Siegen-Wittgenstein/Olpe. Nur drei von 53 Bahnstationen in Siegen-Wittgenstein und Olpe haben das Prädikat „Barrierefrei“ verdient. Zu diesem Schluss kommt Achim Walder, Kreisvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), der sich die Haltepunkte und Bahnhöfe angesehen hat. Unterstützt wurde er von Walter Schindler und Rollstuhlfahrer Helmut Schneider.

Ein Gespräch in dem beim Kreis gebildeten Arbeitskreis „Mobilität und Inklusion“ war der Anlass für die spontane Aktion. „Dann müssen die wenigstens nicht alle durch die Gegend fahren“, erklärt Achim Walder.

Ein Luftzug, ein Rauschen, der Regionalexpress ist durch. Vor dem durchfahrenden Zug wird nicht gewarnt. Das steht ausdrücklich auf der dreieckigen gelben Warntafel. Für den, der sehen kann. „Wer hier blind ist, kommt nicht einmal vom Bahnsteig runter“.

Das mit dem Stock ertastbare Leitsystem auf dem Boden verabschiedet sich mitten auf dem Zugangsweg zur Eichener Straße mit einer dicken Querlinie. „Ich habe keinen Blinden gefunden, der mir das erklären konnte“, sagt Walder beim Ortstermin in Eichen. Der Haltepunkt Eichen wird gerade mit einem Aufwand von 2,6 Millionen Euro modernisiert.

Kleinigkeiten fallen auf beim Haltestellen-Check

Es sind auch Kleinigkeiten, die beim Haltestellen-Check auffallen: Warum wurde die Infotafel so weit ins Beet gesetzt, dass die Rollstuhlfahrer nicht rankommen? Warum hängt die Hausordnung groß gedruckt unten, während man für den Baustellen-Sonderfahrplan den Hals recken muss?

Auch interessant

Manches ist schwerer zu reparieren: Die Notrufsäule wurde eingespart. Wer Hilfe braucht, „könnte Glück haben, wenn irgendwo ein Fenster auf ist“, sagt Jutta Siebel vom Kreuztaler Seniorenbeirat, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Manfred Albertin zum Ortstermin gekommen ist. „Gut, dass sich jemand drum kümmert“, lobt Elfrun Bernshausen das Engagement des VCD. Die SPD-Politikerin wird das Thema in der Verbandsversammlung des Zweckverbands Personennahverkehr (ZWS) ansprechen.

Bahnsteige passen nicht zu Zügen 

Das, was am meisten stört, wird aber auch dort nicht gelöst. Züge und Bahnsteige passen nicht zusammen. Weder vor noch nach einer Modernisierung. „Das liegt an den unterschiedlichen Vorgaben der Bundesländer“, sagt Markus Stirnberg, stellvertretender Geschäftsführer des ZWS, „wir im Grenzbereich haben dieses Problem."

Und das sieht so aus: Dreiländerbahn und Hessische Landesbahn brauchen 55, Rhein-Sieg-Express („rsx“) und Abellio auf der Ruhr-Sieg-Strecke 76 Zentimeter Bahnsteighöhe. Wenn Siegen und Geisweid, wie bereits Weidenau und Kreuztal, die neuen Bahnsteige haben, werden Fahrgäste der Rothaarbahn von und nach Bad Berleburg in den Zug hinunterrollen müssen. Dafür muss die Rampe im Wageninneren verankert werden. „Schön ist das nicht“, sagt Stirnberg, „aber es funktioniert.“

Eichen ist, mehr oder weniger, überall. Nur Ferndorf, Lennestadt und Bad Berleburg haben das Vier-Sterne-Barrierefrei-Prädikat bekommen. Wenigstens drei Sterne erhielten Finnentrop, Kreuztal und Weidenau, zwei Sterne Grevenbrück, Meggen, Kirchhundem, Geisweid und Eiserfeld.