Siegen. Die Schäden im 560 Kilometer langen Siegener Straßennetz sind systematisch erfasst, vom Anliegerweg bis zur Fernverkehrsroute. Jetzt wird saniert

Meiswinkel hat die schlechtesten, Bürbach die zumindest am wenigsten schlechten: Der Zustand der Siegener Straßen und die dringend nötige Sanierung ist ein Dauerthema, Kritik und Beschwerden von Bürgern lassen nicht nach. Die Stadt Siegen erhöht jetzt die Mittel für den Straßenausbau und hat dazu den aktuellen Zustand in einem Straßenmanagementsystem festhalten lassen. Anhand dessen wurde eine Prioritätenliste erstellt, um die Sanierungen abzuarbeiten.

Die Straßenschäden nach Stadtteilen.
Die Straßenschäden nach Stadtteilen. © Manuela Nossutta Funkegrafik NRW

Die Situation

„Die Siegener Straßen sind in einem typisch schlechten Zustand“, sagt Christian Komma von der Heller Ingenieursgesellschaft, die das Managementsystem erstellt hat – wie vergleichbare andere Städte auch. Stärker belastete Straßen werden mit höherer Priorität unterhalten – Schwerlast- und Busverkehr, lokale Bedeutung, ...

„Das nachgeordnete Netz ist ziemlich schlecht“, sagt er – andererseits seien Sanierungen hier auch nicht so dringend. Die derzeit für den Straßenunterhalt zur Verfügung stehenden Mittel reichten angesichts des hohen Erhaltungsbedarfs nicht aus, es benötige mehr Geld. Der Bedarf hat sich wegen chronischer Unterfinanzierung aufgestaut.

0,88 Millionen Euro pro Jahr gibt die Stadt Siegen zur Zeit für ihre Straßen im übergeordneten Verkehrsnetz (Straßenklasse 1) aus, im untergeordneten Verkehrsnetz (Straßenklasse 2) sind es 1,8 Millionen.

1,1 Millionen müssten es sein, um das aktuelle Niveau der Klasse 1 zu halten – 2,4 Mio. Euro würden für die Klasse 2 benötigt, so Komma.

2 Millionen wären nötig, um den Klasse 1-Zustand zu verbessern, 4 Millionen Euro wären es in Straßenklasse 2.

800.000 Euro mehr nimmt die Stadt – wenn der Rat am Dienstag zustimmt – in die Hand, um zunächst das vorgeschlagene Level zu erreichen, die für einen Erhalt des aktuellen Niveaus benötigt werden; 200.000 für Klasse 1, 600.000 für Klasse 2.

Das System

Heller hat eine sogenannte visuelle Zustandserfassung durchgeführt: Mitarbeiter mit Tablet-PCs sind sämtliche Siegener Straßen abgelaufen und haben Schäden, vom Riss bis zum Schlagloch, festgehalten. Diese Daten werden in das Erhaltungsmanagementsystem eingepflegt; zusätzlich wurde zur Qualitätssicherung eine Befahrung durchgeführt, bei der alle zehn Meter ein Foto der Straßen aufgenommen wurde.

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Die Abteilung Straße und Verkehr verfügt nun über eine detaillierte Karte, die mittels eines Farbsystems aufzeigt, wo die Straßen sehr viele oder schwere Schäden (Note 4,5 bis 5, hoher Unterhaltungsbedarf – rot) sowie deutliche Schäden (Note 3,5 bis 4,5, gelegentlicher Unterhaltungsbedarf – gelb) aufweisen. Im Ergebnis würde knapp die Hälfte des rund 560 Kilometer langen Siegener Straßennetzes eine Erhaltungsmaßnahme benötigen, so Christian Komma.

Zusätzliche Sanierungen

Im Jahr 2020 werden für folgende zusätzliche Straßen Mittel zur Sanierung im Haushalt eingestellt.

Im Bezirk Mitte (Deckschichterneuerung): Numbachstraße zwischen Johanna-Ruß-Schule und Einmündung Hirtenkamp (300.000 Euro, mit Radverkehrsstreifen), K 5 Giersbergstraße zwischen Marburger Tor und Hohler Weg (60.000 Euro), K 4 Brüderweg zwischen Marburger Tor und Hainer Hütte (50.000 Euro), K 14 Rosterstraße zwischen Peter-Paul-Rubens-Gymnasium und Hermann-Klaas-Straße (200.000 Euro).

In Weidenau (Tragdeckschichterneuerung): Batterieweg zwischen Kolpingstraße und Am Hirschberg (200.000 Euro), Talstraße zwischen Schultestraße und Im Kalten Born (190.000 Euro).

Anhand der Nutzung einer Straße und ihrer Bedeutung für das Verkehrsnetz, also ob es sich um eine Land- oder eine Anliegerstraße handelt, schlägt Heller eine Reihenfolge möglicher Sanierungen vor.

Der Ausbau

Das Ingenieurbüro Heller hat bei seinen Berechnungen einen Vollausbau der Straßen zugrunde gelegt, „wir können aber mit weniger Mitteln ein maximales Ergebnis erzielen“, sagt Anke Schreiber, Abteilungsleiterin Straße und Verkehr: Mit gründlichen Deckschichterneuerungen und unkonventionellen Methoden, das hätten die Erfahrungen der vergangenen Jahre gezeigt, könne man spürbare Verbesserungen in der Stadt erzielen. „Das ist nicht nur günstiger, sondern auch schneller“, sagt Bürgermeister Steffen Mues – Straßensanierungen dauerten oft Monate, mitunter Jahre – dank der kreativen Lösungen von Anke Schreiber und ihren Leuten könnten Sanierungen nicht selten innerhalb weniger Wochen durchgezogen werden.

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