Bad Berleburg. Das Hotel Alte Schule in Berleburg nutzt die Corona-Pause, um zu renovieren. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, die finanziellen Einbußen hoch.

Das Hotel Alte Schule nutzt die Corona-Krise, um zu renovieren. „Wir haben gerade mehr Zeit, als uns lieb ist“, sagt Andreas Benkendorf, der zusammen mit seiner Frau Silvia Köster-Benkendorf den Bad Berleburger Hotelbetrieb führt. Auch das Vorgehen nach der Wiedereröffnung in Corona-Zeiten ist bei den Hoteliers immer wieder Thema. Andreas Benkendorf spricht über die Renovierungen, Kurzarbeit und die Planungen für die Zukunft.

Bad Berleburg: Räume im Hotel Alte Schule werden in Corona-Krise renoviert

„Wir nutzen die Zeit, um Dinge zu machen, die in den letzten zwölf Jahren zu kurz gekommen sind“, sagt Andreas Benkendorf. In Absprache mit einer Innenarchitektin werden die Räume in der Alten Schule derzeit renoviert. „Das sind kleinere Umbauten. Es werden zum Beispiel Fußböden aufgearbeitet und geölt sowie sämtliche technische Anlagen auf Stand gebracht“, sagt der 53-Jährige. Auch das Überprüfen der Brandmeldeanlagen gehört dazu.

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„Zusammen mit der Innenarchitektin suchen wir gerade neue Tapeten aus“, erzählt Andreas Benkendorf. Für die Bestuhlung sind er und seine Frau gerade auf der Suche nach einem Polsterer. „Wir können im Moment in jedes Zimmer gehen, so schade, wie das ist, und die Sachen hin- und herräumen“, erzählt der Berleburger Hotelier.

Bad Berleburg: Umbau des Goetheplatzes kommt in Corona-Pause hinzu

Auch die Goetheplatz-Erneuerung steht an. „Da bereiten wir uns auf den Parkplatzumbau vor“, sagt Andreas Benkendorf. Die komplette Stromversorgung für die Bad Berleburger Oberstadt ist im privaten Hof der Alten Schule untergebracht. „Das sollte so nicht sein. Die RWE nutzt den Goetheplatz-Umbau jetzt, um dort ein neues, kleines Stromhäuschen hinzubauen. Wir haben dann die Möglichkeit, die Fläche der alten RWE-Station mit als Parkplatz zu nutzen.“ Bis zu 18 Parkplätze sollen dort entstehen.

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„Man kann nur an die Berleburger appellieren, dass sie beim Goetheplatz-Umbau und, wenn die Gastronomie wieder aufmacht, zu Fuß zu den Restaurants kommen. Wir hoffen, dass sie den Corona-Spaziergang einfach mal über die Oberstadt umleiten, sich hier in den Biergarten setzen und ihr Feierabendbier trinken.“ Bis es soweit ist, kann es noch dauern. „Die Gastronomie wird vermutlich als letztes wieder eröffnen können“, sagt Andreas Benkendorf.

Corona: Kurzarbeit im Hotel Alte Schule in Bad Berleburg

All seine 30 Mitarbeiter befinden sich seit dem 16. März in Kurzarbeit; seitdem ist das Hotel geschlossen. „Wir wissen nicht, wie lange wir durchhalten müssen, was die Lage schwierig macht“, so Andreas Benkendorf. „Bei uns war der schwarze Freitag der 28. Februar. Da kamen innerhalb von drei Stunden 120 Stornierungen rein. Das war schon schlimm.“ Da hätten sie gemerkt, wie gravierend die Auswirkungen der Corona-Pandemie für sie werden könnten, betont Andreas Benkendorf. „Wir haben dann alle Kosten runtergefahren.“

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Das Kurzarbeitergeld sei für sie die Rettung. „Ich muss keinen entlassen und das ist das Allerwichtigste“, sagt der Geschäftsführer. Gerade da die Mitarbeiterbeschaffung im Hotel- und Gastgewerbe so zeitintensiv ist, seien die Mitarbeiter das wichtigste Kapital der Alten Schule. „Wenn wir die lange in Kurzarbeit halten müssen, haben wir natürlich das Problem, dass sie sich vielleicht irgendwann woanders umschauen. Hätten wir das Kurzarbeitergeld nicht, würden wir die Corona-Krise aber auch niemals so lange durchhalten.“

Corona: Finanzielle Einbußen im Hotel Alte Schule sind hoch

Im Hotel Alte Schule sind derzeit nur wenige Zimmer von Geschäftsgästen belegt. „Das sind Ärzte, die hier im Krankenhaus ihren Dienst tun und jemanden vertreten. Die dürfen natürlich reisen.“ Touristische Übernachtungen sind derzeit nicht erlaubt.

„Es ist erstaunlich, dass Leute trotzdem versuchen, kurzfristig ein Zimmer zu bekommen. Die wollen einfach aus den Städten raus und in die Natur in Wittgenstein“, so Andreas Benkendorf. Rund 70 Prozent Umsatzeinbußen hatte das Berleburger Hotel im März, im April werden es vermutlich 98 Prozent sein, schätzt Andreas Benkendorf. „Das geht fast gegen 100 Prozent.“

Bad Berleburg: Hotel Alte Schule leidet unter Corona-Krise

Gerade der Mai wäre aufgrund der Feiertage „enorm wichtig“ für das Hotel- und Gastgewerbe. Andreas Benkendorf hofft daher auf eine Wiedereröffnung im Mai. Ein paar Menschen reservieren auch schon für Aufenthalte im Spätsommer oder Herbst. „Das ist natürlich wesentlich verhaltener, als es vorher der Fall gewesen ist“, sagt Andreas Benkendorf.

„Wir haben die Hoffnung, dass wir einen Mords-Run auf Deutschland bekommen, wenn touristische Übernachtungen wieder erlaubt sind, weil man sich hier unter Umständen sicherer fühlt.“ Unter normalen Umständen wäre 2020 für das Berleburger Hotel ein „top Jahr“ geworden, betont Andreas Benkendorf. „Wir sind bis zur Corona-Krise ein gut laufendes Unternehmen gewesen. Wir haben nichts falsch gemacht. Die Situation ist uns von außen aufgezwungen worden.“

Bad Berleburg: Corona-Krise regt im Hotel Alte Schule zum Überdenken an

Wenn das Hotel Alte Schule wieder eröffnen kann, müssen einige Dinge beachtet werden: Wie kann man den Abstand zwischen den Gästen einhalten? Wie ist ein guter Restaurantservice in Corona-Zeiten möglich? Das sind derzeit Fragen, die das Ehepaar Benkendorf und ihr Team klären. „Wir werden uns umstellen müssen“, sagt Andreas Benkendorf.

Zustände wie vor Corona möchte er aber nicht unbedingt haben: „Wir haben es teilweise gar nicht mehr geschafft, allen Wünschen gerecht zu werden. Es ging immer höher, schneller, weiter.“ Nun wird vieles noch einmal hinterfragt, was vorher Normalität war. „Wir versuchen das Ganze positiv zu nehmen“, sagt Andreas Benkendorf.

Info: Die Wertschätzung für die Arbeit in der Hotellerie und Gastronomie fehlt

- Andreas Benkendorf bemängelt, dass der Hotellerie und Gastronomie eine Lobby fehlte „Dabei sind wir einer der größten Wirtschaftszweige“, sagt Andreas Benkendorf.

- Die Mitarbeiter im Hotel- und Gastgewerbe würden aus Leidenschaft in diesem Bereich arbeiten. „Das macht man nicht wegen dem Geld oder weil man am Wochenende unbedingt arbeiten will“, sagt der Berleburger Hotelier.

- Andreas Benkendorf fehlt häufig die Wertschätzung für die Arbeit der Mitarbeiter in der Hotellerie und Gastronomie. Es solle nicht selbstverständlich sein, dass jemand einem das Essen an Feiertagen bringt. Auch von Bund und Ländern müsse viel mehr vermittelt werden, dass man wertige Arbeit im Hotel- und Gastronomiegewerbe leiste.

- Der Geschäftsleiter vermutet: „Es wird nach Corona eine andere Gastronomie geben, die mehr darauf zielt, dass sich der Gast selbst hilft. Und wir werden nicht mehr sieben Tage die Woche da sein, dass kann keiner mehr durchhalten. Man powert sich so aus.“