Stünzel. Beim Waldbaden entdeckt der Mensch seine Verbundenheit mit dem Wald zurück. Es ist auch viel gesünder als gedacht – und wissenschaftlich bewiesen.

Kein Ziel, kein Plan – stattdessen die uralte Verbundenheit mit dem Wald mit allen Sinnen spüren: Grita Mengel aus Stünzel bietet geleitetes Waldbaden an. Dabei werden die Menschen aus dem Alltag geholt, rein in die Natur, rein in die Entspannung und weg von allem, was ansonsten belastet.

„Beim Walbaden geht es darum, sich zu verlieren, sich treiben zu lassen und grundsätzlich zu entschleunigen.“ Viele Menschen haben diese Fähigkeit, die Kindern noch eigen ist, verloren, so Mengel. Auch der Bezug zum Wald, der für so lange Zeit der menschlichen Evolution eine so große Rolle gespielt hat, sei vergessen worden – inklusive dem Wissen, das sich die Menschen in jahrhundertelanger Erfahrung angeeignet haben. „Heutzutage muss alles leider immer ein Ziel haben“, so Mengel. Für die TKS Bad Laasphe und die VHS bietet sie Waldbaden-Kurse an – und in diesen mindestens drei Stunden währenden „Kursen“ hilft sie den Teilnehmern, den Zugang zum Wald und zur Natur wieder zu entdecken.

„Viele denken beim Waldbaden an das bekannte Umarmen der Bäume. Aber das macht durchaus auch Sinn“, erklärt Mengel. Denn unter der Rinde stecken die Terpene, also dem Baum eigene ätherische Öle und Harze, die durchaus heilende Wirkung haben können, so Mengel. Die seien im Wald auch in der Luft – durch das Umarmen und Berühren des Baumes nehme man jedoch wesentlich mehr davon auf, als durch das bloße Einatmen.

Der heilende Wald

„Das Immunsystem reagiert darauf sehr positiv“, weiß Mengel. Konkret heißt das: Die Bildung von der sogenannten Killerzellen wird angeregt – somit können Bakterien und Viren effektiver bekämpft werden. Bestätigt fühlte sich Mengel dabei bereits bei einer ihrer ersten Kurse zum Waldbaden, als ein älterer Herr betonte, er sei nur deshalb so alt geworden, weil er jeden Morgen und jeden Abend den Baum in seinem Garten umarme.

Grita Mengel liebt den Wald, ist damit aufgewachsen und will diese Verbundenheit an andere Menschen weitergeben.
Grita Mengel liebt den Wald, ist damit aufgewachsen und will diese Verbundenheit an andere Menschen weitergeben. © WP | Lisa Klaus

Das Waldbaden besteht jedoch nicht nur aus dem Umarmen von Bäumen – und es hat auch nichts mit Spazieren oder Wandern zu tun. „Im Grunde ist das etwas sehr Individuelles, niemand wird zu etwas gezwungen, bei dem er sich nicht wohl fühlt. Es gibt Menschen, die würden sich unwohl fühlen, wenn sie einen Baum umarmen sollen.“ Das würde den Sinn des Ganzen, die Entspannung und das Herunterkommen, nichtig machen.

„Es muss authentisch sein und sich authentisch anfühlen“, erklärt Mengel. Bei ihren Kursen gibt sie gewöhnlich zu Beginn eine kurze Einführung in die Theorie – „die Theorie ist aber so gar nicht der Fokus des Ganzen.“ Mengel gibt den Teilnehmern verschiedene Übungen an die Hand, mit denen sie den Wald mit allen Sinnen erleben können. Viel erzählt wird danach nicht mehr. Welche Übungen die Teilnehmer anwenden, bleibt ihnen überlassen. „Jeder stellt sich seine Badezutaten so zusammen, wie es ihm beliebt.“ Für sie fungiert das Waldbaden wie eine Tankstelle: „Es ist wie eine Art Ladegerät, das die Akkus wieder auflädt.“

Grita Mengel ist mit dem Wald aufgewachsen, bezeichnet ihn als ihre Kinderstube und ihren Kindergarten. „Im Wald bekomme ich meine Ideen, hier bin ich immer hingekommen, wenn ich Kummer hatte.“ Als der Begriff des Waldbadens aufkam, fand sie sich darin sofort wieder. „Ich habe viel dazu gelesen, aber die Techniken hatte ich mir alle schon quasi autodidaktisch beigebracht“, blickt Mengel zurück.

Vieles von den heilenden Kräften des Waldes, die die Menschen in vergangenen Zeiten dem Wald bereits zugeschrieben hatten, würde jetzt auch durch die Wissenschaft belegt, so Mengel. „Es kommt oft vor, dass ich einen Artikel lese, in dem Messungen eine bestimmte Theorie untermauern und dann denke ich mir immer, dass das etwas ist, was man früher aus Erfahrung schon wusste.“

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In Japan sei die heilende Kraft des Waldes bereits als Heilmittel und Gesundheitsvorsorge anerkannt und werde aktiv erforscht. Das asiatische Land ist auch treibende Kraft hinter der Bewegung des Waldbadens. „Ich habe Ethnologie studiert und habe mich schon immer dafür interessiert, was der Wald für andere Kulturen bedeutet“, so Mengel. Im Grunde sei überall auf der Welt der Wald Teil der menschlichen DNA, denn Millionen von Jahre lang haben der Mensch und seine Vorgänger im und vom Wald gelebt, bevor der Mensch in die Stadt zog. Auch deshalb sei das Rückbesinnen auf die Verbundenheit mit dem Wald so wichtig und gesund, sagt Mengel.

Der kranke Wald

Doch was, wenn der Wald selbst krank ist? „Der aktuelle Zustand des Waldes macht mich sehr traurig. Interessant ist aber, dass der Borkenkäfer und Corona beinahe gleichzeitig kamen – der Mensch und der Wald haben beide zu kämpfen“, so Mengel. Und: Durch die vielen Abholzungen ist die Luft förmlich mit Terpenen geschwängert. „Man riecht das Harz sehr stark, wenn man derzeit in den Wald geht.“

Bereits am Sonntag bietet Mengel wieder das Waldbaden an.
Bereits am Sonntag bietet Mengel wieder das Waldbaden an. © TKS Bad Laasphe GmbH | TKS Bad Laasphe GmbH

Und genau diese Terpene sind es wiederum, die das Immunsystem stärken und beim Kampf gegen Viren unterstützen können. Der Wald stößt also in einer Zeit, in der die Menschen unter einem hartnäckigen Virus leiden, besonders viel von seinem eigenen Heilmittel aus. Vielleicht ist dies ein Wink des Schicksals, dass Mensch und Wald stärker miteinander verbunden sind, als man glauben mag.

Das nächste Waldbaden findet am Sonntag, 1. August, statt. Eine Anmeldung ist bis Samstag, 31. Juli, bis 12 Uhr im Büro der TKS Bad Laasphe, Tel. 02752/898 erforderlich. Los geht es 10 Uhr in Stünzel am Buswendeplatz am Ende der Straße „Zum Festplatz“. Teilnahmegebühr: 6 Euro. Bitte auf festes Schuhwerk und dem Wetter angepasste Kleidung achten. Bitte mitbringen: etwas zu trinken, Verpflegung und ggf. eine wetterfeste Sitzunterlage. Diese Veranstaltung gehört zu der Veranstaltungsreihe „Spiritueller Sommer 2021“Für die VHS bietet Mengel das Waldbaden im Herbst erneut an.

Mitmachen und Waldretter werden:

Um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden, braucht es nach Schätzung des Regionalforstamtes Wald und Holz etwa 100 Millionen neue Bäume. Ein großer Teil davon kann durch natürliche Erneuerung entstehen. Um aber klima-resistente Forste zu schaffen, brauchen wir Mischwälder, die Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall widerstehen können.

Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlicht diese Zahl. 26,9 Prozent der NRW-Fläche (oder 915.800 Hektar) besteht aus Wald. In unserer Region ist der Anteil noch größer.

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Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforsten

Wir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art:

Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Und weil nicht jedes Bäumchen angeht, wird bei Bedarf nachgepflanzt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich das Bäumchen gepflanzt werden soll. Hier geht’s zur Spende: waldretter

Baumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/
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Direktspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.

Die Partner des Waldretter-Projektes sind: Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, Regionalverband Ruhr Grün, Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie die Forstämter in der Region.

Auf unserer Internetseite waldretter haben wir auch einen Baumzähler installiert. So können Sie den Fortschritt der Aktion in regelmäßigen Abständen verfolgen