Siegen. Im Andenken an Walter Schwerdfeger, den wichtigsten Förderer des Siegener Apollos, wird eine Gedenktafel im Foyer des Theaters enthüllt.

Einige Väter hat das Apollo, aber, egal ob hin- oder her gegendert, keine Mutter. Zu diesen Vätern gehört Theaterintendant Magnus Reitschuster, der aus dem Süden Deutschlands Zugewanderte, der das Kulturleben der Region auf neue Füße gestellt und unermüdlich dafür geworben hat, dass dazu auch ein Theaterneubau gehört; ebenso Ulf Stötzel, der kulturbegeisterte damalige Bürgermeister, der sich dafür engagierte, im Rat der Stadt Siegen auch die nötigen Stimm-Mehrheiten dafür zu bekommen. Der wichtigste Vater allerdings ist Walter Schwerdfeger, ohne den das Apollo Theater schlicht und einfach nicht existieren würde.

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Schön, dass Walter Schwerdfeger auch zehn Jahre nach seinem Tod nicht vergessen ist und ihm im Foyer „seines Apollo“ eine besondere Ehre zuteil wird. Wilfried Groos, ehemaliger Chef der Sparkasse Siegen und wichtiger Mitstreiter bei der Finanzierung des Theaters, erinnert bei der Enthüllung der Tafel an die Persönlichkeit Walter Schwerdfeger und dessen Verdienste um seine Heimatstadt und das Apollo. „Walter war Dirigent und Motivator einer Bürgerinitiative, die in Siegen ein Theaterfeuer entfachte“, sagt er und erinnert daran, dass der von Schwerdfeger initiierte Förderkreis Apollo eine Zeitlang der mitgliederstärkste Verein Siegens war, „noch vor den Sportfreunden Siegen“, wie er schmunzelnd hinzufügt.

Walter Schwerdfeger (†), langjähriger Vorsitzender des Apollo-Trägervereins, und Theater-Intendant Magnus Reitschuster (von links) im Jahr 2007 bei der Vorstellung des Spielzeitprogramms. 
Walter Schwerdfeger (†), langjähriger Vorsitzender des Apollo-Trägervereins, und Theater-Intendant Magnus Reitschuster (von links) im Jahr 2007 bei der Vorstellung des Spielzeitprogramms.  © WP | Privat

Apollo Siegen: Walter Schwerdfeger sammelte mit enormem Einsatz Geld für das Theater

„Wir schenken unserer Stadt ein Theater“, war die Devise dieses Förderkreises, der es schaffte, schon lange, bevor das Theater dann 2007 eröffnet werden konnte, bis zu 400.000 Euro pro Jahr „einzusammeln“. Wobei dieses so harmlose Verb verschweigt, wie hartnäckig Walter Schwerdfeger dabei sein konnte. Bei jedem Gespräch mit ihm konnte man sicher sein, dass irgendwann einmal seine Frage kam, wann man denn endlich dem Förderkreis beitreten würde, verbunden natürlich mit einer entsprechenden Spende. „Menschenfänger“ trifft diese Eigenschaft Walter Schwerdfegers am besten. Wobei seine wichtigste Stütze dabei immer seine Ehefrau Erika ist.

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Petra Georg-Achenbach, als Ausstattungsleiterin lange Jahre im Apollo in führender Position mit viel Herzblut und Leidenschaft tätig, betont besonders Walter Schwerdfegers Fähigkeiten als Gestalter und Motor, der als erfolgreicher Geschäftsmann und überzeugter Christ keine Konflikte scheut und, wenn er es für nötig hält, auch einmal ins Theatergeschehen eingreift. Nie besserwisserisch, immer konstruktiv. So etwa, als er in der zweiten Spielzeit vorschlägt, das Martin-Luther-King-Konzert „Ich habe einen Traum“ in das Programm der 1. Biennale aufzunehmen und so dafür sorgt, dass das Konzert im Laufe der Jahre mit über 40 ausverkauften Vorstellungen zur erfolgreichsten Apollo-Eigenproduktion wird.

Siegen: Im Apollo Theater hatte Walter Schwerdfegers Wort auch inhaltlich Gewicht

In seinen frühen Jahren hat sich Walter Schwerdfeger auch dem Sport verschrieben und spielt Feldhandball – damals noch auf dem sogenannten Nordplatz, auf dem später das Arbeitsamt eine neue Heimat findet. Trotz dieser Prägung als Mannschaftssportler bleibt er im Theaterleben statt beim dort üblichen „Du“ immer beim „Sie“. Allzu viel Nähe ist nicht sein Ding. Auch das verschafft ihm Respekt. Sein Wort hat Gewicht, gerade weil auch Theater nicht immer eine Oase der Friedfertigkeit ist. Walter Schwerdfeger erlebt nicht mehr mit, wie es auch in Krisen schlittert und manchen Sturm aushalten muss. Doch er wird sicherlich aus dem Theaterhimmel mit Stolz auf „sein Apollo“ blicken, so wie er ab sofort mit wachen, freundlichen Augen, beobachtend und leicht verschmitzt auf die kommenden und gehenden Gäste des Theaters schaut.

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