Warstein. . Die Reisewarnung für Warstein bleibt bestehen. Vier Wochen nach Ausbruch der Legionellen-Krise machte sich nun NRW-Umweltminister Johannes Remmel ein Bild vor Ort. Warsteins Bürgermeisterr Gödde geht der Legionellen-Fall “an die Nerven, an die Substanz“.
Hoffentlich ist das jetzt vorbei. Das ist der Satz, mit denen der Besucher an diesem Tag in Warstein begrüßt wird. Doch es ist noch nicht alles vorbei. In Soest tagt der Krisenstab des Kreises, auf den man Hoffnungen gesetzt hatte. Als Landrätin Eva Irrgang, Warsteins Bürgermeister Manfred Gödde und NRW-Umweltminister Johannes Remmel nach der Krisensitzung vor die Presse treten, lautet die Botschaft: Es gibt noch keine Entwarnung. Von Reisen in die Stadt wird weiter abgeraten.
„Ich hoffe am Mittwoch, wenn alle Sicherungsmaßnahmen abgeschlossen seien“, erklärt Landrätin Irrgang auf die Frage, wann der Bann, so scheinen es die Bürger zu empfinden, endlich aufgehoben wird. Die Absage der Montgolfiade, zu der man 150 000 Besucher erwartete hatte, hat die Stadt Ende August hart getroffen.
Veranstaltungen wegen Reisewarnung abgesagt
Mehr als zwei Wochen besteht nun bereits die Reisewarnung, ausgerechnet jetzt zum Ende des Sommers, wo man vor der trüben Jahreszeit gern noch einmal feiert. Die Belecker Schnad ist am Wochenende ausgefallen, der „Jazz in der Waldwirtschaft“ abgesagt.
„Das geht an die Nerven, an die Substanz“, schildert Bürgermeister Gödde die Stimmung in der Stadt und spricht von einem großen Druck, der auf den Warsteinern lastet. „Das ist eine Heimsuchung für Warstein“, bestätigt auch Umweltminister Remmel.
Abwasser der Warsteiner Brauerei betroffen
Vor vier Wochen sind die ersten Menschen in der Stadt erkrankt, 165 Menschen hat es getroffen, zwei Männer sind tot. Seit einigen Tagen ist bekannt, dass auch das Abwasser der Warsteiner Brauerei betroffen ist. Jetzt kommt erstmals ein Mitglied der Landesregierung hierher. Werner Lohn, CDU-Landtagsabgeordneter, lobt zwar die Zusammenarbeit mit Düsseldorf, fügt aber doch hinzu: „Ich hätte mir gewünscht, dass Düsseldorf schon früher ein solches Zeichen gesetzt hätte.“
Minister Remmel verspricht Unterstützung für Warstein und die Brauerei
Doch Johannes Remmel hält nichts von „Krisentourismus“. Ein Politiker könne nicht alles regeln, sondern sollte dies lieber den Fachleuten überlassen, die etwas davon verstünden. Dennoch ist er an diesem Tag zu einem „Arbeits- und Informationsbesuch“ nach Warstein gekommen, besichtigt mit den Landtagsabgeordneten die Kläranlage.
Hier, wo die Krise offenbar ihren Ausgang hatte, steht eine Gruppe von Spaziergängerinnen entspannt plaudernd vor der Zufahrt. Von den Legionellen lassen sich die Bürger in ihrem Alltag offenbar nicht beeinträchtigen. Drinnen lässt sich der Minister durch die Anlage führen. 10 000 Klärwerke gibt es in Deutschland. „Und ausgerechnet bei uns passiert es“, sagt Gödde. Ein einzigartiger Fall.
Remmel möchte Töpfer nicht nacheifern
Von dort fahren der Minister und die Politiker weiter zur Brauerei. Mit einem Glas Bier allerdings will sich Remmel hier im Ort nicht filmen oder fotografieren lassen. Dem Vorbild des früheren Bundesumweltministers Klaus Töpfer, der den Rhein durchschwamm, möchte er keinesfalls nacheifern.
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Doch er verspricht im Anschluss an die Besichtigung: Wenn der Schutz der Bevölkerung erst einmal wieder gewährleistet und alle Maßnahmen dafür abgeschlossen, wenn sämtliche Zusammenhänge aufgeklärt seien, dann gebe es auch eine „Manöverkritik, um für künftige Fälle gewappnet zu sein“. Dazu gehöre auch eine technische Diskussion, wie andere Klärwerke ähnlicher Bauart zu überwachen sind. Diese Anlagen zu überprüfen, hat das Ministerium bereits veranlasst, „doch die Ergebnisse liegen noch nicht vor“, sagt Remmel.
Delle im Warsteiner Image wieder ausbeulen
Der Stadt und der Brauerei verspricht er nun Unterstützung, keine materielle Hilfe, „damit die Delle in der öffentlichen Wahrnehmung wieder ausgebeult wird. Denn die Bürger können nichts dafür“.