Netphen. Die langfristig geplanten Ausbaumaßnahmen der Kläranlage Netphen beginnen. Für Verbraucher bedeutet das neue Klärwerk allerdings höhere Gebühren.

In der Kläranlage Netphen ist der erste Spatenstich gesetzt – nach jahrelanger Planungsphase beginnt nun der Ausbau des maroden Bauwerks.

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Das Klärwerk in Netphen hat schon so einiges hinter sich. Nach seiner Inbetriebnahme im Jahr 1988 kam die Anlage nicht zur Ruhe. Deutliche Verschärfungen der Anforderungen an die Reinigungsleistung aufgrund des großen Robbensterbens sorgten bereits früh für große Nutzungsprobleme. Nur ein Jahr nach der Fertigstellung war die Anlage eigentlich unterdimensioniert und den Richtlinien nicht entsprechend. Deshalb gab es schon zur Jahrtausendwende erste Überlegungen, das Klärwerk zu erneuern – zu Umbauten oder Erweiterungen kam es jedoch nicht. Zumindest bis heute.

Lange Planungsphase

Nach mehreren Beschlüssen, das Klärwerk außer Betrieb zu nehmen, kam besonders nach der Neugestaltung der Siegaue wieder Fahrt in die Diskussion über mögliche Neu- und Umbaupläne der Anlage in Netphen. Mit der Renaturierungsmaßnahme konnten aus wasserwirtschaftlicher Sicht gleich mehrere Verbesserungen erzielt werden. Das Gewässerbett der Sieg wurde in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt, es konnten mehr als 2.000 Kubikmeter zusätzliches Retentionsvolumen geschaffen werden und mit der Errichtung der Erweiterungsfläche für die Kläranlage war ein Ausbau des Werkes plötzlich eine ernstzunehmende Option.

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So ernst, dass die Stadt Netphen das Bauprojekt im vergangenen Jahr zur langfristigen Sicherstellung der heimischen Wasserqualität genehmigte und nun die Bauphase feierlich mit dem ersten Spatenstich eröffnete. „Ich möchte mich bei dem ersten Beigeordneten Andreas Fresen sowie dem Leiter des Fachbereichs Tiefbau, Rainer Schild, herzlich für die Planungsarbeiten bedanken. Eine umfangreiche Planungsphase war bei dieser großen Investition erforderlich, um viele Rahmenbedingungen zu erfassen“, freut sich Bürgermeister Paul Wagener über den Start des Projekts.

Viele Verbesserungen

Insgesamt 11,5 Millionen Euro kostet der ambitionierte Umbau, bei dem sich das Abwasservolumen verdoppeln soll. Der Leiter des Fachbereichs Tiefbau, Rainer Schild, hält den Umbau für längst erforderlich. „Für die Erweiterung der Anlage war es wirklich höchste Zeit“, erklärt er. Die zahlreichen Mängel sind unübersehbar gewesen, so Rainer Schild weiter. Nach der Fertigstellung des Projekts bietet das Klärwerk viele Vorteile: Die Reinigungsleistung der Anlage soll sich deutlich steigern, weniger Emissionen werden ausgestoßen und auch die aktuellen Geruchsbelästigungen werden voraussichtlich ein Ende haben.

Klar ist aber auch: Der Abwasserpreis wird in Zukunft deutlich teurer. Verbraucher sollten sich auf eine Erhöhung von mehr als 20 Cent pro Kubikmeter Abwasser einstellen, sagt Schild. Auch Mikroschadstoffe, etwa Reste von Antibiotika, werden von der ausgebauten Anlage nicht besser abgefangen – die Bauleiter entschieden sich nach mehreren Prüfungen, auf eine verbesserte Mikroschadstoffelimination zu verzichten.

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Hohe Kosten

Bei den Anpassungen bleibt die Bausubstanz der vorhandenen Anlagenteile im Wesentlichen erhalten. Im Bestand werden allerdings die maschinen- und elektrotechnischen Anlagenteile vollständig erneuert. Die aktuellen Krisen hätten den Baupreis zuletzt deutlich in die Höhe schnellen lassen. „Es ist schade, dass wir jetzt in die Zeit reingerutscht sind, aber wer hat mit Corona und der Ukraine gerechnet?“, erklärt Rainer Schild die Preiserhöhungen.

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