Bad Berleburg. Seit Wochen ist der Aufzug des Berleburger Hochhauses außer Betrieb – für die Bewohner eine Katastrophe. Nun müssen sie um ihr Warmwasser bangen.

Der Albtraum für die Bewohner in der Brandenburger Straße 2 in Bad Berleburg geht weiter: „Seit Jahren wurde in dem Hochhaus nichts mehr gemacht“, so Klaudia Horchler. Schimmelpilzbefall, Rattenplage, Probleme mit der Müllentsorgung. „Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll“, sagt die Mutter von drei Kindern. Seit mehr als einem Jahr kämpft sie dafür, dass sich was ändert – ohne Erfolg. Eine schlechte Nachricht folgt der nächsten – nun ist seit Wochen der Aufzug außer Betrieb. Für die Mutter eine Katastrophe. „Den Kinderwagen hoch und runter schleppen – das macht mich und mein Leben kaputt.“ Und damit ist sie nicht allein.

Helmut Weyand ist ebenfalls am Ende seiner Kräfte. Wie Klaudia Horchler ist auch er Mieter der Brandenburger Straße 2. Gemeinsam mit seiner Frau wohnt er im fünften Stock. Kein Aufzug bedeutet für ihn eine Katastrophe. „Ich bin zu 60 Prozent gehbehindert. Die rund 90 Stufen sind für mich sehr beschwerlich.“ Daher versuche er lediglich einmal die Woche das Haus zu verlassen – zum Einkaufen. „Jetzt, wo meine Frau im Krankenhaus ist, werde ich die Stufen wohl täglich gehen müssen, damit ich sie sehen kann.“ Und auch die Einkaufstüten wieder in den fünften Stock zu tragen, sei fast unmöglich. „Zum Glück gibt es hier liebe Nachbarn, die einem beim Tragen helfen“, sagt er. Hilfe, die die Mieter vom Eigentümer des Objektes – der Plan B Capital GmbH, die mehrere Objekte in der Brandenburger, Berliner und Bernauer Straße besitzt – fordern. Das jedoch ohne Erfolg. „Die Plan B Capital GmbH versucht man vergebens zu erreichen“, so Horchler.

Mängel müssen behoben werden

Das Problem: Solange der Eigentümer die Mängel am Fahrstuhl nicht beheben lässt, bleibt der Fahrstuhl auch weiterhin außer Betrieb. Für die Mieter des Wohnhauses unbegreiflich. „Ich habe mit einem Herrn gesprochen, der sagte, dass er sich kümmern wolle“, so Helmut Weyand. Laut Telefonat warte man auf die Mängelliste seitens der Bezirksregierung. „Es hieß, die weigere sich, die Liste herauszugeben.“ Doch laut Aussagen der Bezirksregierung habe man dem Eigentümer des Objektes „vor mehr als einem halben Jahr den Sachverständigen-Prüfbericht mit aufgelisteten Mängeln zukommen lassen“, teilt Ursula Kissel, Pressesprecherin bei der Bezirksregierung Arnsberg, auf Nachfrage der Redaktion mit. „Dem Betreiber liegen also alle Informationen vor, um die Mängel beseitigen zu lassen.“ Um welche Mängel es sich hierbei konkret handelt, dürfe die Bezirksregierung „nicht an Dritte herausgeben“. Bereits zum wiederholten Male habe die Bezirksregierung den Betreiber aufgefordert, die Mängel zu beseitigen. „Weil dies nicht erfolgt ist, hat die Bezirksregierung Arnsberg den Aufzug aus Sicherheitsgründen stillgelegt.“

Helmut Weyand ist sauer: Erneut gibt es keinen funktionierenden Aufzug im Wohnhaus. Für den gehbehinderten Mann ein Problem.
Helmut Weyand ist sauer: Erneut gibt es keinen funktionierenden Aufzug im Wohnhaus. Für den gehbehinderten Mann ein Problem. © WP | Ramona Richter

Dass der Aufzug für mehrere Wochen ausfällt ist für die Bewohner jedoch kein unbekanntes Problem. „Bereits im Januar war er für längere Zeit außer Betrieb“, so Weyand und Horchler. Doch: „Egal um welches Problem es sich hier handelt --es ist jedes Mal ein enormer Papierkrieg.“ Eine Lösung aber gibt es bis heute nicht. „Der Vermieter ist unauffindbar. Er reagiert weder auf Anrufe, noch auf Briefe.“ Das bestätigt auch Helmut Weyand. „Die Anwaltsbriefe kamen via Post zurück.“ Die Mieter wissen nicht mehr weiter. Auch, weil Ende des Monats ein weiteres Problem hinzukommt. Denn dann droht ihnen, wie beispielsweise auch den Bewohnern des Wohnblocks in der Berliner Straße 47/49, dass die Wärmezufuhr zum 31. Juli eingestellt wird, da bereits seit „2020 die Zahlungen der Plan B Privat Capital GmbH ausbleiben“. Das teilte das zuständige Unternehmen – die G+E Getec Holding GmbH – mit. „Aus diesem Grund sieht sich Getec gezwungen, die Wärmeversorgung inklusive der Warmwasseraufbereitung zum 31. Juli 2023 einzustellen.“ Die offenen Forderungen belaufen sich laut Getec mittlerweile auf einen hohen sechsstelligen Betrag.

Eigentümer nicht erreichbar

Für Helmut Weyand, Klaudia Horchler sowie die anderen Mieter ein unzumutbarer Zustand. „Ich habe ein Jahr lang gekämpft, damit es hier halbwegs normal wird. Meine Kinder schämen sich für die Umstände hier“, sagt Horchler, die schon länger auf der Suche nach einer neuen Wohnung ist. „Als alleinerziehende Mama mit einem Hund eine Wohnung zu finden – das ist schwer.“ Dennoch gibt sie die Hoffnung nicht auf. Denn: „Ich habe Angst, hier weiter zu wohnen. Es gibt keinen Brandschutz, keine Türen im Treppenhaus, immer mehr wird in diesem Haus etwas zerstört. Und niemand kümmert sich.“ Für Helmut Weyand und seine Frau sei ein Umzug aber keine Option: Seit 2012 wohnen sie bereits in ihrer Wohnung. „Es ist nicht einfach, mit einem Haustier eine neue Wohnung zu finden, und wir sind ja auch nicht mehr so mobil“, sagt er. Er hofft, dass sich endlich etwas tut.

Eine leerstehende Wohnung in dem Hochhaus: Der Zustand des Gebäudes wird immer schlimmer.
Eine leerstehende Wohnung in dem Hochhaus: Der Zustand des Gebäudes wird immer schlimmer. © WP | Ramona Richter

Den Immobilien-Eigentümer konnte die Redaktion trotz zahlreicher Versuche telefonisch nicht erreicht werden, um ihn mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Wie die Redaktion erfuhr, werden die Objekte bereits auf einer Immobilienplattform zum Verkauf angeboten.