Siegerland. Den Sparbeschlüssen des Kreistags Siegen-Wittgenstein fällt das größte Freizeitsport-Event der Region zum Opfer. Das weckt sehr scharfe Kritik.

In diesem Jahr wird sich Siegen-Wittgenstein nicht am Radaktionstag „Siegtal Pur“ beteiligen. Nach Sparbeschlüssen des Kreistags stehen die notwendigen Mittel zur Durchführung beim Touristikverband Siegen-Wittgenstein (TVSW) nicht mehr zur Verfügung. Das teilt die Kreisverwaltung mit, die darüber nun auch die beiden Nachbarkreise Altenkirchen und Rhein-Sieg informiert, mit denen Siegtal Pur bisher gemeinsam veranstaltet wurde. In diesem Jahr ist der Radaktionstag für den 7. Juli vorgesehen.

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„Siegtal Pur ist ohne Zweifel das größte Freizeitsportereignis in der Region“, sagt Landrat Andreas Müller. Jedes Jahr nutzen mehrere tausend Menschen allein in Siegen-Wittgenstein den Streckenabschnitt zwischen Netphen-Deuz und der Landesgrenze bei Niederschelden, um das Siegtal autofrei mit Fahrrad oder Inlineskates zu befahren – „ein echtes Familienevent“, findet Müller: Zudem seien auch viele Fahrradfreunde aus ganz Nordrhein-Westfalen extra aus diesem Anlass gekommen. „Die immer vollen Sonderzüge der Bahn haben hier eine deutliche Sprache gesprochen“, so der Landrat.

Sechs Fraktionen wollen kein Geld für Siegtal Pur bereitstellen – auch Siegen hat kein Geld

„Siegtal pur war auch ein Leuchtturm, mit dem die drei Kreise entlang der Sieg das Siegtal gemeinsam touristisch beworben haben. Ich bedaure es zutiefst, dass wir aus dieser Kooperation aussteigen müssen“, so Müller, der sich zugleich bei den anderen Kreisen für die Kurzfristigkeit der Absage entschuldigt: „Der Kreistag hat erst im Februar den Haushalt für 2024 mit den entsprechenden Kürzungen beschlossen, deren konkrete Auswirkungen die Kreisverwaltung zunächst analysieren musste. Darauf folgten Rücksprachen mit den antragstellenden Fraktionen, welche konkreten Vorhaben nicht mehr durch den Kreis finanziert werden sollen. Auch Gespräche mit der Stadt Siegen als größte an Siegtal Pur beteiligte Kommune in Siegen-Wittgenstein haben gezeigt, dass auch Siegen die benötigten Gelder im laufenden Haushaltsjahr alleine nicht aufbringen kann“, so Müller.

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„Am Ende bleibt uns leider nur die Absage, die ich extrem bedaure, weil sie aus meiner Sicht ein falsches politisches Zeichen in ohnehin schwierigen Zeiten ist.“

Siegtal Pur ohne Siegen-Wittgenstein: SPD ist verärgert – und vermutet politisches Kalkül

Massiven Unmut äußert auch die SPD-Kreitagsfraktion. „Wir haben es bereits vor acht Wochen vorhergesagt, nun ist es leider Realität. Die Absage für Siegtal Pur in diesem Jahr ist ein Schlag ins Gesicht für die Unzähligen, die sich jedes Jahr darauf freuen und sich an dem Tag ehrenamtlich engagieren“, wird Fraktionsvorsitzender Julian Maletz in einer Mitteilung zitiert. Die Kosten für das touristische Ereignis unterliegen dem Tourismusbudget des Kreises, „welches von CDU, Grünen, UWG, SWM, FDP und Wir Bürger in der Haushaltssitzung des Kreistages am 9. Februar um 500.000 Euro gekürzt wurde“, wie die Sozialdemokraten anmerken.

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Der verbliebene Etat reiche „gerade so aus, um die laufenden Personalkosten zu decken und niemanden zu entlassen“, so die Fraktion mit Verweis auf Angaben der Verwaltung. „Es ist keine Option, finanzielle Mittel einzusparen, indem Mitarbeitende aus laufenden Arbeitsverträgen entlassen werden“, kommentiert Julian Maletz. In einer erneuten Gesprächsrunde seien die sechs Fraktionen nicht bereit gewesen, die benötigten 90.000 Euro für Siegtal Pur zur Verfügung zu stellen. Bei Siegtal Pur werde „grenzübergreifend zusammengearbeitet und die Verlässlichkeit des Kreises wird aufs Spiel gesetzt durch eine Politik, die nur noch darauf zielt, dem Landrat und der SPD eins auszuwischen“, so Julian Maletz. Er widerspreche „dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Droege vehement“, heißt es weiter. Es habe im interfraktionellen Austausch „weder den Vorschlag eines zwei-Jahres-Rhythmus für Siegtal Pur noch den Vorschlag, externe Sponsoren anzufragen, gegeben“.

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Die SPD-Kreistagsfraktion bedauert nach eigenem Bekunden, dass der Kreis nicht an Siegtal Pur teilnehmen kann. „Aber das sparwütige Sechserbündnis lässt dem Landrat und der Verwaltung keine Wahl“, heißt es abschließend.