Legionellen. . Die Warsteiner Bürger Andreas Wiemar und Birgit Wiemer kritisieren das Krisenmanagement des Kreises Soest und insbesondere des Kreisgesundheitsamtes.

Die Zeitungsberichte der letzten Tage über die Legionellen-Infektionen lassen sich für Betroffene wie ein schlechtes Buch lesen. Da werden Bilder gezeigt von einem lächelnden Leiter des Kreisgesundheitsamtes Soest und vom Kreisdirektor, der schützend vor ihm steht. Und beide betonen immer wieder, dass sie die Lage in Warstein locker im Griff haben!

Am 20. August fahre ich nachmittags mit meinem Vater und meiner Schwester zu unserer Mutter ins Mescheder Krankenhaus. Die bakterielle Erkrankung hat sie voll erwischt. Sie liegt auf der Intensivstation und kämpft um ihr Leben. Der Leiter des Kreisgesundheitsamtes hielt es zu diesem Zeitpunkt nicht für nötig, die Warsteiner Bevölkerung rechtzeitig über Maßnahmen oder Verhaltensregeln aufzuklären. Wir stellen uns die Frage, warum wurden die Hausärzte in Warstein und die umliegenden Krankenhäuser in Meschede, Lippstadt oder Soest vom Kreisgesundheitsamt nicht informiert? Der behandelnde Arzt meiner schwer erkrankten Mutter in Meschede hatte über die Legionellenfälle von Warstein eher zufällig im Radio gehört. „So etwas hätte es im Hochsauerlandkreis nicht gegeben. Die Bevölkerung hätte sofort informiert werden müssen“, so der Mediziner. Aus unserer Sicht eine Fahrlässigkeit von Herrn Dr. Renken, die meine Mutter fast mit ihrem Leben bezahlt hätte!

Am Mittwoch, 14. August, meldete man die ersten Fälle aus Warstein. Einen Tag darauf wird das Pflegepersonal der LWL-Kliniken und der Leiter des Kreisgesundheitsamtes über die Lage informiert. Am Samstag, 17. August, wusste die Bevölkerung in Warstein immer noch nicht Bescheid. Erst als sich am Montag, 19. August, ein Kamerateam in Warstein anmeldete, wurde in Soest schnell gehandelt. Man fuhr auf kürzestem Wege in die „Krisenregion“, um eine eng getaktete Pressekonferenz abzuhalten.

Ab Mittwoch, 21. August, suchte man dann gezielt nach dem Verursacher – eine Woche nach den ersten Meldungen. Die Maßnahmen wurden „zügig und zielgerichtet eingeleitet“, so Kreisdirektor Lönnecke. Da wurde er wohl von seinem Kreisgesundheitsamtsleiter etwas falsch informiert. Für uns stellt sich die Frage, ob so ein Leiter des Kreisgesundheitsamtes bei über 130 Erkrankten und zwei Todesfällen für die Bevölkerung im Kreis Soest noch tragbar ist?
Wenn man die Lage nicht vollständig im Griff hat, müssen Großveranstaltungen wie die Montgolfiade natürlich zum Wohl und der Gesundheit der Menschen abgesagt werden, das steht außer Frage. Da viele tausende Besucher nach Warstein gekommen wären, ist diese Entscheidung komplett nachvollziehbar.

Aber was ist mit den Menschen, die in Warstein wohnen, einkaufen und ihren Berufen nachgehen? Hier greifen laut Dr. Renken keine besonderen Maßnahmen. Sie scheinen immun gegen diese bakterielle Gefahr. Was ist mit unseren Kindern, die – Gott sei Dank – Sommerferien haben? Ansonsten wären Hunderte von Schülern am Gefahrenherd an der B55 zur Haupt- und Realschule vorbeigefahren. In den nächsten Tagen sind die Ferien vorbei. Dürfen wir unsere Kinder überhaupt mit gutem Gewissen in die Schule schicken? Darauf gab es bis heute keine Antwort aus Soest.

Wenn dieser Gefahrenherd an einer der meist befahrenen Straßen in Soest gestanden hätte, wäre diese Straße nicht sofort gesperrt worden? Würden in so einem Fall die Soester Verantwortlichen auch für „ihre“ Soester Allerheiligenkirmes so eine Empfehlung wie jetzt für Warstein aussprechen? Wir glauben kaum. Wären sofort nach den ersten Meldungen zielgerichtet Gegenmaßnahmen eingeleitet worden, hätte die Montgolfiade in Warstein vielleicht doch noch starten können?

Der schwarze Peter wurde schließlich der Stadt Warstein zugespielt, indem sie die Veranstaltung nicht genehmigen sollte. Wie sagte ein Jugendlicher auf dem Warsteiner Marktplatz treffend: „Hoffentlich erkranken an den kommenden Wochenenden keine weiteren Personen an den Legionellen, sonst haben wir als Warsteiner Versuchskaninchen wieder schlechte Karten, da von Freitag bis Sonntag die Soester Behörden im Chill-Modus stehen. Dann kommt keiner!“