Warstein. Am Wochenende sind in Warstein neun neue Fälle der Legionellen-Erkrankung bekannt geworden. Damit erhöht sich die Gesamtzahl auf 150. Das Kreisgesundheitsamt Soest warnt weiterhin vor Reisen nach Warstein. Den Bürgern in der 27.000-Einwohner-Stadt raten die Behörden im Haus zu bleiben, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Der Schulbeginn am Mittwoch ist nach Angaben der Kreisbehörde nicht gefährdet. Auch die Kindertagesstätten in Warstein öffnen trotz der Epidemie.
Die Zahl der von der Legionellen-Erkrankung betroffenen Menschen in Warstein ist auf 150 angestiegen. Neun weitere Verdachtsfälle von Legionellen-Erkrankungen meldet das Kreisgesundheitsamt Soest. Sechs Menschen kamen am Samstag in die Krankenhäuser, drei weitere am Sonntag bis 14 Uhr.
Trotz der anhaltenden Erkrankungswelle ist der Schulbeginn in Warstein nicht gefährdet. Die Schüler könnten am Mittwoch, 4. September, wie geplant wieder zum Unterricht in ihre Schulen kommen. An diesem Tag enden in Nordrhein-Westfalen die Sommerferien.
Das Kreisgesundheitsamt sieht in Abstimmung mit dem Landeszentrum Gesundheit NRW keine große Ansteckungsgefahr für junge Menschen. Dies sei klar aus den Zahlen der in Warstein Infizierten herauszulesen. "Kinder und Jugendliche sind eher nicht betroffen", heißt es beim Kreis Soest. Auch die Warsteiner Kindertagesstätten werden deshalb wie gewohnt öffnen.
Das Warsteiner Krankenhaus Maria Hilf und die Soester Gesundheitsbehörde gingen am 19. August 2013 erstmals mit Zahlen nach dem Ausbruch der Legionellen-Erkrankungen an die Öffentlichkeit. Danach meldeten sich immer mehr Menschen mit typischen Symptomen, die zur Lungenentzündung führen können, bei den Ärzten. Fieber, trockener Reizhusten, Kopf- und Gliederschmerzen oder seltener auch Durchfall sind Anzeichen für eine Legionellen-Erkrankung.
33 Patienten mit Legionellen-Laborbefunden
Inzwischen sind 33 Menschen laut Labor-Befunden mit den Legionellen infiziert worden. 52 Patienten müssen noch stationär behandelt werden. Die Mehrzahl (46) ist im Warsteiner Krankenhaus untergebracht, jeweils zwei Menschen haben die Krankenhäuser in Meschede und Soest aufgenommen, jeweils ein Patient liegt in Lippstadt und in Brilon.
Am Freitag hatte der Kreis Soest generell die Empfehlung ausgegeben: "Reisen in das Gebiet der Stadt Warstein, die nicht unbedingt durchgeführt werden müssen, sollten vermieden werden." Den Bewohnern der 27. 000-Einwohner-Stadt war empfohlen worden, sich möglichst in geschlossenen Räumen aufzuhalten, weil dies "das Ansteckungsrisiko verringert".
Kreis begründet Reisewarnung mit Ansteckungsrisiko für Senioren
Chronisch Erkrankte, Raucher, ältere und gesundheitlich geschwächte Menschen sind nach Auskunft der Gesundheitsbehörde am meisten gefährdet. Auch schwangeren Frauen rät der Kreis, sich nicht dem Infektionsrisiko auszusetzen. Weil der September bekanntlich ein beliebter Reisemonat für Senioren sei, habe der Kreis auch die Empfehlung ausgesprochen, keine Ausflugsfahrten nach Warstein zu machen.
Kein Anlass für Entwarnungsstimmung in Warstein
Touristen könnten sich die Legionellen-Erkrankung in Warstein einfangen. Infizierte, die sich nach ihrer Reise dann in einem Krankenhaus weit weg vom Sauerland melden, hätten vermutlich nicht die ärztliche Erstversorgung wie in Warstein. Die heimischen Krankenhäuser und die niedergelassenen Ärzte sind, so Kreissprecher Wilhelm Müschenborn, "hervorragend sensibilisiert für die Symptome einer Legionollose und therapieren erfolgreich." Die Heimatkrankenhäuser von Reisenden aus einer anderen Gegend hätten die Legionellen-Erkrankung möglicherweise aber nicht im Fokus.
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Die Ausdehnung der Schutzempfehlungen sei am Freitag aber auch erfolgt, da sich nach Auffassung der Kreisverwaltung in Warstein eine nicht angebrachte Entwarnungsstimmung in der Bevölkerung breit gemacht habe. Dazu erklärt die Behörde wörtlich: "Der Kreis hat wiederholt und eindeutig betont, dass kein Anlass zu Entwarnung besteht. Das führte auch zur fachlichen Empfehlung des Gesundheitsamtes, Großveranstaltungen in Warstein abzusagen. An dieser Einschätzung ändert sich bis zum Eintreffen eines verbindlichen Laborergebnisses nichts."
Antworten auf alle Fragen zur Epidemie am Bürgertelefon
Das Bürgertelefon des Kreises Soest bietet weiter Antworten auf Fragen rund um die dramatische Erkrankungswelle in Warstein. Kann ich mich anstecken? Welche Symptome treten auf? Wann muss ich zum Arzt? Anrufer erhalten dazu Informationen unter der Telefonnummer 02921/303030. Das Bürgertelefon ist auch in der kommenden Woche von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 20 Uhr erreichbar.