Warstein. Neue Legionellenproben zeigen in der Vorkläranlage der Warsteiner Brauerei hohe Werte an. Das haben amtliche Messungen aus dieser Woche ergeben. Im Produktionsprozess ist den Messungen zufolge aber alles sauber.

Der Legionellen-Befall in der Vorkläranlage der Warsteiner-Brauerei nimmt immer schlimmere Dimensionen an. Das haben neueste amtliche Messungen ergeben. Der Produktionsprozess ist dagegen frei von Legionellen. Das Abwasser aus der Produktion wies keinen Befall auf. Das nährt die Annahme, dass die gefährlichen Erreger von außen, möglicherweise über die Luft in die offene Vorklärung gelangten. Der vom Kreis Soest bestellte Hygieneexperte Prof. Martin Exner hält inzwischen Vorkläranlagen an Braueren für Anlagen, die Legionellen gute Bedingungen bieten.

Der Krisenstab will am Montag beraten, ob die Kläranlage aus dem Kreislauf herausgenommen und das nicht belastete Brauereiabwasser direkt zur kommunalen Kläranlage geleitet wird, wie ein Sprecher des Kreises Soest am Freitag mitteilte.

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Von Hans-Albert Limbrock und Wilfried Goebels

Die bisherigen Schutzmaßnahmen scheinen unterdessen zu greifen. Auch am Freitag waren keine neuen Erkrankungen aufgetreten. Die Legionellen waren über die Klärbetriebe bis zu einer Firma gelangt, über dessen Kühlanlage die Legionellen mit dem Wasserdampf in die Luft gelangten. 165 Menschen erkrankten seit August, zwei von ihnen starben. Die Kühlung der Firma ist bereits stillgelegt.

Gute Bedingungen für Legionellen in Hefe-belasteten Abwässern

Hygieneexperte Exner kommt inzwischen zu dem Schluss, dass in Vorkläranlagen, in denen Hefe-belastete Abwässer anfallen, Legionellen offenbar besonders gute Bedingungen finden. Bislang sei aber in der Wissenschaft kein Zusammenhang zwischen Brauereien und Legionellen bekannt. "Ich glaube, wir stehen hier vor ganz neuen Erkenntnissen. Die bisherige Ökologie der Legionellen muss umgeschrieben werden", sagte Exner.

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Zum Schutz vor Legionelleneintrag aus der Luft soll die Vorklärung der Warsteiner Brauerei bis kommenden Mittwoch ein Dach und eine UV-Bestrahlung zur Abtötung der Legionellen bekommen, so wie es an der kommunalen Anlage kurzfristig bereits eingerichtet wurde.

"Dieser Fall wirft ja über Deutschland hinaus Schatten"

Warsteins Bürgermeister Manfred Gödde rechnet mit einem Umdenken der Brauereien. "Man hat ja von Anfang an gar nicht mit Kläranlagen gerechnet", sagte er. In keiner Brauerei in Deutschland werde auf Legionellen untersucht. "Dieser Fall wirft ja über Deutschland hinaus Schatten. Jede Kläranlage jeder Brauerei wird ja ab sofort garantiert untersucht", sagte Gödde.

Die Produkte aus dem Brauprozess der Warsteiner sind nach Unternehmensangaben nach wie vor nicht von dem Legionellenfall betroffen. Die Biere und Biermischgetränke seien rein. In Warstein werden Warsteiner, Frankenheim sowie Biermischgetränke hergestellt. Die Produktion laufe in unverminderter Stärke weiter. Brauereibesichtigungen sind aber bis auf weiteres gestrichen. Der Krisenstab des Kreises empfiehlt weiterhin, auf nicht notwendige Fahrten nach Warstein zu verzichten. (dpa)