Warstein. . Es ist die Stille, die sofort auffällt. Ruhig ist es, unheimlich ruhig, obwohl an diesem Morgen gut 30, 40 Menschen auf dem Brauereigelände oberhalb der Stadt arbeiten: Sie bauen Zelte, Karussells und Bühnen ab. Es ist Tag 1 nach der historischen Absage der Warsteiner Montgolfiade. Ein Stimmungsbericht von der skurillen Lage am Hillenberg.
Wer das Gelände betritt, das ab Freitag eigentlich Starterfeld für über 200 Ballonteams sein sollte, den begrüßt an diesem Vormittag strahlender Sonnenschein – und gähnende Leere. Kaum zu glauben, wie sehr nackte Fahnenmasten ins Auge fallen können. Am Rand des eingezäunten Geländes stehen Anhänger, ihre Läden sind heruntergeklappt: Hier wird niemand in den nächsten Tagen eine Bratwurst bestellen, es werden sich keine Kinder um die bunten Fahrgeschäfte drängeln.
Karussells werden wieder abgebaut
Montag hätten sie ihr Karussell aufgebaut, erzählt ein Aussteller aus Herford, während er ein pinkfarbenes Metallpferd aus seiner Verankerung löst. „Und jetzt bauen wir es schon wieder ab. War ja überall zu hören, dass es abgesagt wird.“ Er zuckt die Schultern, das Pferd wandert in den Anhänger: „Was soll man machen.“
Viele seiner Kollegen sind schon weg, haben frühmorgens alles wieder auf ihre Wagen gepackt, was zum Teil noch gar nicht fertig aufgebaut war. Ein paar Schritte weiter strahlt das riesige weiße Festzelt in der Sonne. Eigentlich wären jetzt nur noch die „Feinheiten“ angebracht worden; stattdessen schieben schweigende Mitarbeiter die Stühle zusammen.
Abbau, bevor die WIM überhaupt losging
Am Ende des Zelts warten die unbenutzten Sitzgelegenheiten auf ihre Abholung. Und über dem ganzen Montgolfiade-Gelände: Stille. Kaum einer redet und wenn, dann leise, fast wie in einem Traum. Ab und zu klackt ein Schraubenschlüssel, rumpelt es in einem der Lastwagen: das pinkfarbene Karussell-Pferd wird verladen. – Abbau, bevor es überhaupt losging.
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Wenig los ist auch auf dem Campingplatz neben dem Besucher-Zentrum. Gerrit Makkinga ist seit 2003 jedes Jahr auf der WIM und schon am Montag mit seiner Frau aus dem holländischen Almelo angereist, um die Crew vom Nürburgring-Ballon zu unterstützen. Daraus wird wohl nichts. Dennoch: „Wir bleiben, es kommen bestimmt noch mehr, um hier Ferien zu machen“, ist sicher der Niederländer sicher. Für ihn ist es okay, dass die Großveranstaltung frühzeitig abgesagt wurde. „Sonst wären noch mehr Kosten entstanden.“
WIM ist für Holländer wie ein Familientreffen
Mit Christian Mittag aus München und Herman Pilon aus Alkmaar/Holland hofft er, dass einige Piloten wie geplant am Freitagabend anreisen – wenn auch nur, um Ferien zu machen. Möglicherweise könne ein Ballon-Start außerhalb von Warstein, eventuell vom Flugplatz Oeventrop, organisiert werden. Die WIM sei immer ein toller Event: „Das ist wie ein Familientreffen“, sagt Gerrit Makkinga.
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Aus Aachen angereist war tags zuvor Manfred Keren, allerdings ohne von den Legionellen oder der abgesagten Montgolfiade gewusst zu haben. Als er am Besucherzentrum einchecken wollte, hieß es erst, alle Plätze sind reserviert. „Dann ging dort wohl ein E-Mail ein und plötzlich hatte ich die freie Platzwahl“, berichtet der Urlauber.
Montgolfiade-Absage ein Schnellschuss
Wenn es die Gesundheitsbehörden ernst meinten, hätte man ihn mit seinem Wohnmobil gar nicht in die Stadt fahren lassen dürfen. „Dann muss man ganz Warstein abschotten“, so Keren. Nur die Montgolfiade abzusagen, hält er für halbherzig. „Das war ein Schnellschuss“, schließlich sei er jetzt so gefährdet wie jeder andere Warsteiner auch. So nutzt er die Zwischenstation auf dem Weg nach Hause zumindest für eine Brauerei-Führung.