Wittgenstein. Viele Wittgensteiner Restaurantbesitzer werden in der Not erfinderisch und bieten Abhol- und Lieferservices an. Das Angebot wird wenig genutzt.

Geschlossene Restaurants, fehlende Kundschaft – das Coronavirus trifft das Gastronomiegewerbe in Wittgenstein hart. Viele lokale Restaurantbesitzer werden in der Not erfinderisch und bieten einen Lieferservice an. Aber auch der wird bei den meisten Wittgensteiner Gastronomen bisher nur wenig genutzt. Die meisten beantragen Kurzarbeit. Die Gastronomen der Region äußern sich zur aktuellen Lage.

Corona-Krise in Erndtebrück: Eiscafé Dolomiti achtet auf das Abstand halten

„Momentan verkaufen wir das Eis nur über unsere Theke“, sagt Tamara Fregona, Inhaberin des Eiscafés Dolomiti in Erndtebrück. Denn die Restaurants in Siegen-Wittgenstein müssen alle bis zum 19. April geschlossen bleiben – so sieht es die Allgemeinverfügung der Kreisverwaltung vor. Ausgenommen davon sind nur Außer-Haus-Abhol-Services, Bring-/Lieferservices, Drive-ins/Drive-throughs und der Imbiss-/Thekenverkauf „auf die Hand“.

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Dabei müssen Speisewirtschaften die erforderlichen Maßnahmen zur Hygiene und Steuerung des Zutritts treffen, um zum Beispiel Warteschlangen zu vermeiden. Das Eiscafé Dolomiti hat extra weiße Linien auf dem Boden gezogen – sie sollen garantieren, dass die Kunden eineinhalb Meter Abstand voneinander halten, während sie warten. Auch nach dem Verkauf muss Abstand gehalten werden, es darf sich keine Gruppe beim Eisverzehr bilden.

Corona: Eiswagensaison des Eiscafés Dolomiti in Erndtebrück beginnt früher

„Die Kunden sind alle vorsichtig“, betont Tamara Fregona. Sie desinfiziert stets das Geld, was sie von den Kunden bekommt. Und hört jeden Tag bei der Gemeinde und der Kreisverwaltung nach, ob es neue Regeln zu beachten gibt. „Mein Mann fährt mit unserem Eiswagen auch jetzt schon raus“, erzählt die Inhaberin des Eiscafés Dolomiti.

Normalerweise beginnt die Eiswagensaison erst im Juni. „Ein bisschen Arbeit ist besser als nichts“, sagt Tamara Fregona, die für die Mitarbeiter im Eiscafés Dolomiti (Tel. 02753/2700) schon Kurzarbeit beantragt hat. „Ich hoffe, Corona geht schnell vorbei.“

Coronakrise in NRW macht weitere Maßnahmen nötig - Überblick

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    Corona: Restaurant Bella Italia in Erndtebrück bietet Abholservice an

    Francesco Andreoli hat für die Mitarbeiter in seinem Restaurant Bella Italia in Erndtebrück ebenfalls Kurzarbeit beantragt. Zudem versucht er, seine Vorräte zu verbrauchen. Er hat auch die „Öffnungszeiten“ angepasst: Kunden können freitags und samstags von 17 Uhr bis 21.30 Uhr sowie sonntags von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr und 17 Uhr bis 21.30 Uhr beim Restaurant Bella Italia (Tel. 02753/2253) Essen bestellen und abholen.

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    Der Verkauf erfolgt durch das Fenster des Thekenraums. Francesco Andreoli rechnet damit, dass sich die Corona-Maßnahmen noch verschärfen werden. „Ich denke, wir sind drei Wochen zu spät dran“, sagt er im Hinblick auf die Lage in Italien.

    Corona-Krise: Mitarbeiter der Lahnstuben liefern kostenlos in der Kernstadt von Bad Laasphe aus

    Beim XXL-Restaurant Lahnstuben (Tel. 02752/508951) in Bad Laasphe können täglich von 12 bis 20 Uhr Speisen zum Abholen bestellt werden. Die Lieferung in der Kernstadt Bad Laasphe ist kostenlos, alle anderen Gebiete erfolgen nach Absprache. „Der Liefer- und Abholservice ist das einzige, was wir derzeit machen können“, erzählt Inhaber Frank Barth. Viele Restaurants sind nicht auf das Außer-Haus-Geschäft spezialisiert. „Das wir das jetzt auch anbieten, muss erstmal bekannt werden“, sagt er.

    Außer Haus kann derzeit auch nicht alles geliefert werden, weshalb sich auf der Facebookseite des Gastronomiebetriebes nur eine reduzierte Karte zum Bestellen findet. So können mit der Zeit auch jede Menge Kühlgeräte ausgeschaltet werden. 2 Kühlhäuser und 5 Kühlgeräte sind bereits ausgeschaltet. Frank Barth hofft, dass der Bund bald Unterstützungsmaßnahmen für die Gastronomiebetriebe einleitet.

    Bad Laasphe: Restaurant Hercules wünscht Kunden Gesundheit und alles Gute

    Auch das griechische Restaurant Hercules in Bad Laasphe bietet nur noch Speisen außer Haus und einen Lieferservice an. „Damit machen wir weiter, bis sich die Lage bessert“, betont Katerina Lampropoulos, deren Vater den Betrieb führt. Viele Menschen hätten zurzeit Angst, aus dem Haus zu gehen. Diesen möchte das Restaurant Hercules entgegenkommen. Inhaber Ioannis Lampropoulos hat daher extra den Lieferservice (Tel. 02752/9059830) eingeführt.

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    Ab sofort liefern seine Kinder Loukas und Katerina Lampropoulos das Essen ab einem Mindestbestellwert von 15 Euro im Umkreis von bis zu 15 Kilometern von Montag bis Sonntag (11.30 bis 14.30 und 17.30 bis 21 Uhr) aus. Bislang wird das neue Angebot kaum angenommen. Das Restaurant Hercules macht auf ihrer Facebookseite und per Mund-zu-Mund-Propaganda dafür Werbung. Katerina Lampropoulos hofft, dass sich die derzeit schwierige Lage schnell bessert und sagt: „Wir wünschen unseren Kunden alles Gute und bleiben Sie gesund!“

    Corona-Krise in Bad Berleburg: Imbiss Pi-Do Bad Berleburg sorgt sich um Existenz

    „90 Prozent unserer Kunden holen ihr Essen normalerweise ab“, erläutert Cuma Korkutata, Inhaber vom Imbiss Pi-Do Bad Berleburg (Tel. 02751/445718). Aber derzeit könne man auch das vergessen. „Seit zwei Wochen ist es deutlich ruhiger geworden.“ Diese Woche bleibt der Imbiss weiter geöffnet. Wenn sich die Lage nicht bessere, würde er vermutlich nächste Woche schließen müssen.

    „Die Lage ist dramatisch“, so Cuma Korkutata. Der Dönerspieß ist schon kleiner als sonst – dennoch bleibt viel übrig. Neue Lebensmittel kauft der Imbissinhaber nicht mehr ein. „Es sind noch viele Rechnungen offen“, erzählt Cuma Korkutata. Er schaut mit einem mulmigen Gefühl auf die kommende Zeit und sagt: „Diesen Monat wird es finanziell schon schwierig.“

    Info:

    • Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert einen „Corona-Schutzschirm“ für die 4200 Beschäftigten in den 380 Betrieben im Gastgewerbe im Kreis Siegen-Wittgenstein.
    • „Die meisten Kellnerinnen, Köche und Hotelfachangestellten müssen jetzt zuhause bleiben. Zwar können sie Kurzarbeitergeld bekommen. Das liegt aber nur bei 60 Prozent (Eltern: 67 Prozent) des ohnehin oft geringen Einkommens. Für viele Betroffene geht das an die Existenz“, sagt Isabell Mura von der NGG-Region Südwestfalen.