Siegen. Schlaglöcher, Ruckelpisten, kaputte Fahrbahndecken: Die Stadt Siegen muss wegen begrenzter Mittel Erfindergeist bei Straßensanierungen beweisen.

Die Straßenunterhaltung in Siegen ist eine Herkulesaufgabe: 1218 einzelne Straßen sind 560 Kilometer lang, haben 4,9 Millionen Quadratmeter Fläche. Dazu kommen 330 Kilometer Wirtschaftswege und 177 Brücken; alles muss verkehrssicher unterhalten werden. Die Mittel dazu sind chronisch knapp, der Unmut der Verkehrsteilnehmer über den Zustand der Straßen mancherorts groß, obwohl die Stadt im Jahr 2021 rund 2,3 Millionen Euro für die Unterhaltung ausgibt. Not lässt die zuständige Abteilung Straße und Verkehr erfinderisch werden.

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Deutlich mehr als fünf Millionen Euro würde die Stadt Siegen jährlich benötigen, nur um die Substanz zu erhalten. Gerechnet ist das gemäß „Merkblatt über den Finanzbedarf der Straßenerhaltung in den Gemeinden“, das 1,10 Euro pro Quadratmeter ansetzt. Geld, das die Stadt Siegen seit Jahren nicht hat, auch wenn die Haushaltsmittel für Straßenunterhaltung bereits 2020 deutlich angehoben wurden. Aber der Erhaltungsbedarf ist konstant hoch.

Siegen: Stadt schlägt bei Straßensanierungen einen Sonderweg ein

Grundsätzlich verfährt die Abteilung wo immer möglich so, dass keine Komplettsanierung durchgeführt wird, wenn es der bauliche Zustand einer Straße erlaubt. Stattdessen setzt die Stadt Siegen in diesen verantwortbaren Fällen auf eine Deckensanierung, die deutlich kostengünstiger ist. Das betrifft insbesondere das sogenannte untergeordnete Straßennetz. Aber statt beim langwierigen Vollausbau viel Geld aufzuwenden, lässt sich mit der gleichen Summe eben auch eine deutliche Verbesserung erzielen. An der Wichernstraße beispielsweise habe das gut funktioniert, sagt Abteilungsleiterin Anke Schreiber: „Die Straße ist viel besser als vorher und hat nur einen Bruchteil gekostet, die Bauzeit konnte minimiert werden.“

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„Eine Million Euro für die Deckensanierung ist gar nicht so wenig“, hatte Bürgermeister Steffen Mues bei der Bekanntgabe des Arbeitsprogramms der schwarz-roten Ratsmehrheit Ende vergangenen Jahres betont – voll sanieren ließe sich mit dieser Summe dagegen nur wenig. Gerade Nebenstraßen sind eben nicht so stark und auch von weniger schweren Fahrzeugen befahren wie Hauptverkehrswege – Flicken, Schlaglöcher und Unebenheiten sind zwar an der Oberfläche lästig, die Substanz darunter aber kaum in Mitleidenschaft gezogen. Der Unterbau kann durchaus mehrere Jahrzehnte halten, während die oberste Decke nach rund zehn Jahren meist der Erneuerung bedarf. Die Fachabteilung untersucht dazu die Straßen vorher intensiv, um die Art und Weise der Erneuerung abwägen zu können.

Siegen: Abteilung Straße und Verkehr baut bei Sanierungen auf Erfahrungsschatz

Dabei spielt auch die Erfahrung in der Abteilung eine große Rolle: Die Arbeitsgruppe Straßenunterhaltung erneuert auch Deckschichten auf Untergründen, die laut Empfehlungsregelwerk dafür eigentlich ungeeignet gewesen wären – wie Pflaster wurde auf Schwachstellen Glasfasergewebe in den Asphalt eingearbeitet. Die bauausführenden Unternehmen lehnen eine Gewährleistung ab, das Ergebnis hält den Erwartungen jedoch stand, berichtet Anke Schreiber. In Nebenstraßen bauen sie – wenn möglich – Tragdeckschichten ein und weckten damit das Interesse der Hochschule Aachen, die dann in einem Forschungsprojekt dazu die Sinnhaftigkeit dieser Vorgehensweise bestätigte.

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An Grenzen stößt dieser Siegener Sonderweg natürlich auf den Hauptachsen und wenn es beispielsweise um Lärmbelästigung geht. Um Geräusche stärker zu schlucken, wird dort ein lärmminderndes Asphalt aufgebracht, außerdem benötigt es Hohlräume im Straßenkörper.

Straßensanierungen in Siegen: Verschiedene Akteure sprechen Maßnahmen ab

Daneben wurde die Koordinierung mit Ver- und Entsorgern optimiert: Die Stadt stimmt sich etwa mit Siegener Versorgungsbetrieben SVB, Entsorgungsbetrieben der Stadt Siegen ESi, Wasserverband und Telekommunikationsunternehmen ab hinsichtlich deren Plänen für Baumaßnahmen. Wenn dort etwa eine Kanalerneuerung oder Kabelverlegung ansteht, sattelt die Verwaltung gewissermaßen auf und spart durch die so entstehenden Synergieeffekte Zeit und Geld – die Straße muss eben nur einmal angefasst werden. Oft werden, wie etwa bei der Siegstraße in Weidenau, die Maßnahmen im Paket geplant und ausgeschrieben – das ist auch in diesem Jahr wieder geplant.

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