Siegen. Das Apollo Siegen will dauerhaft Förderer gewinnen. Das gestaltet sich allerdings gar nicht so leicht. Warum trotzdem Zuversicht überwiegt.

Gleich zwei Mitgliederversammlungen leitete Gerd Dilling am Mittwochabend im dicht besetzten Apollo-Studio in Siegen. Die des Apollo-Förderkreises und die des Kuratoriums. Wobei sich beide Gremien dadurch unterscheiden, dass dem Förderkreis all diejenigen angehören, die dem Theater regelmäßig Geld zukommen lassen, und zum Kuratorium die zählen, die einen deutlich höheren Betrag aufbringen. So ist das Kuratorium ein Verein im Verein, die Kuratoren gehören zum Förderkreis und stimmen bei deren Versammlungen mit, nicht aber die zum Förderkreis gehörenden bei den Zusammenkünften des Kuratoriums. So kompliziert dies auch erscheint, Gerd Dilling behält bei seiner letzten Amtshandlung den Durchblick. Ganz einfach ist dagegen seine Botschaft. Die Zahl der Mitglieder des Förderkreises verminderte sich in den letzten Jahren von ehemals 1200 auf genau 678, beim Kreis der Kuratoren von den früher 125 auf aktuell 92.

+++ Lesen Sie auch: Siegen: Kreis hilft Apollo nicht – Politik einstimmig pikiert +++

Gar nicht glücklich darüber ist Schatzmeisterin Tanja Herdlitschke. Konnte sie in guten Jahren deutlich über 100 000 Euro auf der Habenseite verbuchen, waren dies im abgelaufenen Jahr nur noch 93 000. Dank guter Rücklagen konnte sie aber wie schon in früheren Jahren 115 000 Euro für den Theaterbetrieb des Apollo bereitstellen, was in der Summe seit der Gründung insgesamt 2,4 Millionen Euro ausmacht. Wobei projektbezogene Spenden, etwa für die Biennalen, deutlich leichter zu kreieren sind. Woran das liegt, hat viele Ursachen, wobei die Schatzmeisterin klar sagt: „Uns fehlen die richtigen Konzepte und Ideen, um dauerhafte Förderer zu gewinnen.“

Apollo-Theater Siegen: Vieles hat sich verändert

Intendant Markus Steinwender kommt natürlich auch zu Wort. Er hat als Nachfolger von Magnus Reitschuster in den wenigen Monaten seiner Amtszeit im Apollo vieles verändert. In der Außendarstellung durch ein neues, nicht unumstrittenes Logo, durch knackige Wortspiele, ein völlig neues, grafisch sehr ansprechendes Bild der Eingangshalle. Auch daran, dass die bisherigen wertig aufgemachten Spielzeitbücher durch Magazine ersetzt worden sind, muss sich der Apollo-Freund erst gewöhnen. Auf der Bühne dominierten bisher Inszenierungen von hierzulande noch unbekannten Theaterensembles. Die musikalischen Schwerpunkte liegen unverändert auf den bewährten Schultern der Philharmonie Südwestfalen und den unmittelbar bevorstehenden Weihnachtskonzerten von Dieter Falk und Freunden. Dass das nicht reicht und auch andere bisher erfolgreiche Musikformate reaktiviert werden, verspricht der Intendant für die kommende Spielzeit.

+++ Lesen Sie auch: Apollo Siegen in der Klemme: Kreis lehnt Theater-Hilfe ab +++

Rückläufige Zuschauerzahlen und Abos, Folgen der Pandemie: Markus Steinwender hätte sich seinen Start in Siegen sicherlich leichter vorgestellt. Seine Pläne für die erste Spielzeit mussten eingedampft werden. „Ich bin immer bereit, die besten Theater nach Siegen zu holen, kann diese aber nicht finanzieren“, sagt er und verrät auf Nachfrage, dass renommierte Bühnen nur ab etwa 32 000 Euro pro Vorstellung zu haben sind. Da sind auch Eigenproduktionen gefragt, wie etwa „Die kleine Muck“ unter seiner Regie, die nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene begeistert, wie die vielen ausverkauften Vorstellungen zeigen. Dazu wurde eine Theaterpädagogin eingestellt, die nicht nur in die Schulen geht, sondern auch auf der Bühne Großartiges leistet. Und auch eine auf zunächst zwei Jahre befristete Kooperation mit der „Dance Company“ aus Osnabrück und den drei Siegener Tanzschulen ist Grund genug, sich auf die nächsten Spielzeiten zu freuen.

+++ Lesen Sie auch: Siegen: Apollo kämpft mit dramatischen Besuchereinbruch +++

Dabei kann Markus Steinwender auf ein Team junger, motivierter Theaterfreunde bauen. Denn mit dem Fördervereinsvorsitzenden Gerd Dilling, seinem Stellvertreter Prof. Herbert Landau und Schriftführer Magnus Reitschuster treten altgediente „Apollo-Fuhrleute“ nicht mehr zur Wiederwahl an und werden durch Florian Leipold, Dr. Nadine Uebe-Emden und Christine Scholz-Linnert ersetzt, wobei der bisherige stellvertretende Vorsitzende Patrick Schulte und Schatzmeisterin Tanja Herdlitschke in ihren Ämtern bestätigt werden. Auch Prof. Peter Schuster als Vorsitzender des Kuratoriums kandidiert nicht mehr: Seine Nachfolgerin: Dr. Kristin Hoffmann. Mehr Verjüngung geht eigentlich nicht. Die Kulturfreunde in Stadt und Kreis können zuversichtlich sein: Die neue Mannschaft wird alles tun, den „langen Weg zur Normalität“, den ihr Theater vor sich hat, nach Kräften zu unterstützen.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

+++Täglich wissen, was in Siegen und dem Siegerland passiert: Hier kostenlos für den Newsletter anmelden!+++