Siegen. Stadt Siegen baut die Kinderbetreuung aus, aber in diesem Jahr hakt es. Auch wegen der Eltern-Bedürfnisse: „Ganz klar, wir brauchen mehr Plätze.“

Die Zahl der Kita-Plätze stagniert, der Bedarf in Siegen steigt aber weiter. „Wir müssen feststellen, dass wir beim Ausbau nicht so schnell vorankommen“, sagt Sozialdezernent Andree Schmidt. Die Stadt hat die Kapazitäten in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht – in diesem Jahr hängt es. Das hat mit Baukosten und langwieriger Planung zu tun, mit zögerlichen freien Trägern, aber auch mit den Bedürfnissen der Eltern, die sich deutlich wandeln. Schmidt: „Ganz klar, wir brauchen mehr Plätze.“

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Der weitere Ausbau „ist eigentlich notwendig“, bekräftigt Schmidt bei der Vorstellung der städtischen Kita-Bedarfsplanung am Freitag, 12. Januar, „wir sind noch nicht an dem Punkt, dass es reicht“. Grundsätzlich könne die Stadt nach wie vor die Rechtsansprüche auf einen Betreuungsplatz sicherstellen, Eltern müssten sich nicht sorgen, ihre Kinder nicht unterbringen zu können. Aber eben nicht immer in der Wunsch-Kita.

Kinderbetreuung in Siegen: Betroffenheit in der Bevölkerung ist riesig

Die Bedarfe haben sich gewandelt und wandeln sich weiter: Nach wie vor verzeichnet Siegen hohe Geburtenzahlen. Kinder werden immer früher und damit länger in die Kitas gebracht, „das macht sich schnell bemerkbar“, sagt Schmidt. Vielfach nicht erst ab 3 Jahren, sondern schon ab 2 – oder noch früher. Die Mehrheit der Eltern benötigt laut Befragung durch die Stadt einen Betreuungsplatz für ihr Kind im Alter von 2 bis 3 Jahren; am häufigsten nachgefragt werden 35 Stunden Betreuungszeit (64 Prozent). Der Rechtsanspruch gilt erst ab einem Alter von einem Jahr, die Siegener Kitas bieten auch Plätze für Kinder ab vier Monaten an.

Zahlen

Insgesamt 3739 Plätze für Kinder im Alter ab 4 Monaten bis zur Einschulung stehen zum 1. August in Siegen zur Verfügung. Ergänzt wird dieses Angebot durch insgesamt 340 singuläre Kindertagespflegeplätze bei 95 qualifizierten selbstständigen Tagespflegepersonen. Es gibt elf Tagesgroßpflegestellen (KiTS), in denen insgesamt bis zu 99 Kinder betreut werden können.

2934 Plätze werden für Kinder ab 3 Jahren angeboten, für Kinder unter 3 insgesamt 859 Plätze. Die Betreuungsquote liegt bei 44,95 Prozent (2023: 45,10; 2022: 43,98; 2021: 42,70; 2020: 43,77).

46,7 Millionen Euro an gesetzlich geregelten Zuschüssen sind für 2024 veranschlagt sowie weitere 2,9 Millionen Euro freiwillige Leistungen.

„Wir erleben, dass Eltern schon vor der Geburt nachfragen und einen Platz reservieren wollen“, berichtet der Dezernent. Das ist zwar nicht zielführend, weil Anmeldungen immer nur für das aktuelle Kita-Jahr gelten und nicht im Voraus für in zwei Jahren reserviert werden kann, zeigt aber die stadtgesellschaftliche Dimension der Kinderbetreuung: Insgesamt 3739 Plätze gibt es in der Stadt, dahinter stehen die Familien – die Betroffenheit der Bevölkerung bei dem Thema ist riesig.

Wir erleben, dass Eltern schon vor der Geburt nachfragen und einen Platz reservieren wollen.
Andree Schmidt - Sozialdezernent

Siegen hat im Kita-Jahr 2024/25 erstmals keine eigene Einrichtung mehr, die Einrichtung an der Gläserstraße wurde an einen Träger der freien Wohlfahrtspflege übergeben. Zum Glück, sagt Schmidt, denn viele Träger seien zunehmend zurückhaltend, neue Kitas zu eröffnen oder zu übernehmen. Manche dächten gar eher an Abbau. Die Finanzsituation habe sich zugespitzt. Die hohen Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst, in Folge von Inflation und Preissteigerungen machten sich bemerkbar, auch wenn Kinderbetreuung vergleichsweise gut ausgestattet sei und auch aktuell „in erheblichem Maße“ nachfinanziert worden sei. Zumal die Stadt den vorgesehenen Eigenanteil der Träger zum größten Teil auffange, „das müsste ausreichend sein“, bekräftigt Schmidt. Generell sei man froh über das breit gefächerte Trägerangebot in Siegen, sagt Jugendhilfeplanerin Judith Wagner: 72 Tageseinrichtungen gibt es in Siegen, unter anderem von DRK, Kirchen, AWO, Elterninitiativen.

Verzögerungen bei bereits geplanten Kita-Projekten in Siegen: „Sehr umfangreiche Sanierung“

Planungen und Projekte gebe es eine ganze Reihe, keins davon sei aber spruchreif. Die Verwaltung stehe in stetem Kontakt mit Trägern und Investoren, suche nach geeigneten Grundstücken. Aktuell gebe es einige Verzögerungen bei bereits geplanten Bauvorhaben – wie beispielsweise einer neuen, Einrichtung mit drei Gruppen in Eiserfeld, neben dem Hallenbad, die seit Jahren in der planung ist, und sich weiter verzögert – bis 2025, Stand jetzt, sagt Dr. Andreas Matzner, Leiter der Abteilung Kinder-, Jugend- und Familienförderung. Auch an der Breitscheidstraße in Geisweid, wo die Plätze erhöht werden sollen, die Kita aber aufgrund einer „sehr umfangreichen Sanierung“ bis 2025 in einem Provisorium untergebracht werden muss und daher nur 30 Plätze in die Bedarfsplanung aufgenommen werden. Der Waldkindergarten des Trägervereins „Waldritter“ braucht dringend einen neuen, festen und geeigneten Standort – für ein Jahr kann er auf dem Erfahrungsfeld „Schön & Gut“ auf dem Fischbacherberg bleiben.

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Ein dauerhaftes Justieren in einem sehr dynamischen Bereich, der sehr stark von individuellen Bedürfnissen der Elternhäuser geprägt sei, sagt Judith Wagner. Und der in Siegen bislang noch nicht so stark vom Fachkräftemangel geprägt sei wie in anderen Regionen: Die Personalsituation sei auch hier „ernst, aber nicht hoffnungslos“ – nicht zuletzt dank der Fachschule für Sozialpädagogik (FSP) und der Universität Siegen. Natürlich sei die Personaldecke in manchen Kitas, „teilweise dünn, aber noch auskömmlich“, gerade zu Krankheitszeiten. Aber: Ddurch das Alltagshelfer-Programm des Landes werde das pädagogische Personal spürbar entlastet.