Siegen. Mit einem opulenten Bild- und Textband begeht das Apollo-Theater Siegen sein 15-Jähriges: Mit „Out of Aula“ fing es an.

Großformatig, bunt, auf feinstem Glanzpapier gedruckt, über zwei Kilogramm schwer und damit schon äußerlich kein Buch wie jedes andere. Das „Buch-Team“ des Apollo.-Theaters mit Adele von Bünau, Giuseppe Todaro und Magnus Reitschuster hat mit „Spielen und bespielt werden“ ein ebenso gewichtiges wie wichtiges Werk geschaffen, das nicht nur die Theaterfreunde der Region begeistern wird. Das betont auch Siegens Bürgermeister Steffen Mues: „Ich bin dankbar und froh, dass wir dieses Buch haben. Es wird in meinem an Büchern sehr reichen Haus einen Ehrenplatz erhalten.“

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Das Siegener Theaterwunder

Magnus Reitschuster, der scheidende Intendant (Steffen Mues: „Ohne ihn gäbe es das Theater nicht“), schlägt noch größere Bögen: „Es ist eine Kulturgeschichte der Stadt, ein Denkmal in Wort und Bild für diejenigen, die sich seit den 50er Jahren um das kulturelle Leben Siegens verdient gemacht haben. Allen voran Walter Schwerdfeger und Henrich Schleifenbaum.“

In den 15 Jahren des Apollo seien die bedeutendsten Ensembles Deutschlands auf der hiesigen Theaterbühne zu Gast gewesen und hätten auch ihre besten Fotografen mitgebracht: „So ist das Buch ein Kaleidoskop des Schauspieltheaters der letzten 15 Jahre geworden.“ Das Siegener „Theaterwunder“ basiert aber auch auf einem Engagement der Bürgerschaft, das deutschlandweit seinesgleichen sucht. Günther Flick, seit 2013 stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins, weiß aus eigener Erfahrung, wem das vor allem zu verdanken ist: Walter Schwerdfeger, der „mit seiner charmanten, direkten Art“ eine große Begeisterungskampagne anstieß, die auch Flick dazu gebracht hat, sich für das Apollo zu engagieren.

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Reitschuster beginnt 1998 in Siegen mit „Out of Aula“

Dass Magnus Reitschuster und sein Team dieses Buch genau an diesem Tag vorstellten, hat einen guten Grund. Exakt vor 15 Jahren fand die feierliche Schlüsselübergabe und damit Eröffnung des Apollo-Theaters statt. Auch dieses Ereignis wird in „Spielen und bespielt werden“ gewürdigt, ebenso wie die legendären „Out of Aula“- Orte, die Reitschuster entwickelte, nachdem er 1998 nach Siegen kam und das kulturelle Leben noch weitgehend in der Schulaula des Löhrtor-Gymnasiums stattfand: die Martinikirche, die Universität, das Leimbachstadion, das Obere Schloss, das alte Apollo-Kino. Einen breiten Raum nehmen die fünf Biennalen mit ihren Gastspielen bedeutender Bühnen und großartiger Schauspieler ein. Hinzu kommen Theater für Kinder, Jugendtheater, wobei der unvergessene Werner Hahn zum wichtigsten Impulsgeber wurde, die Konzerte vor allem des „Hausorchesters“ Philharmonie Südwestfalen bis hin zur Erfolgsreihe „Apollo Vokal“, Tanz und Ballett, mal von renommierten Profiensembles, aber auch von den heimischen Tanzschulen.

Eigenproduktionen: Navid Kermani und Martin Luther King

Auch Navid Kermani nimmt einen angemessenen Raum ein: Mit seiner großen Präsenz bei Lesungen und seinen Theaterstücken „Große Liebe“ und ganz aktuell „Ayda, Bär und Hase“, das von Reitschuster für die Bühne eingerichtet wurde und die letzte von ihm zu verantwortende Spielzeit einläutet. Wichtig und im Buch einen breiten Platz einnehmend sind auch die Apollo-Eigenproduktionen, allen voran das Martin-Luther-King-Programm „Ich habe einen Traum“, das über 40 Mal aufgeführt wurde.

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Die Menschen hinter den Kulissen

Auch die „Menschen dahinter“ bekommen den Platz, den sie durch ihren Einsatz , von der großen Öffentlichkeit oft weniger beachtet, für das Theater verdient haben: Dr. Henrich Schleifenbaum, der Nachfolger von Walter Schwerdfeger, Prof. Herbert Landau, der Schleifenbaum ablöste, Dr. Antonia Barten, in unterschiedlichen Funktionen auf und hinter der Bühne aktiv und seit 2016 stellvertretende Vorsitzende des geschäftsführenden Vorstands, der kulturliebende Politiker Loke Mernizka, der Geiger Sohei Takahata, Robert Schäfer als Mann der ersten Stunde von Beginn an Bühnen-und Beleuchtungsmeister, Birgit Hofmann als Leiterin des Betriebsbüros, Petra Georg-Achenbach als langjährige Ausstattungsleiterin, der Musiker Dorian Rudnytsky, Mohamed El-Chartouni in vielen Produktionen als Rapper gefragt, Ute Debus, Musikerin und Chorleiterin, und Silke Rochnia, die seit einiger Zeit zum Apollo- Leitungsteam gehört.

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Chronologie und Theaterfotos

Umgesetzt haben diese Themenfülle Adele von Bünau und Giuseppe Todaro. Von Ersterer stammen die meisten Texte, vor allem „Theater als Katalysator“, ihre persönliche Liebeserklärung an das für sie neu entdeckte Siegerland und ihre Bewohner. Außerdem hat sie Beiträge anderer Autoren redigiert und klug zusammengestellt. Giuseppe Todaro, inzwischen seit fast zehn Jahren im Apollo in unterschiedlichsten Rollen auf und hinter der Bühne aktiv, war für die luftige und übersichtliche grafische Aufbereitung des Buchs verantwortlich. Und damit auch für die Idee, neben die ausführlichen Texte noch eine Zeitleiste zu platzieren, die dem Leser auf einen Blick die Chronologie bestimmter Theaterreihen und Ereignisse bietet. Es bereitet großes Vergnügen, diese bibliophile Kostbarkeit immer wieder aufzuschlagen, mal diesen oder jenen Text zu lesen oder sich einfach an den wunderbaren Theaterfotos zu erfreuen.

Das Buch „Spielen und bespielt werden“ kostet 29 Euro und ist an der Kasse des Apollo Theaters erhältlich

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