Puderbach. In Wittgenstein ist der Wald Privatsache - So kämpfen einige große und viele kleine Besitzer jetzt mit der Borkenkäferkatastrophe.

In Wittgenstein ist der Wald Privatsache. Das kann man sagen. Staatswald gibt es im Grunde nicht und die drei Kommunen haben zusammen rund 1500 Hektar Davon entfallen auf Bad Berleburg inklusive Streitwald rund 630 und auf Bad Laasphe 570. Demnach ist der Wald in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück zumeist in der Hand der privaten Waldbesitzer. Neben Großgrundbesitzern wie den beiden fürstlichen Rentkammern - 13.000 Hektar für Sayn-Wittgenstein-Berleburg in Bad Berleburg und 7000 für Sayn-Wittgenstein-Hohenstein in Bad Laasphe – gibt es aber auch zahlreiche kleine. Christian Conrad aus Puderbach ist einer von ihnen. Genauer gesagt einer von 1250 Waldbesitzern, die mit ihren zusammengenommen 8400 Hektar in der Waldbesitzervereinigung Wittgenstein zusammengeschlossen sind.

Saatgut und Setzlinge werden teurer

Mit seinen sechs Hektar Mischwald aus Fichte, Buche und anderen Laubhölzern ist ist der 61-Jährige zwar nicht so extrem von der Krise betroffen wie andere mit reinen Fichtenbeständen, aber auch Conrad macht sich zusammen mit so vielen anderen Gedanken darüber, wie diese Flächen wieder aufgeforstet und das Ganze auch bezahlt werden soll. „Man sagt ja, dass die Flächen erst einmal zwei Jahre ruhen sollen. Aber die Pflanzenpreise steigen jetzt schon“, sagt er. Vom Einschlag des Käferholzes bleibe aktuell nicht viel. Und davon müssen nicht nur die Setzlinge bezahlt werden. „Von jedem Festmeter geht in der Waldbesitzervereinigung ein Euro in die Rücklage für den Wegebau“, erläutert Conrad. Diese Regelung ist wichtig, weil nach dieser verstärkten Holzabfuhr viele Wege erneuert werden müssen, um die Erschließung der Waldflächen zu gewährleisten. Geld, das unterm Strich bei sinkenden Preisen und steigenden Kosten erwirtschaftet werden muss. Von der Explosion der Preise bei Bauholz kommt bei den Erzeugern nicht viel an.

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Gerade auch für die vielen nebenberufliche Land- und Forstwirte hat der Wald eine große wirtschaftliche Bedeutung: „Das war die Sparkasse“, weiß Conrad. „Wenn jemand eine Anschaffung machen wollte, hat er Holz eingeschlagen. Das ist jetzt vorbei“, sagt der Puderbacher, der bei einem Unternehmen im Siegerland im Vertrieb arbeitet und seine kleine Forstwirtschaft und ein bisschen Rinderzucht nebenbei betreibt. „Mit jemandem, der von der Forstwirtschaft leben muss, möchte ich jetzt nicht tauschen“, sagt Conrad. Er selber hat den Betrieb von seinem Vater übernommen, der noch Vollerwerbslandwirt war. „Ich bin aber keiner, der mit Kettensäge und Schnittschutzhose groß geworden ist“.

Waldbesitzer haben gelernt

Dass er sich trotzdem so stark engagiert, hängt mit der Waldbesitzergenossenschaft Puderbach und auch der Forstbetriebsgemeinschaft Bad Laasphe zusammen. In dem Vorgänger der Waldbesitzervereinigung war Conrad erst stellvertretender Vorsitzender und anschließend selbst Vorsitzender. Damals, 2014 schlossen sich viele der Forstbetriebsgemeinschaften und auch die Kommunen zur Waldbesitzervereinigung zusammen, um mit mehr Professionalität und mehr Holz im Hintergrund stärker gegenüber den Sägewerken auftreten zu können. Durch die größeren Mengen können die Preise stabil und die Kosten für den Einschlag geringer gehalten werden. Die Erfahrung der Ur-Katastrophe Kyrill hat die Waldbauern noch enger zusammenrücken lassen. Christian Conrad war damals schon mit dabei: „Das war eine riesige Menge Holz, die auf einmal da war und vermarktet werden musste“, erinnert er sich. Vergleiche zur aktuellen Borkenkäfer-Katastrophe will er aber nicht ziehen. „Das hier wird länger dauern“, sagt Conrad. Und dann kommt der Wiederaufbau des Waldes. Nur womit ist noch unklar. Klar ist nur eines: Ganz ohne Fichte werde es nicht gehen, sagt Conrad denn die auch Buche stirbt und die Eiche tauge hierzulande gerade einmal für gute Zaunpfähle.