Bad Berleburg. Die Mietshäuser kommen nicht aus den Schlagzeilen. Jetzt werden sie im Internet angeboten. Eine Recherche zu Makler und dem extremen Preis.

Das Preisschild macht stutzig. Die wegen abgestellter Heizungen, Müll und fehlender Hausmeistertätigkeiten aktuell in die Schlagzeilen geratenen Wohnblöcke aus dem Berliner Viertel in Bad Berleburg werden auf verschiedenen Immobilienplattformen im Internet zum Kauf angeboten. Für 7,25 Millionen Euro. Zuzüglich Nebenkosten in Höhe von 552.610 Euro läge der Kaufpreis laut Internet bei 7,8 Millionen Euro.

Internet-Makler reagiert gereizt

„Die Wohnanlage in Bad Berleburg umfasst 13 Mehrfamilienhäuser – bestehend aus 127 Wohneinheiten im Zwei- bis Vier-Zimmerwohnung-Mix. Die Anlagen sind familienfreundlich gestaltet und ruhig gelegen. Die Gebäude wurden zwischen 1967 und 1975 erbaut und regelmäßig Instand gehalten“, heißt es im ersten Kurzexposé der Firma „Ohne Makler“. Deren Ansprechpartner unter der Anzeige reagiert genervt auf die telefonische Anfrage. Von den seit Monaten andauernden Problemen rund um die Wohnblocks wisse er nichts: „Darüber bin ich nicht informiert. Wir sind auch nicht der Eigentümer“, wiegelt er Nachfragen ab.

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Als wir ihn dann mit seiner Tätigkeit für die aktuell für die Misere mitverantwortliche X-Direkt Consulting GmbH aus Frankfurt am Main konfrontieren, betont er, seit Jahren nicht mehr für das Unternehmen zu arbeiten. Das stimmt: Von 2017 bis 2019 war er aber Geschäftsführer des Unternehmens. Das Interessante: Die X-Direct GmbH gehört Olaf Claus Bothe, der seit 2019 Geschäftsführer dort ist. Bothe ist seit 2011 auch Geschäftsführer der Plan B Privat Capital GmbH aus Limburg an der Lahn, der die jetzt angebotenen Immobilien gehören. Auch dazu möchte der Immobilienvermarkter nichts sagen und beendet das Gespräch mit dem Hinweis: „Ich möchte meinen Namen nicht in der Zeitung lesen“ und den Worten: „Sie verschwenden meine Zeit!“

Auf den ersten Blick sieht das Preisschild von 7,8 Millionen insgesamt recht günstig aus. Denn wenn man die aktuellen, amtlichen Bodenrichtwerte und Immobiliendurchschnittspreise für zwischen 1950 und 1974 errichtete Häuser nimmt, läge der Durchschnittskaufpreis bei 1646 Euro pro Quadratmeter. Demnach müsste ein Käufer allein für die 8539 Quadratmeter Wohnfläche rund 14 Millionen zahlen. Hinzu kämen auch noch 20.893 Quadratmetern Grundstücke.

Preisberechnung für Experte nicht schlüssig

Aber Günter Schmidt von Rothaar-Immobilien aus Bad Berleburg schüttelt als erfahrener Immobilienmakler den Kopf. „So kann man das nicht rechnen“, erläutert er auf Anfrage der Redaktion. „Der Zustand ist entscheidend und auch der Ertragswert, also das, was ich durch Vermietungen erzielen kann“. Schmidt kennt den aktuellen Zustand der Immobilien im Berliner Viertel nicht, bleibt deshalb zurückhaltend. Sein Unternehmen hat aber große Erfahrung mit der Vermarktung beispielsweise von Häusern aus der Kuhlmannsiedlung in Erndtebrück.

Günter Schmidt ist selbstständiger Immobilienkaufmann in Bad Berleburg.
Günter Schmidt ist selbstständiger Immobilienkaufmann in Bad Berleburg. © WP | Foto Peter Kehrle www.fotogeist.com

Deshalb rät er dazu, bei der Modellrechnung den Quadratmeterpreis deutlich zu reduzieren. Also rechnen wir in der Gegenrichtung: Was verlangt der Anbieter also für den Quadratmeter: rund 850 Euro. Aber selbst das erscheint recht hoch gegriffen. Denn in die zwischen 1967 und 1975 erbauten Häuser müsste ein Erwerber viel Geld stecken. Neben Instandhaltung wäre eine energetische Sanierung fällig. All das müsste sich im Preis ebenfalls widerspiegeln.

Drohender Leerstand ist ein Szenario

Viel wahrscheinlicher als ein Kauf durch einen solventen Investor, der die 13 Häuser saniert, ist aktuell ein anderes Szenario. Durch das Drama um die abgestellten Heizungen, die mangelnde Müllabfuhr und die fehlenden Hausmeisterleistungen haben die Mieter, die es sich leisten konnten, oder aber die eine neue Bleibe gefunden haben, die Wohnungen in der Berliner und der Brandenburger Straße verlassen. Die zu erwartenden Mieterlöse aus dem als „Renditeobjekt“ angepriesenen Paket sinken also.

Langfristig droht Leerstand und weiterer Verfall. Im Umkehrschluss wächst auch der Druck auf den Wohnungsmarkt in Bad Berleburg. Gerade das Segment der kleinen und mittleren Wohnungen von zwei bis vier Zimmern ist traditionell auf dem Land begrenzt.