Hagen-Mitte. Damit die Klimaanlage im Kunstquartier angesichts der Dauerhitze nicht kollabiert, muss die Stadt Hagen tief in die Tasche greifen. Sollte die Technik versagen, drohen Schäden an den Ausstellungsstücken. Eine weitere Anlage soll nun die Technikzentrale im Museumskeller kühlen.
Neue Probleme und neue Kosten im Kunstquartier: Bei andauernder Hitze steigen die Temperaturen im riesigen Technikkeller von Emil-Schumacher und Osthaus-Museum. Weil die Experten des Wirtschaftsbetriebs Hagen ein Versagen der Klimaanlage fürchten, soll nun in den nächsten zwei Monaten kühle Luft von außen in die Technikräume gepumpt werden. Heute wird hinter dem Museumskomplex ein Klima-Container errichtet. Kosten: 110.000 Euro für zwei Monate.
Von einem „hochkomplexen System“ sprach Kulturdezernent Thomas Huyeng mit Blick auf die hausintern drohende Klima-Katastrophe. „Wenn die Technik im Haus versagt und Luftfeuchtigkeit und Temperatur nicht mehr stimmen, drohen Schäden an den Werken“, so der Dezernent. „Und hier hängen ja keine Bilder, die 100 oder 1000 Euro wert sind.“
Außerdem sei es Anspruch der Museen, Kunst über Jahrhunderte zu erhalten. Hinzu käme, dass besonders Schumacher ja nicht nur Farben auf Holz und Leinwand gebracht habe, sondern verschiedenste Materialien eingearbeitet habe.
Alter Streit um Klimatechnik
Einzige Alternative sei es gewesen, die Kunstwerke einzulagern und das Museum zu schießen. „Dann hätten die Bilder aber durch den Transport Schaden nehmen können“, so Huyeng.
Dass man nun auf eine kostspielige Lösung mit einem externen Kühlgerät zurückgreifen muss, hat auch mit dem alten Streit um die Klimatechnik in den Museen zu tun. Denn die so innovative Anlage macht Probleme seit der Eröffnung im Sommer 2009. Die Stadt hatte ein Beweissicherungsverfahren angestrebt, um Ursachen und Verantwortlichkeiten zu klären. Das Gericht hat mittlerweile einen Gutachter bestimmt, der tätig geworden ist.
Wann seine Ausarbeitung vorliegt, ist allerdings noch offen. „So lange dieses Verfahren läuft, dürfen wir an der Technik nichts ändern“, so Baudezernent Thomas Grothe. Dafür hofft man, dass man im Anschluss Abhilfe schaffen kann und sich die erheblichen Mehrkosten bei den verantwortlichen Firmen wiederholen kann. „Darunter fällt auch der Betrag, den wir jetzt aufwenden müssen.“
Prozess soll vermieden werden
Mit den Firmen, die an Planung und Einbau der Klimatechnik beteiligt waren, haben bereits Gespräche stattgefunden. „Es ging darum, wie es nach der Beweissicherung weitergehen soll“, so Grothe. „Wir sind bemüht um eine Einigung und wollen einen langwierigen Prozess vermeiden, um die Mängel schnell zu beheben.“
Bis dahin tröstet sich Kulturdezernent Huyeng damit, dass man nicht das einzige Museum sei, das mit der Hitze Probleme habe: „Die Alte Nationalgalerie in Berlin hat sogar geschlossen.“ Dabei verschweigt er, dass es sich beim Berliner Museum um einen „normalen“ Defekt der 14 Jahre alten Anlage handelt, der zunächst nichts mit der andauernden Hitze zu tun hat. Auch beim Deutschen Museumsbund ist von Hitze-Problemen anderer Häuser nichts bekannt.