Dreis-Tiefenbach. Eine der teuersten Investitionen der Stadt: Die Arbeiten zur Erweiterung des Dreis-Tiefenbacher Klärwerks sind im Zeitplan.
Ende dieses Jahres wird die erweiterte Kläranlage Netphen in Betrieb gehen. Die Arbeiten seien „voll im Zeitplan“, sagte Tiefbai-Fachbereichsleiter Rainer Schild dieser Zeitung auf Anfrage. In Dreis-Tiefenbach wird das vorhandene Klärwerk um eine zweite „Straße“ mit einem zweiten Belebungs- und einem zweiten Nachklärbecken. Auf diese Weise kann das Abwasser aufgeteilt und länger gereinigt werden. Dadurch kann die Biomasse in der biologischen Klärstufe länger genutzt werden und reifen, bevor sie als Klärschlamm abgefahren wird. „Damit lösen wir das Geruchsproblem“, erklärt Rainer Schild. Möglich wird das, weil die Stadt durch die Verlegung der Sieg Platz gewonnen hat.
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Bisher hatte sich die Stadt damit beholfen, die Oberfläche des Klärbeckens künstlich mit Lamellen-Separatoren zu vergrößern. Nun werden 1800 Quadratmeter Wasserfläche zusätzlich geschaffen, die somit von bis 1440 Quadratmetern mehr als verdoppelt wird. Die Bauwerke stehen bereits im Rohbau: das Maschinengebäude, eine Dosieranlage für Chemikalien und ein zweigeschossiges Sozialgebäude mit Werkstatt. Das vorhandene Gebäude, in dem auch die Schlammentwässerung untergebracht ist, bleibt stehen. Ab März wird mit der maschinentechnischen Ausrüstung der neuen Klärbecken – das Belebungsbecken ist 5,50 Meter tief – begonnen. In das Belebungsbecken wird Druckluft eingeblasen, die die für die Abwasserreinigung gebrauchten Bakterien ernährt.
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Sobald die neue Klärstraße in Betrieb genommen werden kann, geht die alte vorübergehend vom Netz. „Dann wird dort die Maschinen- und Elektrotechnik erneuert“, erklärt Fachbereichsleiter Rainer Schild. Eine Betonsanierung sei dort nicht erforderlich, jedenfalls „nicht in größerem Umfang“. Zur Stromerzeugung ist, wie in Deuz, eine Freiflächen-Photovoltaikanlage geplant.
Nach letztem öffentlich bekannt gegebenem Stand kostet die Erweiterung der Kläranlage fast elf Millionen Euro. Im Sommer 2022 war noch mit acht Millionen Euro kalkuliert worden; bereits diese Kosten hätten eine Gebührenerhöhung von etwa 20 Cent je Kubikmeter Abwasser nach sich gezogen. Hinzuzurechnen sind die insgesamt 920.000 Euro für die Verlegung der Sieg und den Kauf von Grundstücken; der „Alexanderbrunnen“ gehörte der Stadt Siegen, die einst ihren Trinkwasserbedarf mit Grundwasser aus Dreis-Tiefenbach deckte. Die bereits 2016 abgeschlossene Verlegung der Sieg, zu 90 Prozent vom Land bezahlt, war Voraussetzung für die Erweiterung des Klärwerks. Nebeneffekt war die Entwicklung des beliebten Siegauen-Naherholungsgebietes mit einem Ufer-Geh- und Radweg, der inzwischen an die neue Brücke zur Austraße angebunden ist und künftig in den Bahndamm-Weg „Sieg verbindet“ übergehen wird.
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Wäre die 1988 in Betrieb genommene Kläranlage immer noch zwischen Sieg und Austraße – damals noch mit Kleinbahnschienen – eingezwängt, gäbe es sie wohl nicht mehr. Schon 1994 gab es Überlegungen, wie die Kapazität der Anlage erweitert werden könnte. Im Gespräch war auch ein Neubau an der B 62 nahe der Ortsgrenze in Weidenau. Im Jahr 2000 beschloss der Rat, die Dreis-Tiefenbacher Anlage aufzugeben und das Abwasser aus Netphen nach Weidenau durchzuleiten, wo bereits das Dreis-Tiefenbacher Abwasser gereinigt wird, 2006 eröffnete sich dann die Möglichkeit, in Dreis-Tiefenbach Platz zu gewinnen – so viel übrigens, dass es auch noch für eine dritte Klärstraße reichen wird, wenn sie denn gebraucht würde. Die Stadt Siegen übrigens hat in der Zwischenzeit das Weidenauer Klärwerk aufgegeben, das Abwasser wird nun in die Rinsenau durchgeleitet.
Als Netphen 1969 durch die kommunale Neugliederung als „Großgemeinde“ entstand, hatte die Kommune sieben Klärwerke. Zuerst wurden Salchendorf und Beienbach geschlossen, die Abwassermenge wurde von der erweiterten Deuzer Anlage übernommen. Afholderbach und Sohlbach werden aufgegeben, wenn die Erweiterung in Dreis-Tiefenbach abgeschlossen ist. Neben Dreis-Tiefenbach und Deuz bleibt dann nur noch die Kläranlage oberhalb von Eckmannshausen in Betrieb.
Erst vor zwei Jahren übrigens hatte Rainer Schild das Dreis-Tiefenbacher Vorhaben als die teuerste Investition der Stadt vorgestellt. Diese Voraussage hat die Zeit überholt: Vorn steht nun die Erweiterung des Gymnasiums Netphen mit 13,5 Millionen Euro. Wobei: Abgerechnet wurde noch keines der beiden Projekte.
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