Wittgenstein. . Anfang September startet eine Streetbob-Weltmeisterschaft mit selbstgebasteltem Sportgerät in Winterberg. Zwar steht der Spaß im Vordergrund, doch für Seifenkisten gelten auch Regeln. Kann das Team Wittgenstein die TÜV-Abnahme bestehen?

Armin Zell staunte nicht schlecht, als der „Bausatz“ für seinen Streetbob, auf Deutsch: die Seifenkiste, angeliefert wurde. Zwei Holzplatten – so groß, dass sie nicht in die Garage passten – und eine Kiste, darin „der Rest“. Dazu eine Liste mit Vorgaben, die eingehalten werden mussten. Einfacher vorgestellt hatte sich der Kartsportbegeisterte vom Erndtebrücker Motorsport-Club (EMC) die Herausforderung 1. WP Streetbob-WM.

Neuland für Erndtebrücker

„Das ist jetzt alles Neuland für uns“, gesteht Armin Zell. „Wir fahren eigentlich Kart, wurden gefragt, ob wir für Wittgenstein an den Start gehen wollen, und haben zugesagt.“ Immerhin steht er zusammen mit seinem Sohn Nico inzwischen vor einer fertig zusammengebastelten Seifenkiste. Geholfen haben die Freunde vom EMC und zukünftigen Teamkollegen José und Santiago Nunez sowie Matthias Knebel.

TÜV-Prüfer nimmt Streetbob ab

Heute ist Zittern angesagt. Gleich kommt ein „TÜV“-Prüfer, um zu schauen, ob das Gefährt ordnungsgemäß zusammengeschraubt wurde. Nico Zell, der den Bob auch fahren wird, schaut noch skeptisch. Vorne haben die Männer ihn nämlich etwas schmaler gemacht, als den Bob auf ihrer Vorlage – „wegen dem Luftwiderstand“. Ob das nun erlaubt ist, weiß keiner so recht.

Street Bob WM_neu.jpg

Mit etwas Verspätung aber voller Elan trudelt Prüfer Rainer Gruß aus Essen ein und flitzt zielstrebig auf den Bob zu: „Ja schick, sieht alles super aus“, sagt er nach einem ersten Blick, als ob seine Arbeit damit schon getan ist. Das irritiert die Zells und Publikum ein wenig. Und tatsächlich: Nach einem kleinen Bremsentest gibt’s nur noch nette Ratschläge. Kein Zollstock wird angesetzt, kein Gewicht geprüft, keine Schrauben kontrolliert.

Bei der „Streetbob-WM“ in Winterberg, die diesen September erstmalig stattfinden wird, steht Spaß offensichtlich im Vordergrund. Den verspricht auch „TÜV-Prüfer“ Rainer Gruß: Etwa 45 Kilometer pro Stunde bekämen die Seifenkisten drauf, die mit zwei Fahrern etwa 300 Kilo wiegen sollten. „Das hört sich langsam an, wenn du aber erstmal drinsitzt, wird dir Angst und Bange“, lässt er vorausblicken. „Außerdem machen die Dinger einen Höllenkrach.“

Die erste WP Streetbob-WM in Winterberg

Die Rennen laufen am Samstag, 6. September, in der Zeit zwischen 10 und 16 Uhr. Jedes Team hat vier Läufe, die Zeiten werden addiert, der schnellste Bob gewinnt. Um 16 Uhr ist Siegerehrung.

Die Bobs starten in der Winterberger Haupteinkaufsstraße Am Waltenberg, Ziel ist nach zwei Schikanen der Marktplatz, wo auch ein Fest stattfindet.

Streetbob-Neulinge werden mutiger

Das Eis ist gebrochen, die Streetbob-Neulinge werden mutiger. Bislang ist die Seifenkiste langweilig holzfarben und mit keinerlei Schnickschnack verziert. „Wir hatten an einen Wisentkopf und Fell gedacht“, sagt Armin Zell. „Kein Problem, da werden die dollsten Sachen kommen. Blaulicht, LEDs, Fähnchen – machen Sie, wenn Sie wollen, einen Hirschkopf dran“, antwortet Gruß.

„Ein Überrollbügel und Kartsitze, vielleicht noch ein neues Lenkrad?“ – „Auch kein Problem.“ Das hätten die Veranstalter aber auch vorher deutlicher sagen können, bemängeln die Zells, die sich mit Extrawürsten bislang vornehm zurückhielten. „Wohl wahr, es ist für alle das erste Mal“, räumt der Prüfer ein. Aber für kommendes Jahr ist schon das zweite Rennen geplant. „Da wird sicher nochmal einiges anders gemacht.“