Bad Berleburg. . Die seit einem Jahr in Freiheit lebenden Wisente sorgen touristisch für einen Aufschwung im Wittgensteiner Land. Auch die Tiere des europaweit einzigartigen Artenschutzprojektes fühlen sich offenbar sehr wohl in der Region.

Der Wisent an sich ist das Wildtier des Jahres 2014. Nicht nur das. Tritt er in der Herde auf, bewegt er was. Vor gut einem Jahr sind wilde Wisente im Wittgensteiner Land freigesetzt worden. Seither ist das Interesse an dem europaweit einzigartigen Artenschutzprojekt ungebrochen.

Bernd Fuhrmann, Bürgermeister und Vorsitzende des Trägervereins Wisent-Welt-Wittgenstein, weiß die Entwicklung zu schätzen: „Die Wisente sind zu einem positiven Markenbotschafter für die Stadt und die Region geworden. Sie haben bei vielen Menschen für eine Aufbruchstimmung gesorgt.“ Beleg für diese Entwicklung ist aus seiner Sicht die hohe Zahl der Besucher in der Wisent-Wildnis am Rothaarsteig.

53 000 Besucher seit der Eröffnung

Das Gehege als Guckloch für die in freier Wildbahn lebenden Tiere zieht Gäste an. „Seit der Eröffnung im September 2012 bis Ende März 2014 sind 53 000 Besucher gezählt worden“, sagt Fuhrmann. „Im Frühsommer wird die Wisent-Hütte eröffnet. Die Gastronomie wird dem Tourismus weiteren Aufschwung verleihen.“ Schon jetzt seien zusätzliche Arbeitsplätze entstanden: „Das sorgt für eine steigende Wertschöpfung.“

Und Landrat Paul Breuer, Vorsitzender des Touristikverbandes Siegerland-Wittgenstein, weiß: „Im regionalen Marketing spielen die Wisente die herausragende Rolle. Die steigenden Übernachtungszahlen signalisieren uns das große Interesse an diesem Projekt.“

Alle Verantwortlichen lernen im Umgang mit den bis zu 1000 Kilogramm schweren Tieren täglich hinzu. Mitinitiator Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg: „Es war ein unglaublich spannendes Jahr. Wenn man auf die Wisente im Wald trifft, ist es ein erhebendes Gefühl.“ Fuhrmann: „Unser Wissen hat sich enorm vermehrt.“ Noch viel mehr weiß Coralie Herbst. Die Diplom-Biologin von der Stiftung der Tierärztlichen Hochschule Hannover koordiniert die wissenschaftliche Begleitung des Projekts..

Kerngebiet beträgt 700 Hektar

Eine Erkenntnis: Die Tiere haben sich in den vergangenen zwölf Monaten auf einer Fläche von 5500 Hektar bewegt: „Das entspricht exakt den Angaben in der Literatur und dem, was zu erwarten war.“ Überwiegend hält sich die Herde in einem 700 Hektar großen Kerngebiet auf. Herbst: „Das zeigt, die Wisente fühlen sich in der Region heimisch, unternehmen Ausflüge, aber kehren immer wieder zurück.“ In der Ost-West-Achse durchstreifen die Tiere ein Gelände von zwölf Kilometern, in der Nord-Süd-Achse legen sie acht Kilometer zurück. „Darauf können wir uns gut einstellen“, versichert die Wissenschaftlerin.