Siegen. . Christophe K. (30) wird vorgeworfen eine 21-jährige Frau aus Siegen vergewaltigt zu haben. Zudem soll er ihr verschwiegen haben, dass er HIV positiv ist. Beide lernten sich im Zug kennen. Am ersten Prozesstag sagt die junge Frau aus. Der Angeklagte wird erst am nächsten Verhandlungstag aussagen.

Christophe K. (30) vergräbt sein Gesicht in den Händen, auf dem Oberarm prangt ein Tattoo einer Hip-Hop-Gruppe. Er atmet tief, schluckt. Von unten schaut er hoch, die Augen weit geöffnet, die Stirn in Falten gelegt. Staatsanwalt Markus Rau liest die Anklage vor.

Zum Sex gezwungen

Christophe K. soll in der Nacht des 16. Juli 2013 eine 21-jährige Siegenerin zum Sex gezwungen haben und dabei bewusst das Risiko eingegangen sein, sie beim ungeschützten Verkehr mit dem HI-Virus anzustecken. Die junge Frau, die während des Prozesses als Nebenklägerin auftritt, wusste nichts von der Infektion. Das stellte sich erst bei den Ermittlungen heraus. Sie steckte sich nicht an.

Tag 1. Saal 165. Die Verhandlung vor der ersten großen Strafkammer am Landgericht führt Richterin Sabine Metz-Horst. Der Angeklagte wird erst am zweiten Verhandlungstag sprechen. Zunächst hört er zu. Auf Antrag der Anwältin Simone Göckus und Anraten der Gutachterin, soll der 30-Jährige nicht bei der Aussage dabei sein und die Verhandlung per Lautsprecher im Nebenraum verfolgen.

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Die Gefahr, dass die junge Frau zusammenbreche, sei zu groß. „Sie reagiert körperlich sehr stark. Die Angstverarbeitung gelingt ihr nicht sehr gut“, sagt die Gutachterin. Christophe K. habe sie seit jenem 16. Juli nicht mehr gesehen. Auch nach zwei Monaten stationärem Aufenthalt sei sie weiter in einer labilen Verfassung. Bereits zuvor wurde sie schon mehrfach stationär behandelt, drei Alkoholentzüge blieben ohne Erfolg.

Aussage des Opfers dauert drei Stunden

Die Aussage der 21-Jährigen wird dreimal unterbrochen und dauert drei Stunden. Verweint tritt sie später aus dem Saal. Zur Beruhigung knetet sie in der einen Hand einen violetten Kunststoffball, scheu weicht sie jedem Blick aus. Kraft gibt ihr die Bezugsbetreuerin aus dem Betreuten Wohnen. In der Pause spricht sie ihr gut zu. „Wir schaffen das.“

Mutmaßlicher Täter lernte Frau auf Zugfahrt kennen 

Christophe K. lebt derzeit in Berlin und in Witten. Die arbeitslose Frau aus dem Siegerland lernte er während einer Zugfahrt von Hagen nach Siegen kennen, so sagte sie es am frühen Morgen des 16. Juli bei der Polizei aus. Sie schreiben sich SMS, telefonieren und nach wenigen Tagen fragt er, ob er bei ihr übernachten könne. Sie holt ihn vom Siegener Bahnhof ab, beide kaufen noch etwas Alkohol für die Nacht und gehen dann in ihre Wohnung am Rosterberg. Dort trinken beide, mehr als ein Promille ergibt später der Alcotest der Polizei. Er soll zudem einen Joint geraucht haben, beide konsumieren Kokain und schlafen miteinander.

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Zunächst einvernehmlich, sagt die Frau bei der Polizei aus. Doch der damals 29-Jährige soll immer derber geworden sein. Er habe sie gebissen und an den Haaren gezogen. Das Opfer sagt mehrfach, dass er aufhören solle. Sie würgt ihn und schreit so laut, in der Hoffnung, dass die Nachbarin ihre Hilferufe hört. Diese wird am zweiten Verhandlungstag aussagen. Christophe K. lässt nicht von ihr ab, soll einfach weiter gemacht haben. Später gelingt es ihr, vom Bad aus einen Notruf abzusetzen: „Man will mich umbringen.“

Prozess-Fortsetzung ist am 24. Juni.