Bad Berleburg/Schmallenberg. Die ausgewilderten Wisente in Wittgenstein sind für Besucher eine Attraktion. Bauern im benachbarten Hochsauerlandkreis klagen jedoch über den Hunger der Wisente: Ihnen scheint Buchenrinde besonders gut zu schmecken. Vor allem private Waldbauern im Raum Schmallenberg sind betroffen.

„Ich hab’ die Wisente gesehen!“ Die Wanderer, die gerade im „Schäferhof“ auf Jagdhaus eingekehrt sind, strahlen. Gerne zeigen sie Hotelier Rudolf Grobbel die Fotos, die sie unterwegs mit ihrer Digitalkamera gemacht haben. Fast schon ein Garant für gute Bilder ist die „Wisent-Wildnis“ zwischen Bad Berleburg und Fleckenberg, wo man den Tieren beim Rundgang durchs Schaugehege schon sehr nahe kommt.

Oder sind die Fotos gar auf dem Rothaarsteig entstanden, also mitten in der freien Natur? Dann können die Wanderer nur der Herde um Leitkuh Araneta und Bulle Egnar begegnet sein, die seit ihrer Auswilderung im vergangenen April durch die Wälder Wittgensteins streift. Doch die Wisente sind nicht überall so gern gesehen.

Im benachbarten Hochsauerlandkreis zum Beispiel. Vor allem private Waldbauern im Raum Schmallenberg beklagen sich über „Schälschäden“, welche die Tiere an den Bäumen hinterlassen. Offenbar schmeckt ihnen etwas an der Rinde von Buchen besonders gut, das sie bisher einfach nicht auf dem Speiseplan hatten.

Mineralsteine als Leckerli ausgelegt

Die Fachleute vom Trägerverein „Wisent-Welt Wittgenstein“ sind etwas ratlos, aber nicht untätig. Dazu haben sie die Herde in die Gegend um das frühere Auswilderungsgehege bei Kühhude nahe Bad Berleburg gelockt, dessen Zaun vor einigen Monaten erst medienwirksam geöffnet wurde. Über den Winter wollen sie herausfinden, was den Tieren fehlt. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt Johannes Röhl, Forstdirektor der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer. Literatur-Studien, aber auch Gespräche mit Experten anderer Wisent-Gehege gehören laut Röhl dazu.

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Im Alltag der Wisente bedeutet das: Neben Heu sind für sie nun Mineral-Lecksteine ausgelegt. Mit diesen Futterzusätzen und anhand von Blutproben wollen Röhl und sein Team überprüfen, ob es bei den Tieren womöglich „Mangel-Erscheinungen“ gibt. Ob ihnen zum Beispiel das Spurenelement Selen fehlt, wie das oft bei Rindern der Fall ist. Oder Kobalt und Mangan, wie nicht selten beim Rotwild.

Hans von der Goltz, Leiter des Regionalforstamtes Oberes Sauerland in Schmallenberg, möchte das Artenschutz-Projekt, das vom NRW-Landesumweltministerium und vom Bundesamt für Naturschutz gefördert wird, gerne weiterhin unterstützen. Allerdings müssten die Verantwortlichen in Bad Berleburg die Ursachenforschung für das Phänomen „jetzt mit Energie nach vorn bringen“, meint er mit Blick auf die entstandenen Schäden in den Wäldern des Hochsauerlandkreises, die sich auf mehrere Tausend Euro belaufen. Wer am Ende dafür aufkommt, wird noch zu klären sein.

Auf zwei Strecken am Rothaarsteig ist Tempo 30 im Gespräch 

„Die Tiere haben halt Spaß am Leben“, schmunzelt Hotelier Grobbel über die Ausflüge der Wisente, die gelegentlich in den Schlagzeilen auftauchen. Gefahr? Die gehe von so einer Herde normalerweise nicht aus, meint er. Aber: „Ich sage den Leuten auch: Gehen Sie nicht so nah heran, haben Sie Respekt vor den Tieren – vor allem, wenn ein Jungtier dabei ist.“ Um auf den Straßen Wildunfälle mit Wisenten zu vermeiden, ist auf zwei Strecken am Rothaarsteig inzwischen sogar Tempo 30 im Gespräch. Dass die Wisent-Herde künftig „beigefüttert“ werden muss, hält Grobbel für sehr wahrscheinlich. Vielleicht gebe es für die Tiere vor lauter Wald auch zu wenig offene Flächen, um das richtige Futter in der Natur zu finden. Das jedenfalls habe ein Experte des Naturschutzbundes (NABU) zu bedenken gegeben.

Wenn die wilden Wisente in der Nähe bleiben, kann das dem Hotelier nur recht sein. „Wir brauchen echte Tourismus-Marken“, sagt Grobbel, übrigens auch im Verkehrsverein Schmallenberger Sauerland und im Rothaarsteig-Verein aktiv. „Das ist ein ganz wichtiger Punkt.“ Der Rothaarsteig, die Wisent-Wildnis – beides Begriffe, mit denen Touristen nachweislich die Region verbinden, sagt Grobbel. Die entscheidend seien für die Vermarktung. Sauerland? Wittgenstein? Siegerland? Als reine Urlaubsziele vor allem bei der Jugend in Deutschland kaum bekannt, weiß Grobbel.

Wisent Wildnis Wittgenstein

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Wisentkalb "Quelle" wurde jetzt ins Schaugehege der Wisent Wildnis Wittgenstein zu seiner Mutter, der Leitkuh "Gutelaune", gebracht. © Lars-Peter Dickel / WP
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Menschen, die im Urlaub, bei Ausflügen bewusst Ruhe, Entschleunigung suchen – sie macht Grobbel als Hauptzielgruppe für den gesamten Rothaarsteig als Natur- und Wander-Paradies aus. Und genau diesen Gedanken müssten auch die Gastronomen in der Umgebung „selber leben“. Zum „Schäferhof“ passe das jedenfalls sehr gut.

Neue Wisent-Hütte wird gebaut

Auf eine neue „Wisent-Hütte“ an der Wildnis – derzeit in Bau, geplante Eröffnung im Frühsommer – freut sich der Hotelier schon. Dort soll eine Gastronomie entstehen, die von ihrer Atmosphäre gut zur Kulisse passt. Der Rundweg durchs Wisent-Gehege soll so noch attraktiver für die Besucher werden. „Jede neue Blume macht den Strauß bunter“, sagt Grobbel. „Für unsere Gäste wird das sicher ein netter Anlaufpunkt.“ Kamera nicht vergessen!