Warstein. . Erst die Erkrankungswelle und jetzt auch keine Montgolfiade in Warstein. Die Stadt leidet unter der höheren Gewalt, die aus heiterem Himmel über sie hereingebrochen ist. Verlierer der WIM-Absage sind die Warsteiner Geschäftsleute. Auch dem Hotelgewerbe und der Gastronomie tut das Aus weh. Hochgerechnet fehlt der Stadt ohne die Montgolfiade eine Kaufkraft von 1,5 Millionen Euro. Es herrscht “Katzenjammer-Stimmung“.
In Vorfreude auf die Warsteiner Internationale Montgolfiade (WiM) und mit buntem Fahnenschmuck präsentierte sich die Stadt im Sauerland seit Wochenbeginn. Dann war fast alles, was auf das spektakuläre Heißluftballon-Event, das am Freitag (30. August) starten sollte, aus dem Blickfeld verschwunden. Im Stadtgebiet gibt es seitdem nur ein Thema: Die Absage der WIM durch die Stadt.
Diese mussten die Organisatoren umsetzen – und zwar möglichst schnell. Dafür existierte seit Sonntag, 25. August, schon ein Plan B: Es wurden E-Mail-Adressen von Ballon-Piloten, VIP-Kunden, Schausteller etc. gesammelt und vorformulierte Texte gespeichert. „Als wir die Absage von der Stadt bekommen haben, konnten wir innerhalb von fünf Minuten alle Mails rausschicken,“ berichtet WIM-Geschäftsführer Hermann Löser. Der Zeitfaktor stand für ihn im Vordergrund. Sonst wäre ein noch größerer Kostenapparat bei den Partnern entstanden. „Dass wir sie früh genug informiert haben, ist von allen Beteiligten auch positiv aufgenommen worden.“ So konnte der Schaden eingedämmt werden.
Verlierer der Absage sind die Warsteiner Geschäftsleute
Verlierer der Absage sind in erster Linie die Warsteiner Geschäftsleute, die sich durch die Besucherströme – je nach Wetterlage bringt die WIM an die 150 000 Besucher in die Stadt – gute Umsätze erhofft hatten. Das Geld, was diese Montgolfiade-Touristen durch Einkäufe in den Geschäften oder Besuche in den Gaststätten ausgeben, hat Hermann Löser einmal überschlagen: „Wir sprechen hier von einer Kaufkraft von 1,5 Millionen Euro.“
Das kann Christoph Schmitt-Nüse, Vorsitzender des Verkehrs- und Gewerbevereins, bestätigen. Die meisten Geschäfte verzeichnen eine deutlich spürbare Umsatzperiode; „das ist für uns das einzige Fest, das nationales und internationales Publikum zusätzlich nach Warstein bringt.“ Die Absage kam gerade noch früh genug, obwohl einige für den geplanten Ballonsonntag ihre Schaufenster bereits Brauerei-spezifisch dekoriert haben. „Jetzt ist Katzenjammer-Stimmung.“ Da fallen die Ballon-Plätzchen bei Marktbäcker Nolte nicht ins Gewicht; die finden trotzdem Abnehmer.
Riesen-Desater für Hotelbetreiber und Gastronomie in Warstein
Als „Riesen-Desaster für die Hotellerie und Gastronomie“ bezeichnet Mario Pick, Geschäftsführer der Welcome-Hotelgruppe, die Absage. Insgesamt wurden bereits 673 Übernachtungen storniert und zwar im einzelnen 275 im Welcome Hotel Meschede, 74 im Landhotel & Gasthof Cramer in Hirschberg, 174 im Gästehaus im Waldpark, Warstein, und 150 im Welcome Hotel Lippstadt.
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Hotels von Abbestellungen hart getroffen
Besonders hart trifft es das Hotel Lindenhof in Warstein: Etwa 300 Übernachtungen, schätzt Inhaber Peter Hengesbach, gehen ihm durch die Lappen: „Ein herber Verlust und wer kommt dafür auf?“ fragt er verärgert – weniger auf die WIM-Absage als auf die Legionellen gemünzt. Er kann die „Überreaktion der Behörden in Soest“ nicht nachvollziehen: „Dann dürften sie auch keinen mehr durch Warstein fahren lassen.“ Ein Club wollte sogar schon für Oktober absagen; das konnte er aber noch abwenden.
Deutlich zu spüren bekommt dies auch das Hotel Hoppe in Belecke. Bislang über den WIM-Zeitraum ausgebucht, hagelt es seit Dienstagabend Abbestellungen. Rund 60 Übernachtungen musste Anne Schulte bisher streichen, „aber da kommt bestimmt noch mehr“, fürchtet sie, zumal bei vielen auch die Angst tief sitzt, sie könnten sich noch mit Legionellen anstecken.