Bad Berleburg. Wegebau, Baumpflanzung und vieles mehr: Iris Imhof und Elke Bäcker-Heuel über ihre Arbeit als Kulturfrauen.

Sie sind die guten Seelen des Waldes. Ihre Aufgaben sind vielfältig – Jagdstände kontrollieren, Wegebau, Bäume pflanzen und schützen und vieles mehr gehört dazu. Die Rede ist von den Kulturfrauen. Jene Frauen, von denen die 50-Pfennig-Münze jahrelang zeugte. Schon früh war die Pflanzung von Forstkulturen weit verbreitet und die Frauen waren damals – wie fast alle Waldarbeiter – Saisonkräfte. Eine ganz besondere Leistung der Kulturfrauen war es, die Wälder nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufzuforsten. Seitdem hat sich der Beruf weiterentwickelt, weitere Aufgaben kamen hinzu, ebenso technische Arbeitsmittel und sicherere Kleidung. In Wingeshausen haben gleich zwei Kulturfrauen ihren Arbeitsplatz. Iris Imhof und Elke Bäcker-Heuel unterstützen Revierförster Andreas Becker bei forstlichen Arbeiten im rund 2000 Hektar großen Revier. Außerdem arbeiten sie revierübergreifend in den anderen Förstereien der Rentkammer. Früher hat es in Wingeshausen mehrere Kulturfrauen gegeben – Fotos und Berichte zeugen noch von dieser Zeit.

Die Unterschiede

Seitdem aber hat sich einiges geändert. „Heute sind wir top ausgestattet, was unsere Kleidung betrifft“, sagt Bäcker-Heuel. Sicherheitsschuhe und Helm – so etwas hat es früher nicht gegeben. Doch: Sicherheit geht vor – gerade, wenn man heutzutage unter anderem mit einer Motorsäge arbeitet. Dafür mussten die beiden auch einen Motorsägen-Schein machen. „Motorsäge, Freischneider, Trecker – heute steht uns viel mehr zur Verfügung. Die Frauen damals wurden am Morgen eingesammelt und in den Wald gebracht. Dort haben sie dann alles per Hand gemacht“, so Bäcker-Heuel und Imhof.

Iris Imhof kümmert sich hier gerade um den Wegebau.
Iris Imhof kümmert sich hier gerade um den Wegebau. © Privat

Auch die Aufgaben sind heutzutage vielfältiger. „Heute pflanzen wir nicht mehr so viele Bäume, wie es früher der Fall war“, so Imhof. Das sei zu zweit auch gar nicht zu bewerkstelligen. „Heute pflanzen wir eher nach, wenn etwas kaputt gegangen ist.“ Während früher Wegebau und Pflanzungen hauptsächlich gemacht wurden, kamen in den vergangenen Jahren das Kontrollieren der Jagdstände, der Baumschutz mittels einer Gittermatte oder Wuchshüllen und der Zaunbau hinzu. „Gemeinsam mit unseren Förster kontrollieren wir die Borkenkäfer-Lage, markieren befallene Bäume und vermessen sie anschließend nach dem Fällen“, sagt Bäcker-Heuel.

Vieles, was die Kulturfrauen früher gemacht haben, haben die beiden durch den Dreh für einen Dokumentationsfilm erfahren. „Das war schon sehr spannend“, sind sich beide einig. „Ich habe auch eine 50-Pfennig-Münze aufbewahrt – die war für mich schon als Kind die Schönste, da ein Mädchen drauf zu sehen war“, sagt Bäcker-Heuel und lacht.

Seit 24 Jahren arbeitet Iris Imhof bereits als Kulturfrau in den heimischen Wäldern. Sie war es auch, die ihre Kollegin damals angesprochen hatte, ob sie sich nicht vorstellen könnte, ebenfalls im Wald mitzuarbeiten. „Ich habe sie immer früh morgens ins Auto steigen sehen und am Nachmittag kam sie immer gut gelaunt wieder – da habe ich sie mal drauf angesprochen, was siie eigentlich macht“, sagt Bäcker-Heuel und lacht. Das war 2010. Sieben Jahre später hat Imhof ihre heutige Kollegin noch einmal angesprochen – mit Erfolg. Seitdem sind sie ein unschlagbares Team.

Die Arbeit

Elke Bäcker-Heuel befestigt die Gittermatte um einen neugepflanzten Baum, um ihn so vor dem Wild zu schützen.
Elke Bäcker-Heuel befestigt die Gittermatte um einen neugepflanzten Baum, um ihn so vor dem Wild zu schützen. © Privat

Für Iris Imhof und Elke Bäcker-Heuel startet der Tag schon früh. Gegen 7 Uhr fahren sie gemeinsam zum ehemaligen Forsthaus der Ihrigen. Dort wird dann besprochen, was alles ansteht. „Kein Tag ist wie ein anderer – das macht unseren Beruf auch so spannend“, sind sich beide einig. Das Schöne daran: Die beiden Kulturfrauen sind nicht nur in der Natur, sondern sehen auch des Öfteren Wildtiere. Für Imhof und Bäcker-Heuel immer wieder ein besonderes Erlebnis. Schlechtes Wetter kennen die Wingeshäuserinnen nicht. „Wenn es regnet, wird eben die Kapuze übergezogen.“ Gegen 12 Uhr dann geht es meist wieder gemeinsam nach Hause.

Schon früher war der Wald für die beiden Frauen ein besonderer Ort. „Mein Vater war Jäger und auch meine Oma hat im Wald gearbeitet. Als Kind war ich eigentlich ständig im Wald, habe dort gespielt und Waldbuden gebaut“, erinnert sich Bäcker-Heuel. Und auch Iris Imhof hat in ihrer Kindheit viel Zeit in den heimischen Wäldern verbracht. Durch ihren Mann, der als Forstwirt bei der Rentkammer arbeitet, ist die heutige Kulturfrau zu ihrem Beruf gekommen.

Bereut haben beide den Schritt nicht – sie sind stolz auf ihre Arbeit, die sie mit Herzblut machen. „Für uns gibt es keinen schöneren Beruf“, sind sich beide einig.