Siegen. Bei „Siegtal Pur“ nutzten zahlreiche Menschen die Gelegenheit, in Siegen über die HTS zu fahren. Ausnahmsweise hatten Autos dort nichts zu suchen.
„Oh, da gibt es Frozen Yogurt!“, ruft ein junger Radfahrer und tritt noch kräftiger in die Pedale. Seine Freunde haben Schwierigkeiten, ihm zu folgen. Es ist kurz vor 12 Uhr am Sonntagnachmittag auf der Siegener Stadtautobahn. Es stehen mehr als 100 Kilometer autofreies Siegtal bei „Siegtal Pur“ auf dem Programm. Von Netphen bis Siegburg im Rhein-Sieg-Kreis reicht die Strecke bei der Veranstaltung, die dieses Jahr ihren 25. Geburtstag feierte. Radfahrer, Inlineskater, Jogger und Spaziergänger genießen insbesondere, die HTS für sich zu haben. Autos, Lastwagen und Motorräder haben dort ausnahmsweise einmal nichts zu suchen.
„Siegtal pur“: Beste Bedingungen für Radtouren auf den Bundesstraßen
Die Hüttentalstraße ist von Geisweid bis nach Niederschelden komplett gesperrt. Einzig und allein Fahrzeuge von THW, DRK, Polizei und Ordnungsamt stehen an einigen Stellen. Ein Polizeimotorrad dreht immer wieder seine Runden. Die Sonne schaut immer mehr hinter den Wolken hervor und die Temperaturen steigen in die Höhe. 17 Grad – beste Voraussetzungen für eine kleine Radtour.
Das hat sich auch Familie Moog aus Wilnsdorf gedacht. „21 Kilometer sind wir schon geradelt“, erklärt Christiane Moog. Besonders stolz ist Enkel Theo mit seinen sieben Jahren. Denn während seine Familienmitglieder Thomas und Jasmin ein E-Bike haben, strampelt der gut gelaunte Theo noch mit reiner Muskelkraft. Auf der Siegener Stadtautobahn knubbelt es sich immer mehr – zumindest ab der Abfahrt Freudenberger Straße bis kurz vor den Ziegenbergtunnel. Dort sind Verpflegungsstände aufgebaut – es riecht nach Bratwurst. Wenige Meter weiter durftet es nach frischen Waffeln und allerlei anderen leckeren Speisen. Und auch der Radfahrer, der sich von mehreren hundert Metern auf sein Frozen Yogurt freute, kommt auf seine Kosten. Am Stand der Polizei darf Toni Schade zusammen mit der Polizeihauptkommissarin und Verkehrssicherheitsbeauftragten Buttons basteln. Der Achtjährige, der mit seiner Mutter unterwegs und von Mudersbach nach Siegen geradelt ist, ist sichtlich glücklich über die Aktion, die die Ordnungshüter anbieten.
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Sicherheit geht an diesem Tag auf der gesamten Strecke vor. Schließlich fahren oder laufen alle in ihrem eigenen Tempo. So sind Mandy und Max aus Hilchenbach zum Beispiel mit ihrem Husky-Mischling Maze ein wenig schneller unterwegs als Bärbel und Eberhard Mohr. Sie wohnen in Geisweid und sind dort zu Fuß auf die Siegener Stadtautobahn gegangen. „So Aktionen kenne ich noch aus dem Ruhrgebiet, wo ich ursprünglich herkomme. Da gab es in den 70-er Jahren schon solche autofreien Aktionen“, sagt Bärbel Mohr. Sichtlich Freude am Laufen hat auch die Terrier-Mix-Hündin Finja. Sie läuft zusammen mit ihrer Besitzerin Bettina Golke und deren Freundin Heike Sauer an der Leine neben dem Fahrrad her. Alle drei kommen aus Geisweid. Sie wollen bis nach Mudersbach laufen und radeln und dann den Weg wieder zurücklegen.
Mehr als 250 Freiwillige von THW, Feuerwehr und Rotem Kreuz sowie Mitarbeiter von Polizei und Verwaltung sind bei „Siegtal Pur“ im Einsatz. Sie sichern die Sperrstellen ab, kümmern sich um einen reibungslosen Ablauf und kleben vielleicht auch das eine oder andere Pflaster. Denn so ganz ohne einen Sturz dürfte die Veranstaltung bei mehr als 100 Kilometern Strecke und tausenden Teilnehmern nicht ablaufen. Insgesamt neun Stunden lang konnten sich die Menschen auf den autofreien Bundes- und Landesstraßen bei „Siegtal Pur“ austoben.
Das Wetter hätte für „Siegtal Pur“ nicht besser sein können: „Schönes Radfahrwetter“, nennt es Thorsten Engels, stellvertretender Geschäftsführer des Touristikverbands Siegerland-Wittgenstein (TVSW). Es sei nicht zu heiß und nicht zu kalt gewesen. Jedes Jahr nehmen rund 20.000 Menschen an „Siegtal Pur“ teil. Das sei die „magische Zahl“. Bereits bis zum Sonntagnachmittag hätten dieses Jahr ca. 16.000 bis 17.000 Menschen mitgemacht. „Es war eine sehr, sehr ruhige Veranstaltung“, so Thorsten Engels. So habe es keine Krankenhausaufenthalte und nur wenige Pöbeleien gegeben. Der Veranstaltungsleiter ist zufrieden: „Dieses Jahr ist wieder top gelaufen.“
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