Siegen. Seit Monaten macht der Siegener Bauhof nichts anderes als Schlaglöcher zu stopfen und kommt dennoch nicht hinterher. So schlimm war es noch nie.

Der vergangene Winter hat Siegens Straßen besonders übel mitgespielt. Die Schäden in diesem Frühjahr gehen deutlich über die in den vergangenen Jahren hinaus, sagt Benjamin Hinkel, Leiter der Abteilung Straße und Verkehr. Auch der Leiter des Siegener Bauhofs, dessen Leute seit Monaten permanent mit nichts anderem als dem Flicken der schlimmsten Schlaglöcher beschäftigt sind, könne sich nicht erinnern, dass die Lage jemals ein solches Ausmaß hatte.

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„Das Problem beginnt im Herbst“, erklärt Benjamin Hinkel. Da begann es, anhaltend zu regnen, bis in die Wintermonate setzte sich das fort. Die Böden waren irgendwann gesättigt, vollgesogen mit Wasser. Dann kam der Frost, die Feuchtigkeit wurde zu Eis, sprengte dabei die vielen Ritzen, Rillen und Löcher, die es in Siegener Straßen nun einmal gibt. Dann wurde es wieder wärmer, wieder setzte anhaltender Regen ein. Und wieder fror es danach. Hinkel: „Dieser Wechsel hat zu extrem vielen Schäden geführt.“ Schlaglöcher klafften und klaffen in den Straßen, teilweise lag der zerbröselte Asphalt in größerem Umkreis drum herum. Denn Autos fahren drüber, Loch hin oder her.

Seit Wochen und Monaten tut der Bauhof Siegen nichts anderes als Schlaglöcher zu stopfen

Seit Januar sind die Kolonnen des Bauhofs auf den Straßen unterwegs, um Schlaglöcher zu stopfen. In den ersten acht Wochen hätten sie überhaupt nichts anderes getan, als Schlaglöcher zu sanieren, wenigstens provisorisch. Denn die Asphaltmischwerke hatten noch nicht auf. Jede andere Aufgabe blieb liegen, trotzdem kamen sie aufgrund der Vielzahl und der Schwere der Schäden nicht hinterher. Das Wetter wurde nicht besser. Und notdürftig geflickte Straßen, über die der Verkehr rollt, brechen ohnehin schnell wieder auf. Unter diesen Bedingungen: „Keine Chance, dass der Kaltasphalt fest wird und drinbleibt. Wenn man ein Schlagloch zumacht, sind wir zwei Tage später schon wieder da“, sagt Benjamin Hinkel. In der schlimmsten Phase, zu Jahresbeginn, sei die Abteilung drei bis vier mal zu ein und demselben Schlagloch gefahren. „Das war wirklich schlimm.“ Und alles andere als vergnügungssteuerpflichtig für die Beschäftigten.

Wenn man ein Schlagloch zumacht, sind wir zwei Tage später schon wieder da.
Benjamin Hinkel - Leiter Abteilung Straße und Verkehr

Nach wie vor saniert der Bauhof mit allen zur Verfügung stehenden Kapazitäten. Die Mischwerke haben wieder auf, nun können die Kolonnen die Schlaglöcher wenigstens so zumachen, dass sie auch zu bleiben. Aufgrund der schieren Masse sei es auch kaum möglich gewesen, Prioritäten zu setzen, erklärt der Abteilungsleiter: Alles war wichtig. Permanent kamen – und kommen – die Meldungen über Straßenschäden herein, das 13-Zentimeter-Loch kommt vor dem drei Zentimeter tiefen, da wo 500 Autos am Tag herfahren wird schneller geflickt als in Anliegerstraßen mit fünf am Tag. „Aber auch das war zu viel für ein halbwegs vernünftiges Zumachen.“

Schlaglöcher in Siegens Straßen: Bis alles repariert ist, wird es noch Wochen dauern

Üblicherweise saniert die Stadt straßenweise, strukturiert, mit System. So langsam kommt ein solches Vorgehen zumindest auch wieder in Sicht. Dass alles geflickt sein wird, dürfte trotzdem noch Wochen dauern. „Es kommen immer noch neue Löcher dazu“, sagt Hinkel. Noch gebe es keinen richtigen Überblick, was noch alles auf die Abteilung zukomme. Wenn die Schäden dann geflickt sind, könne die Abteilung den Sommer über bis zum Herbst dafür sorgen, dass die Schäden auch dauerhafter saniert sind.

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Die Personallage macht es nicht einfacher. Fachkräfte fehlen im Handwerk nicht erst seit gestern, das betrifft auch den Straßenbau. Auch bei der Stadt Siegen sind hier seit vielen Jahren Stellen offen, die nicht besetzt werden können. Drei Kolonnen stehen dem Bauhof aktuell zur Verfügung, im Regelbetrieb mit vier Leuten, manchmal auch nur drei, je nach Krankenstand. Oder wenn andere dringende Aufgaben anstehen, die keinen Aufschub dulden. „Noch“, sagt Benjamin Hinkel, „machen wir zu fast 100 Prozent Schlaglöcher zu.“