Warum bei der Warsteiner Montgolfiade zwangsläufig die Luft raus ist
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Warstein. Warum bei der Warsteiner Montgolfiade zwangsläufig die Luft raus ist? Weil weiterhin eine Legionellen-Epidemie über der Kleinstadt schwebt, wird dieses Jahr kein Ballon in den Himmel steigen. Das Gesundheitsrisiko für Teilnehmer und Besucher wäre zu groß. WIM-Geschäftsführer Uwe Wendt zeigt Verständnis. Er befürchtet aber einen wirtschaftlichen Schaden für die Veranstalter-GmbH. Die Absage der 23. Warsteiner Montgolfiade ist ein harter Schlag für alle Beteiligten.
Eine zunächst unerklärliche Erkrankungswelle hat den Ballönern einen Strich durch ihr internationales Treffen (30. August bis 7. September) gemacht. Mittlerweile 31 Legionellen-Befunde und eine immer noch nicht hundertprozentig identifizierte Infektionsquelle lösten Alarm bei den Behörden aus. Sie legten den Organisatoren eine Absage der 23. Warsteiner Montgolfiade wegen der Legionellen-Gefahr nahe. Das Gesundheitsrisiko für die Teilnehmer, Helfer, Grastronomiebetreiber und die erwarteten 150.000 Besucher an neun Ballsport-Tagen sei unkalkulierbar.
Erstaunlich gefasst reagiert Uwe Wendt, einer der beiden WIM-Geschäftsführer, auf das Startverbot aus der Stadtverwaltung: „Für uns gibt's nichts mehr zu diskutieren. Es ist eine Entscheidung getroffen worden, die sinnvoll ist. Wir haben voll auf den Krisenstab und seine Kompetenz gesetzt. Die Stadt Warstein als offiziell zuständige Behörde hat eine Anordnung ausgesprochen, die wir akzeptieren müssen.“
Logistischen Job zu 80 Prozent erledigt
Leicht fällt Wendt und seinen Mitstreitern die Rolle rückwärts nicht. „Bis Mitte der Woche hatten wir unseren logistischen Job zu 80 Prozent erledigt“, sagt der Event-Manager über den Stand der Vorbereitungen. Das heißt im Klartext: Zwei Festzelte und ein Biergarten stehen fast komplett, die Stellplätze der Schausteller sind schon zugewiesen, das Startgelände ist auf Vordermann gebracht worden, die Parkflächen für Besucher sind justiert, die Reithalle ist als Pilotentreff ausgestattet und, und, und.
Und nun leider doch keine Montgolfiade 2013. „Natürlich schmerzt das“, verrät Uwe Wendt. „Viele Personen haben ein Jahr lang an dieser Veranstaltung gearbeitet.“ Der 57-jährige erwähnt seinen Geschäftsführer-Kollegen Hermann Löser (60) – der „Mister Montgolfiade“ – und Karin Wendt (49), sie ist die Projekt-Managerin der WIM. „Eine Menge Herzblut“, so Uwe Wendt, „haben beide in die Planung gesteckt“. Aber gegen eine Absage durch höhere Gewalt sei niemand gefeit. „Damit müssen wir leben und jetzt bei der Abwicklung der Nacharbeiten den Durchblick behalten.“
WIM sollte am Wochenende starten
Bis Ende der Woche, da sollte die 23. WIM eigentlich so richtig losgehen, sei der „durchstrukturierte Rückzug“ auf dem Gelände vollzogen. Wendt: „Wir müssen Termine koordinieren und die Frage klären, wann wird was abgebaut. Ein Betreiber großer Festzelte, wie die Firma Niemeyer aus Lastrup, kann nicht von heute auf morgen wieder seine Mannschaft zum Abbau nach Warstein schicken. Das klappt frühestens zum Wochenende. Zehn Mann sind da schon nötig.“
Verlegung der Montgolfiade wegen der Infrastruktur kein Thema
Aus diesem Grund habe die Crew um Chef-Organisator Löser auch nie ernsthaft über eine Verlegung der Montgolfiade nachgedacht. Uwe Wendt erklärt die Hintergründe: „Weder eine zeitliche Verschiebung noch eine örtliche Verlegung wäre möglich gewesen. Die erforderliche Infrastruktur lässt das gar nicht zu. Wir müssten zum Beispiel andere Zeltbauer engagieren. In dieser Größenordung wie bei der WIM wäre das nicht zu realisieren.“
Ballon-Festival in Warstein
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Ebenfalls undenkbar sei ein Ausweichstandort wie etwa der kleine Motorsport-Flughafen im Lohner Klei (bei Soest), wo schon Außenstarts mit Ballonen der WIM stattgefunden haben. Uwe Wendt: „Im kleinen Rahmen kann man da mal einen Start veranstalten, aber die komplette Montgolfiade wäre dort nicht durchführbar. Uns hätte eine Prozedur bei der kurzfristigen Genehmigung erwartet.“
Viele Montgolfiade-Helfer haben Urlaub genommen
Die Einsatzkräfte der Warsteiner Feuerwehr und des DRK seien ebenfalls auf den bekannten Termin fixiert. Gleiches gilt für die fleißigen Montgolfiade-Helfer am Boden. 30 Startleiter, die sogenannten gelben Engel, stellt allein der Warsteiner Ballooning Club. Uwe Wendt: „Die Leute haben teilweise Urlaub genommen. Wir könnten sie nicht zu anderen Zeiten wieder einsetzen.“
Die gelben Engel bei der Montgolfiade
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Auch zahlreiche Hobby-Ballöner haben ihre Sommerferien für die erste September-Woche in Warstein verplant. Einige saßen schon auf gepackten Koffern. Wendt und Co. handelten schnell: „Wir sind gut vernetzt und konnten jeden Piloten über die Absage per E-Mail informieren.“ Die Berufspiloten aus den USA, Brasilien, Indien, Russland England oder Belgien annullierten ihre Reisen gerade noch rechtzeitig. Doch wer aus Übersee seine Ausrüstung schon am Zoll aufgegeben hat, der wird den Transport nicht mehr stornieren können und auf nicht eingerechneten Kosten sitzen bleiben. Knapp 200 Teams waren für die Warsteiner Montgolfiade 2013 gemeldet.
Besuche von Fortuna Düsseldorf und Überraschungsgast Klitschko fallen aus
Gecancelt ist mit dem WIM-Aus zudem ein unterhaltsames Rahmenprogramm. Zum Auftakt und Finale sollte es das fulminante Höhenfeuerwerk geben. Im Festzelt sollten jeden Abend starke Pop- und Rock-Bands für musikalische Stimmung sorgen. Eyecatcher waren bei gutem Wetter während der Nightglows vorgesehen und Schulklassen hatten zum Miniballon-Unterricht fast täglich ihren Besuch angemeldet.
Wladimir Klitschko war schon 2011 in Warstein
Alles fällt nun flach. Ganz zu schweigen von der sportlichen Prominenz, die auf der Warsteiner Montgolfiade erscheinen sollte. Uwe Wendt: „Für nächsten Mittwoch hatten wir die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf eingeladen.“ Und zum Höhepunkt der WIM war für den Finaltag (7. September) ein Überraschungsbesuch von Box-Weltmeister Vitali Klitschko ins Auge gefasst worden. Sein Bruder Wladimir Klitschko schaute bereits im Jahr 2011 beim Werbepartner in Warstein vorbei.
Klitschko in Warstein
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„Schade um jeden Programmteil“, bedauert Uwe Wendt die Folgen des geplatzten Ballonsport-Zirkus. Noch undurchsichtig ist der wirtschaftliche Schaden für die WIM-GmbH. „Ein Schaden wird definitiv entstehen, aber genau beziffern können wir ihn noch nicht“, wagt Wendt keine voreilige Prognose. „Welche Kosten zu tragen sind, wissen wir erst in ein paar Wochen“, sagt der Warsteiner Event-Experte.
Verträge wegen höherer Gewalt gekündigt
Der Ausgleich bereits erbrachter Buchungen (Hotels für VIP-Gäste der Warsteiner Brauerei) und vollzogener Leistungen (z.B. Zeltaufbau, Container-Toiletten und ähnliches) müsse noch verhandelt werden. Mit den Hauptvertragspartner, Zeltbetreiber Niemeyer und Budenstadt-Bestücker Küchenmeister, hat die WIM laut Wendt umgehend ihre Verträge wegen höherer Gewalt gekündigt.
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