Siegen. . Abscheuliche Dinge sollen sich im Februar 2010 in einem Privathaus in einem Wilnsdorfer Ortsteil abgespielt haben. Zwei minderjährige Mädchen, das eine zum Tatzeitpunkt 14, das andere 17 Jahre alt, sollen mehrfach vergewaltigt worden sein.

Zwei Männer stehen vor Gericht. Weitere neun Männer, die sich an der 14-Jährigen vergangen haben sollen, sind unbekannt. Vor der 1. großen Strafkammer des Siegener Landgerichts ging es jetzt um den Fall der damals 17-jährigen Lisa M.

Angeblich zum Beischlaf gezwungen

Labinot K. (25) soll mit einem unbekannten Mittäter am 25. Februar 2010 die damals 17-Jährige gegen ihren Willen zum Beischlaf gezwungen und sich dabei mit dem anderen Mann abgewechselt haben. Labinot K. schweigt bislang.

Lisa M. wurde am Tattag von einem Bekannten zu einer Party in das Haus eingeladen. Dort angekommen soll sich die junge Frau schnell bereit erklärt haben, mit dem Gastgeber, ihrem Begleiter und einem Bruder des Angeklagten zu schlafen. Am anderen Morgen sei sie jedoch nackt zwischen zwei Männern aufgewacht. Sie gibt an, vergewaltigt worden zu sein. Das Zimmer sei allerdings dunkel gewesen. Labinot K. wurde von der damals 17-Jährigen identifiziert, der andere Mann nicht.

Übernachtungen gegen Sex seien normal gewesen

„Übernachten gegen Sex“ sei für das mutmaßliche Opfer, das damals auch als Prostituierte arbeitete, etwas Normales gewesen, erläuterte der Sachverständige Dr. Wilfried Pott, der Lisa M. zwei Mal, 2011 und 2012, begutachtete. Die junge Frau habe viele Jahre auf der Straße gelebt.

Der Sachverständige geht von einer glaubwürdigen Aussage aus, die auf tatsächlichem Erleben beruhe. Die junge Frau habe, wie auch im Gericht, stockend erzählt, und es seien immer wieder Nachfragen nötig gewesen. Das spreche nicht für eine erfundene Geschichte, mit der sie andere Menschen zu Unrecht belasten wolle.

Zeuge hat 17-Jährige für eine Prostituierte gehalten 

Genau dieser Eindruck war zuvor durch die Aussage ihres damaligen Party-Begleiters entstanden, der aus der JVA Wuppertal vorgeführt wurde. Dieser gab an, Lisa M. für eine Prostituierte gehalten zu haben. Sie solle schon mehrfach angegeben haben, von Männern vergewaltigt worden zu sein. Auch er räumte zögerlich ein, schon einmal mit der jungen Frau geschlafen zu haben.

Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet

In der besagten Februarnacht sei Lisa M. häufiger aus dem Nebenzimmer gekommen, um Tee zu holen oder nach Zigaretten zu fragen. „Auf mich hat sie einen normalen Eindruck gemacht.“ Gegen halb fünf seien sie zusammen mit dem ersten Bus zurück nach Siegen gefahren. Ihr Kopf lag an seiner Schulter, danach gingen sie noch Kaffee trinken in der City-Galerie. Von einer Vergewaltigung sei nicht die Rede gewesen. Am Abend hatte Lisa M. Anzeige erstattet.

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So geht es weiter: Am Freitag wird das andere Opfer im Vergewaltigungsprozess aussagen. Die damals 14-Jährige lebt heute in einer Jugendhilfeeinrichtung in Hessen. Zum Prozessauftakt ist sie nicht erschienen. Sie soll von beiden Angeklagten und neun weiteren Männern in dem Haus in Wilnsdorf vergewaltigt worden sein.