Bad Berleburg. Der Wanderweg-Erfinder Rüdiger Grebe aus Dotzlar testet derzeit n Arfeld den Prototypen für die Trekking-Tour von morgen - Stichwort „Naturwald“.

Wer in seiner Freizeit Wittgensteins Wälder live erleben möchte, der geht am besten auf Wanderschaft. Entweder zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad. Wege, die mitten durch den Wald führen, gibt es zum Beispiel im Bad Berleburger Stadtgebiet genug. „Der Wald und seine Qualität spielen eine zentrale Rolle bei der Planung“, versichert der Wanderwege-Erfinder Rüdiger Grebe (69) aus Dotzlar, der auch den bekannten „Wittgensteiner Schieferpfad“ im Dreieck zwischen Raumland, Arfeld und der Kernstadt entworfen hat. Allerdings macht er sich Sorgen um den Wald.

Weg als „Bühne für große Themen“

Als „Kümmerer“ aktiv

Rüdiger Grebe (69) ist in Bad Berleburg geboren und wächst in Dotzlar auf. Nach dem Abitur am Aufbaugymnasium Bad Laasphe studiert er in Siegen auf Lehramt. Nach der Ausbildung in der damaligen Hauptschule Kirchhundem unterrichtet Grebe zunächst an der Hauptschule Plettenberg, später an der Hauptschule seiner Heimatstadt Bad Berleburg.

Der Pädagoge ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Hobbys sind „Kelten, Kunst, Wandern und Radfahren“. Außerdem engagiert er sich als „Kümmerer“, etwa für die Rad- und Wanderwege seiner Heimatstadt Bad Berleburg.

Grundsätzlich: „Interessante Waldpassagen sind facettenreich“, weiß Grebe aus langjähriger Erfahrung mit der Konzeption der beliebten Premium-Wanderwege, die er gemeinsam mit der BLB Tourismus GmbH erarbeitet. „Aber auch der Waldrand spielt bei der Zertifizierung eine große Rolle.“ Doch wie lange noch kann Grebe auf den Wald als Weg-Merkmal zählen? „Angst und bange wird mir bei der Vorstellung, dass in den nächsten Jahren der Schattenspender mehr oder weniger komplett wegfällt“, fürchtet er mit Blick auf den Klimawandel. Für viele Waldflächen auch im Wittgensteiner Land mit bislang gestandenen Bäumen hat die Entwicklung bekanntlich schon das vorläufige Aus bedeutet.

Den Klimawandel und die Biodiversität, also die biologische Vielfalt möchte Grebe bei der Wanderweg-Konzeption zum Thema machen. „Das ist mir persönlich wichtig“, betont er im Gespräch mit unserer Redaktion – und dem Wanderpublikum sowieso. Aber auch um die Frage, wie man den Wald retten kann, soll es aus Sicht Grebes gehen. „Wir sehen die Wanderwege als Bühne für große Themen“, erläutert der 69-Jährige. „Dafür wollen wir beim Wanderer ein Bewusstsein schaffen.“

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Entwirft mit Leidenschaft Rad- und Wanderwege fürs Bad Berleburger Stadtgebiet: Rüdiger Grebe (69) aus Dotzlar.
Entwirft mit Leidenschaft Rad- und Wanderwege fürs Bad Berleburger Stadtgebiet: Rüdiger Grebe (69) aus Dotzlar. © Eberhard Demtröder

Als einen „Prototypen des reinen Wildnis-Pfades“ entwickelt Rüdiger Grebe gerade den sogenannten „Schluchtenpfad“ in Arfeld. In direkter Nachbarschaft zum Zentrum „Via Adrina“ verläuft ein etwa 200 Meter langer Abschnitt über die Trasse der früheren Oberen Edertalbahn von Bad Berleburg nach Allendorf, auf der schon seit 1981 kein Zug mehr fährt. Dafür wachsen hier laut Grebe mindestens ein Dutzend verschiedener Baum- und Straucharten. Und für den modernen, anspruchsvollen, naturverbundenen Wanderer gelte bei der Routen-Auswahl nicht selten: „Je wilder, desto besser“, weiß Grebe.

Enkelinnen sind „total begeistert“

Am Beispiel des Schluchtenpfades erklärt Grebe, was bei seinen Entwürfen eines Wanderweges am Anfang steht: Interviews mit Testpersonen, die er auf die angepeilte Strecke schickt. In Arfeld waren es die beiden zehnjährigen Enkelinnen Grebes, die unvoreingenommen losliefen und am Ende „total begeistert“ waren. Weil es für sie „abenteuerlich war, man nicht wusste, wie es weitergeht“, sagt der Großvater. Emotionen – sie spielen für Grebe eine wichtige Rolle auf seiner Suche nach dem spannenden Weg-Konzept. Aber auch der Eder-Radweg verläuft laut Grebe bereits durch pure Wald-Wildnis „mit einer fantastischen Vegetationsvielfalt“, Kein Wunder, hat der Dotzlarer doch bei der Planung „fast nicht in die Natur eingegriffen“, wie er selbst sagt.

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Um den Wald auch hier bei uns in der Region zu retten, regt Rüdiger Grebe unter anderem mehr wilde Naturwald-Flächen an: Dort greife kein Mensch in die Natur ein, blieben alle Entwicklungsphasen des Waldes erkennbar, bilde sich eine Vielfalt von Arten und Lebensräumen. Und das wiederum sei wichtig für den Menschen, so Grebe: „Die Naturwälder werden Lernort: Wie entwickelt sich Natur im Klimawandel? Wie passen sich welche Pflanzen an?“ Ein reiner Wirtschaftswald gebe Antworten auf solche Fragen nicht.

Echte Marke für Bad Berleburg

Grebes erster Premium-Wanderweg ist der Wittgensteiner Schieferpfad, erkennbar am Wegezeichen mit dem Fledermaus-Symbol.
Grebes erster Premium-Wanderweg ist der Wittgensteiner Schieferpfad, erkennbar am Wegezeichen mit dem Fledermaus-Symbol. © Eberhard Demtröder

Der Wittgensteiner Schieferpfad war laut Rüdiger Grebe der erste Bad Berleburger Premium-Wanderweg, ausgezeichnet vom Deutschen Wanderinstitut. Hinzu kam Anfang der 2000er Jahre die „Via Adrina“. Für die Entwicklung der Route „Bei de Hullerkeppe“ engagierte sich der Wanderweg-Experte aus Dotzlar 2018 als „Co-Pilot“ von Frank Fischer. Die „Via Celtica“ gibt es inzwischen auch schon seit zwei Jahren, die Märchenspur seit einem Jahr – „allesamt hochzertifizierte Premium-Wanderwege oder Spazierwanderwege“, betont Grebe.

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Das nächste Ziel von Grebe und den Touristikern vor Ort: Bad Berleburg zum „Premium-Wanderort“ zu machen, einer echten Marke. Mit der hohen Qualität der bereits vorhandenen Premium-Wege sollte das gelingen, ist der Dotzlarer überzeugt. Es seien aber noch einige Anstrengungen in den Bereichen Gastronomie und Beherbergung nötig, um die Kriterien für diese Auszeichnung zu erfüllen.

„Hoch-Zeiten“ entlang der Eder

„Starke Landschaft – starke Tiere“ heißt der längste von drei Radwandertouren, welche die BLB-Tourismus GmbH noch relativ neu im Angebot hat. Hinter dem Gesamtkonzept steckt nicht zuletzt Rüdiger Grebe aus Dotzlar: Der Hauptschullehrer hat schon so manche Routen für den ambitionierten Wanderer im Bad Berleburger Stadtgebiet erarbeitet, darunter der „Wittgensteiner Schieferpfad“, erster geplanter Premium-Weg Europas – und nun eben auch drei Strecken für Radwanderer.

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Alle drei Rad-Touren mit den Themen „Fluss – Felsen – Ansichten“, „Starke Landschaft – Starke Tiere“ und „Adel im 21. Jahrhundert: Eine neue Faszination“ stehen unter dem gemeinsamen Motto „Hoch-Zeiten rechts und links des Ederradweges – mit Landschaft und Natur eins werden“.

Internview mit Rüdiger Grebe: „Kontakt sehr früh suchen“

„Um einen qualitativ hochwertigen Weg anzulegen, braucht man einen stringenten, roten Faden“, haben Sie einmal gesagt. Was ist dabei das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Für das Konzept sollte man Denkweisen verschiedener wissenschaftlicher Fachrichtungen nutzen und viele Kooperationspartner auf allen Ebenen einbinden. Inspiration kommt bei mir oft aus ungewöhnlichen Kanälen wie etwa Museen. Und nicht zuletzt ist Ortskenntnis von Vorteil, aber auch das Einfühlen in die Mentalität der heimischen Bevölkerung. Der Rote Faden ist abhängig von konkreten landschaftlichen Gegebenheiten und aktuellen gesellschaftlichen Strömungen.

Rüdiger Grebe über den Roten Faden für einen qualitativ hochwertigen Weg: „Zunächst gilt es, ein Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten, ihn sodann zu inszenieren und eine Dramaturgie für den Verlauf zu finden.“
Rüdiger Grebe über den Roten Faden für einen qualitativ hochwertigen Weg: „Zunächst gilt es, ein Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten, ihn sodann zu inszenieren und eine Dramaturgie für den Verlauf zu finden.“ © Eberhard Demtröder

Mit welchen „Tricks“ arbeiten Sie dabei?

Zunächst gilt es, ein Alleinstellungsmerkmal für einen Weg herausarbeiten, ihn sodann zu inszenieren und eine Dramaturgie für den Verlauf zu finden. Grundlegend ist ein Kataster besonders anziehender Kultur- und Naturelemente zu kartieren, um sie zu einer spannenden Wegführung zu verbinden.

Von der Idee bis zur Eröffnung: Wie entsteht eigentlich so eine Wander-Route?

Das erarbeitete Wege-Konzept ist die Basis für viele „Probewanderungen“ mit verschiedenen Wanderpartnern, aber auch notwendige Genehmigungsverfahren durch Grundbesitzer, Untere Naturschutzbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein und nicht zuletzt die Bezirksregierung in Arnsberg. Dabei sollte man den ständigen Kontakt mit allen Beteiligten sehr früh suchen – spätestens, sobald die Planung zu Papier zu bringen ist. Ich erlebe da aber oft sehr große Offenheit. So sind Grundstückseigentümer nicht selten Kooperationspartner mit häufig tollen eigenen Ideen. Wichtig ist auch ein sehr gutes Verhältnis zu den Rentkammern.

Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit der BLB-Tourismus GmbH?

Stadt Bad Berleburg, Tourismus und ich sind eng verzahnt, wir sprechen uns permanent ab. Ohne die grundlegende Unterstützung wäre eine Umsetzung der Konzepte undenkbar. Auf der Basis der Konzepte entwickeln die Kooperationspartner auch zahlreiche weitere Ideen und setzen diese um.

Welche Rolle bei der Entwicklung von Wanderwegen spielen weitere Akteure wie etwa Frank Fischer für den Weg „Bei de Hullerkeppe“? Oder die Schüler damals beim Schieferpfad, Ende der 90er Jahre?

Die Schüler waren seinerzeit gleichberechtigt, ihre Ideen und Vorstellungen wurden – wenn immer möglich – umgesetzt. Auch handwerklich haben sie Unvorstellbares geleistet – vom kilometerlangen Pfadbau über Rückschnitte, Auftritte vor Publikum und „hohen“ Persönlichkeiten bis hin zur Erstellung von Dokumentationen und Ausstellungen. Frank hat die „Hullerkeppe“ weitestgehend initiiert. Ich bin eingestiegen, als sich das Potenzial für einen Premiumweg herausstellte.

Mehr Infos im Internet: www.blb-tourismus.de