große Kühlgefrierkombination, die 300 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchte, wird durch ein neues Gerät mit Effizienzklasse C mit 150 Kilowattstunden Jahresverbrauch ersetzt. Das ist also eine Ersparnis von 150 Kilowattstunden pro Jahr. Bei den heutigen Stromkosten – Stichwort Preisbremse bei 40 Cent pro Kilowattstunde – wäre das eine Ersparnis von rund 60 Euro".
Der Energieexperte erklärt, dass die heutige Effizienzklasse C etwa dem älteren A+++, der vormals besten Klasse, entspricht. „Heute sind die besten Geräte bei A und B angesiedelt und haben einen Jahresverbrauch von nicht mehr als 100 bis 120 Kilowattstunden“, weiß Brandis.
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Energie sparen: Nur kleines Potenzial bei Waschmaschinen
Kleiner ist das Stromsparpotenzial hingegen bei Waschmaschinen. Der Energieexperte erklärt, dass hier insbesondere für das Erhitzen des Wassers Energie aufgebracht werden muss. Sein Tipp: Nicht zu heiß waschen. "Also zum Beispiel eher auf 30 Grad waschen als auf 60." Das spare Strom - und Geld.
Ein weiterer Tipp: Die Maschine immer voll machen. "Denn dann müssen Sie auch weniger oft waschen. Für einen Zwei-Personen-Haushalt reicht in der Regel eine Waschmaschine mit einer Sechs-Kilogramm-Trommel." Ein Austausch des Geräts aufgrund des Energieverbrauchs empfiehlt der Experte nicht.
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Energieverbrauch im Haushalt: Bei diesen Geräten kann man ordentlich sparen
Beim Trockner dagegen lohnt der Blick auf die Energiebilanz. "Beim Wäschetrockner würde sich ein Austausch unter Umständen lohnen", sagt Brandis. "Denn im Unterschied zu Waschmaschinen hat sich hier in den letzten zehn Jahren einiges getan beim Stromverbrauch." Ein moderner, neuer Wärmepumpentrockner würde im Gegensatz zu einem Standard-Ablufttrockner oder -Kondenstrockner grob die Hälfte an Strom verbrauchen. Brandis betont aber auch: "Natürlich kommt es da immer auf die Häufigkeit an, wie oft das Gerät benutzt wird: Nur an manchen kalten Wintertagen oder jede Woche – das macht natürlich auf das Jahr gerechnet einen großen Unterschied für den Stromverbrauch."
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Eine weitere lohnenswerte Anschaffung mit Blick auf den Energieverbrauch könnte ein Herd sein. Mit einem Induktionsherd könne man im Gegensatz zu einem Elektroherd relativ viel Strom sparen. Brandis erklärt: "der Induktionsherd erhitzt nur die Töpfe und Pfannen und nicht sich selbst. Dadurch gibt es natürlich viel weniger Wärmeverlust. Außerdem dauert das Erhitzen bei einem Strahlungsherd viel länger. Von daher hat die Induktionstechnik ein gewisses Sparpotenzial."
Jedoch sei hier zu beachten, dass auch meist neue Töpfe und Pfannen angeschafft werden müssen; die alten vom E-Herd sind mit Induktion meist nicht kompatibel. Ob sich hier die Mehrausgabe lohnt, müsse man im Einzelfall entscheiden, so der Energieexperte.
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