Siegen. Das DRK Siegen-Mitte gibt Standort am Rand der Oberstadt auf: Damit steht eine riesige Immobilie in zentraler Lage leer. Die Stadt will verkaufen

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gibt den Hainer Weg 36 auf. Der DRK-Bereitschaftsdienst Siegen-Mitte hat den Standort auf dem Siegberg, am Rande der Oberstadt, zu großen Teilen bereits leergezogen. Die Stadt als Eigentümerin des Grundstücks möchte das Gelände verkaufen und hier preisgünstigen Wohnraum errichten lassen. Gemeinsam suchen Verwaltung und DRK nun einen Käufer. Denn das mit Erbaurecht belastete 1717 Quadratmeter große Areal gehört zwar der Stadt, das Gebäude aber nicht. Das geht aus einer Vorlage für den Stadtentwicklungsausschuss hervor, der auch für Liegenschaften zuständig ist.

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Gemäß Grundsatzbeschluss sollen Grundstücke, die für Wohnraum in Frage kommen, grundsätzlich über Erbbaurecht vermarktet werden – also verpachtet. So möchte die Stadt die Kontrolle darüber behalten, dass dringend benötigter Wohnraum auch tatsächlich entsteht. Mit dem DRK ist die Stadt demnach aber schon lange in Gesprächen über den Standort. Denn perspektivisch sehe man keine andere Möglichkeit, das Grundstück zu nutzen – also regt die Verwaltung an, hier vom Beschluss abzuweichen und zu verkaufen. Über die Konzeptvergabe soll gewährleistet sein, dass die neuen Eigentümer auch tatsächlich Wohnraum errichten. Wahrscheinlich werde das nach Abriss und Neubau der Fall sein, wobei eine Sanierung im Bestand keinesfalls ausgeschlossen werde.

DRK-Ortsverein Siegen-Mitte hat nicht mehr genug Kapazitäten für so ein großes Gebäude

Der Hainer Weg ist Sackgasse und Nebenstraße, liegt oberhalb der Hainer Hütte und unterhalb des Oberen Schlosses. Eine Bushaltestelle befindet sich quasi vor der Tür. Wie so oft in Siegen ist die Lage „topografisch anspruchsvoll“ - an einer recht steilen Flanke des Siegbergs. Das Areal ist mit vier großen Doppelgaragen bebaut, die jeweils groß genug für Rettungsfahrzeuge oder Kleinlastwagen sind. Darüber befinden sich ein Gemeinschaftsraum, Lagerräume, Küche, Sanitäranlagen und ein großer Saal mit Bühne. Ein Zwischengeschoss wird aktuell als Hausmeisterwohnung genutzt, im ersten Obergeschoss befinden sich weitere größere Schulungs- und Lagerräume. Einen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt es hier nicht – daher gilt generell die Maßgabe, dass sich Bauvorhaben unter anderem danach richten müssen, wie sich Gebäude in die Umgebung und ins Ortsbild einfügen.

Auch der DRK-Ortsverein Siegen-Mitte hat schon länger mit den Problemen zu kämpfen, mit denen sich dieser Tage viele Vereine konfrontiert sehen. Die Mitgliederzahl ist rückläufig, es mangelt an Nachwuchs, die große Immobilie verursacht zudem enorme Kosten, heißt es auf Anfrage. Das Haus sei sehr groß und mittlerweile in die Jahre gekommen, die Ehrenamtlichen könnten das personell und finanziell nicht mehr leisten. Also habe man sich entschieden, sich vom Gebäude zu trennen. Auch bedingt durch die Lage sei es zudem nicht ganz einfach, die Räume zu vermieten. Diese würden nur noch sehr selten und in kleinem Rahmen genutzt. Das tue dem Gebäude nicht gut tut und dem Ortsverein tue es nicht gut, eine so große Immobilie bespielen zu müssen.

Grundstück am Rand der Oberstadt von Siegen: Kaufpreis spielt nur eine Nebenrolle

Verkauft werden soll das Grundstück nun mit der Vorgabe, „bedarfsgerechte Mietwohnungen herzustellen“, heißt es in der Vorlage weiter: Mindestens 25 Prozent der hier entstehenden Wohnfläche muss demnach mit öffentlichen Fördermitteln errichtet und zu entsprechenden Mietkonditionen angeboten werden. Neben dem Schwerpunkt bei wohnungsmarktpolitischen Zielen möchte die Stadt aber auch noch weitere Dinge erreichen: So sollen gestalterisch hochwertige Konzepte bevorzugt werden, auch energetische Kriterien spielen eine wichtige Rolle bei der Frage, wer den Zuschlag erhält.

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Der Kaufpreis spiele mit einer Gewichtung von 20 Prozent eine eher untergeordnete Rolle in der Gesamtbewertung. Das Angebot mit der höchsten Punktzahl aus Konzept und Kaufpreis erhält den Zuschlag – sollte sich kein geeigneter Käufer finden, behält sich die Stadt vor, doch nicht zu verkaufen. Der Bodenrichtwert aus 2023 beträgt gemäß Feststellung des Gutachterausschusses 160 Euro je Quadratmeter – das wären bei diesem Grundstück knapp 275.000 Euro.