Wemlighausen. . Heidi Dickel machte ihr Hobby zum Beruf. Schon immer liebte sie die Wittgensteiner Wälder. Seit einiger Zeit ist sie dort nun als „zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin“ mit Gruppen ihrer Agentur „Event Wandern“ unterwegs. Ihr Mann Horst erweitert das Angebot künftig um Planwagenfahrten.

„Wandern, das ist ... der Weg in die Freiheit“. Dieses Zitat der englischen Schriftstellerin Elizabeth von Arnim hat Heidi Dickel beherzigt. Als sie ihre beiden Kinder „groß und aus dem Haus hatte“, gab sie ihrem Mann Horst zu verstehen: „Brems mich bitte nicht, wenn ich meinen Weg gefunden habe“. Horst trat weiß Gott nicht auf die Bremse, sondern half seiner Heidi beim Gas geben.

Und er unterstützte sie ideell und finanziell dabei, dass sie mit ihrem Hobby in die Selbstständigkeit gehen konnte. Quasi aus dem Büro in den Wald. Heidi, als Balds Mädchen in Dotzlar groß geworden, hat schon früh ihre Leidenschaft für die Wittgensteiner Wälder entwickelt: „Nadel- und Laubbäume, Täler und Bäche, Wiesen und traumhafte Ausblicke“, das sind ihre Ziele, zu denen sie früher oftmals ihre Freundinnen geführt hat. Und die haben ihr dann irgendwann mal geraten: „Mach das doch professionell!“

Schützenhilfe bekam Heidi Dickel vom Wanderweg-Experten Rüdiger Grebe und dem zu früh verstorbenen Heinz-Herrmann Born aus Raumland. Die alten und neuen Geschichten, die diese beiden Haudegen erzählen konnten, haben Heidi Dickel „angefixt“. Mit einer von ihr geführten und mit historischem Wissen angereichten Wanderung feierte sie auf dem „Schieferpfad“ Premiere. Das positive Echo der Teilnehmer kam schnell auch bei Matthias Heß, damals Touristik-Chef in Bad Berleburg, und Peter Grobbel (Landhaus Wittgenstein) an. Der Zuspruch von den Experten ermunterte Heidi Dickel zum Ausbau ihrer Aktivitäten. In der Nähe von Kaiserslautern büffelte sie zehn Tage am Stück in einem Seminar, das sie als „zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin“ mit Bravour absolvierte.

Wer die engagierte Heidi Dickel kennt, weiß, dass „nur mit Leuten durch den Wald latschen“ absolut nicht ihr Ding ist. Es soll stets etwas Besonderes sein – in und mit der Natur. Ausreichend Ideen? Kein Problem für Heidi Dickel. Und so hat die 49-Jährige ihre Agentur „Event Wandern“ gegründet – mit ausgefallenen, geführten Tour-Angeboten in und um Bad Berleburg. Dafür zahlen die Teilnehmer gern einen Euro, daraus macht die Agentur-Chefin kein Geheimnis; aber sie räumt ein: „Wenn man damit reich werden könnte, gäbe es schon lange etliche Wanderführer bei uns. Das ist mehr Liebhaberei und ein wunderbares Hobby.“

Es war eine Frage der Zeit, wann Ehemann Horst von dem Enthusiasmus seiner Frau angesteckt werden würde. Inzwischen fährt er Tische und Bänke in den Wald, wenn die Wandergruppe eine Etappenpause macht, er bringt auch – wenn gebucht – Sekt oder Torten für anspruchsvolle Teilnehmer an die Strecke. „Er hat immer mehr Spaß daran bekommen, wandert jetzt auch mal mit mir neue Strecken ab und – berät mich aus Männersicht,“ lacht die Event-Managerin. Aber: Das mit der Männersicht ist nicht unwichtig; denn bei Heidi Dickel buchen angehende Ehemänner ihren Junggesellen-Abschied oder eine (männliche) Stammtischrunde interessiert sich für die zu erwandernde Krimi-Lesung oder das Schneeschuhwandern mit anschließendem Glühweingenuss am Lagerfeuer.

Alle Wanderrouten sind genehmigt

Alle Touren sind übrigens mit der Rentkammer oder den zuständigen Forstämtern besprochen und genehmigt. „So weiß ich, welche Gebiete ich bei Jagden meide und wo eventuell Holzfäller unterwegs sind.“ Die Zusammenarbeit mit Rentkammer und Behörden klappt bestens, es gibt darüber hinaus Kooperationen mit der Wisent-Wildnis, die bei Vollmond in der Nacht besucht wird oder den vielen weiteren Events, die dort stattfinden.

Ehemann hat sich Traum erfüllt

Wer nicht unbedingt Wandern möchte, wird bei Dickels neuerdings ein weiteres Angebot finden; denn das Hobby von Horst Dickel hat ganz aktuell zu einer weiteren touristischen Bereicherung in der Region geführt. Der Unternehmer liebt die legendären Unimog-Fahrzeuge und hat sich vor einem Jahr mit dem Kauf solch eines Schätzchens einen Traum erfüllt und sich gesagt: „Wenn wir schon den Unimog haben, können wir doch auch einen Planwagen dahinter hängen“. Gesagt, getan. Alle behördlichen Auflagen sind erfüllt – bis zu 25 Gäste können bald im von Berleburger Handwerker gebauten Wagen Platz nehmen – bei Musik und dank der Sitzheizung auf warmen Bänken.

Mit der Jungfernfahrt des Planwagens möchte sich Heidi Dickel am heutigen Freitag bei einer Truppe bedanken, die ihr zum Südwestfalentag „mit einer tollen Zusammenarbeit sehr geholfen“ haben: Es ist das Organisationsteam aus dem Jugendförderverein. Den Mitgliedern will die Event-Managerin heute Nachmittag zurufen „Bitte Platz zu nehmen“, und dann kann Horst vorn auf seinem Unimog Gas geben.