Siegen. Regen, Frost und Schnee beanspruchen die Straßen – seit Jahren zu wenig Geld macht die Situation auf den Siegener Buckelpisten nicht einfacher.
Nach der Winterpause sind viele der ohnehin eher mäßigen Straßen Siegens in einem teils erbarmungswürdigen Zustand. Im mehrere hundert Kilometer umfassenden Straßennetz hat vor allem der in diesem Jahr langanhaltende Frost für weitere Abplatzungen in und um Schadstellen gesorgt – Schlaglöcher sind eher größer geworden. Die Stadt kontrolliert ganzjährig das klassifizierte Straßennetz, kommt aber vor allem im Winterhalbjahr kaum nach mit dem Ausbessern.
Wie Schlaglöcher entstehen und wie sie geflickt werden
„Wir sind fortlaufend damit beschäftigt, Schlaglöcher zu schließen“, sagt Anke Schreiber, Leiterin der Abteilung Straße und Verkehr, wegen der Verkehrssicherheit. Kürzlich erst gab es noch eine Kälteperiode, viele erst frisch geflickten Schadstellen gingen wieder auf. Streckenkontrolleure fahren turnusmäßig alle Straßen in Siegen auf und beseitigen die Schäden. Auch per Mängelmelder-App, per Telefon oder E-Mail erreichen die Abteilung viele Hinweise auf Schlaglöcher.
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Gefriert Feuchtigkeit in den Rissen bestehender Schlaglöcher oder auch an Einlässen von Kanaldeckeln, dehnt sich das entstehende Eis aus und sprengt weiteres Material ab. Besonders für Zweiräder kann das durchaus gefährlich werden, je nach Tiefe und Durchmesser der Löcher. Mancherorts ist die Deckschicht aus Bitumen so tief abgeplatzt, dass der Unterbau offenliegt. „Die Kombination aus Regen, Frost und Schnee beansprucht die Straßen besonders“, erklärt ein städtischer Mitarbeiter. Auch Hohlräume können so im Asphalt entstehen, sogenannte „Frostausbrüche“.
Frisch ausgebaute Straßen haben eine glatte Oberfläche, die kaum Wasser eindringend lässt, das Eis hat dann sozusagen keine „Angriffspunkte“. Mit der Zeit kann aber die Belastung der Straße an bestimmten Stellen, etwa in Kurven oder durch besonders hohes Gewicht, zu Verschiebungen im Unterbau führen, auch Leitungen – Strom, Wasser, Gas – können das begünstigen. Straßen haben eine gewisse Lebensdauer, in der Regel Jahrzehnte, bis sie erneuert werden müssen.
Warum viele Siegener Straßen so schlecht sind
Die Siegener Straßen – und die Verkehrsteilnehmer – leiden dabei unter einer chronischen Unterfinanzierung, vor allem innerstädtisch. „Zwischen den Ortstafeln ist der Zustand meist gut bis sehr gut“, sagt Anke Schreiber: Für Bundes-, Landes- und Kreisstraßen stehen den Baulastträgern seit Jahrzehnten mehr finanzielle Mittel zur Verfügung als den Kommunen, so die Abteilungsleiterin, weshalb sich die klamme Stadt Siegen mit Flickwerk notbehelfen müsse. Viele Straßen werden, wo möglich, nicht voll ausgebaut, nur die Fahrbahndecke wird erneuert. Wenn die Substanz aber bis tief in den Boden zu schlecht ist, geht das nicht. Im Batterieweg etwa, Verbindungs-Bergstrecke zwischen Weidenau und Kaan-Marienborn und seit Jahren eine Schlaglochpiste, „ist nichts Tragfähiges mehr drunter“, sagt Anke Schreiber. Das kann auch dazu führen, dass Kanaldeckel zu gefährlichen Hindernissen werden: Wenn die marode Straßen-Substruktur wegsackt, ragen die Schächte aus der Fahrbahn, verziehen sich unter der Last schwerer Fahrzeuge, die massiven Stahlteile können sogar aus den Fassungen springen.
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Haushaltsmittel für den Straßenausbau sind begrenzt, ohne Fördermittel (60 Prozent der Kosten) geht es nicht. Die entsprechenden Anträge zu stellen, werde aber immer aufwändiger, zudem dauere die Bewilligung immer länger, erklärt Anke Schreiber. Um Kosten zu sparen, Synergieeffekte zu nutzen stimmt sich die Abteilung dabei mit anderen Kostenträgern ab – Ent- und Versorgungsbetrieben zum Beispiel Telekom, Westnetz, Wasserverband. „Wir stimmen uns so gut es irgendwie geht ab“, erklärt Anke Schreiber, damit notwendige Arbeiten, etwa wenn eine Leitung erneuert werden muss, nicht mehrfach ausgeführt werden müssen. Das spare nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Teuer ist auch die Entsorgung des Altmaterials und gesunken sind die Preise insgesamt auch nicht gerade.
Welche Straßen in Siegen als nächste ausgebaut werden sollen
Neben Ingenieurbaumaßnahmen wie Brücken-Erneuerungen, Rad- und Fußwegen, Markierungsarbeiten, Ampeln und Fußgängerüberwegen sind seitens der Stadt folgende Straßen für Neubau und Unterhaltung bis 2024/25 vorgesehen: Achenbacher Straße/ L 533, Biedenkopfer Straße, Frankfurter Straße (Siegen), Siegener Straße (Gosenbach), Haardstraße, Batterieweg, Oranienstraße, Schultestraße, Tiefenbacher Straße/Stockweg (Weidenau), Ludwig-Kenter-Straße, Birlenbacher Straße (Geisweid), Im Samelsfeld/Achenbacher Furt (Achenbach), Seelbacher Weg (Trupbach), untere Dorfstraße (Bürbach). „Alle Baumaßnahmen des Straßenbaus werden mit den Versorgungsträgern und dem ESi abgestimmt und koordiniert durchgeführt“, betont die Abteilung in ihrer Vorlage für den Bauausschuss.