Wilgersdorf. 54 Kindertageseinrichtungen verantwortet der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein, in der Finanzierung klafft eine erhebliche Lücke. Nicht nur dort.
„Meine Hoffnung und meine Freude …“ – am Anfang und am Ende der ersten Synode des evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein stand dieser Mutmach-Chorus aus der Gemeinschaft von Taizé. Und es war zu spüren, wie sich die Stimmung zwischen Morgen und Abend veränderte: zu mehr Hoffnung, weniger Furcht, mehr Zuversicht.
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Gemeinsam müsse man als Kirche „einige Turbulenzen“ durchstehen, gemeinsam habe man Herausforderungen zu meistern, so Superintendent Peter-Thomas Stuberg in seinem Bericht am Beginn der Tagung. Er sprach dann, wie berichtet, über den Umgang mit sexualisierter Gewalt, über den „bitteren Schritt“ der Ex-EKD-Ratsvorsitzenden und westfälischen Präses Annette Kurschus, aber dann doch auch vom gesellschaftlichen Stellenwert „der Kirche“ in einer Zeit, in der „Glaube, Religion und kirchliche Bindung erkennbar und in erschreckendem Ausmaß nachlassen“. Ein Verlust an Wahrnehmung und Nähe, der nicht zusammengehe mit der eigenen Vorstellung von Relevanz. „Wir sind und bleiben wichtig in der Zivilgesellschaft“, unterstrich Stuberg.
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„Rückzugsplan“ aus der Trägerschaft von Kitas
Der Kirchenkreis zeichnet derzeit für 54 Kindertageseinrichtungen verantwortlich. Nun klafft in der Kita-Finanzierung eine Lücke. Wenn die nicht geschlossen werden könne, müsse man einen „Rückzugsplan“ entwickeln, „der stufenweise eine Verringerung unserer Angebote einleiten muss“, so der Superintendent. Es ist ein Loch von rund zwei Millionen Euro, das sich aktuell im 2024er Haushalt der evangelischen Kitas im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein (EKIKS) auftut. Begründet ist laut Stuberg dieses Defizit durch Lohnkostensteigerungen („sachlich unbedingt gerechtfertigt“), die bislang nicht aus Trägeranteil und nicht angepassten öffentlichen Zuschüssen refinanziert werden könnten. Einfach so Kitas schließen, das gehe wegen bestehender Verträge nicht. Möglicherweise komme man als Kirchenkreis mittelfristig aber um solch einschneidende Schritte nicht herum. Verwaltungsleiter Oliver Berg: „Dann müssen wir von unserer Trägerschaft Abstand nehmen.“
Insgesamt kalkuliert der Kirchenkreis im kommenden Jahr mit Einnahmen von 21.360.115 Euro. Dem stehen Ausgaben von 22.457.303 Euro entgegen. Das negative Jahresergebnis von mehr als einer Million Euro begründet sich aus dem Entschluss, 2024 die Zuweisungen an die einzelnen Kirchengemeinden nicht zu kürzen, gleichwohl mit dem Hinweis, mit Blick auf 2025 das je eigene Einsparpotenzial zu prüfen. Der Fehlbetrag könne aus Rücklagen ausgeglichen werden, so die Vorsitzende des Finanzausschusses, Hannelene Reuter-Becker. Die Synode stimmte dem Haushaltsplan mehrheitlich zu.
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Kirchenkreis erwägt Umzug in Weidenauer Uni-Gebäude
Sorgen macht dem Kirchenkreis ein im politischen Raum formulierter Antrag, laut dem der Kreis Siegen-Wittgenstein aufgefordert ist, aus der Mitfinanzierung des Evangelischen Gymnasiums auszusteigen. Hier riet Landrat Andreas Müller, zu einem Grußwort zur Synode geladen, im Zuge der Etatberatungen das Gespräch zu allen Fraktionen zu suchen, ehe der Kreistag Mitte Dezember zu einer abschließenden Entscheidung aufgefordert sei.
Gestiegene Kosten, fehlende Einnahmen, ein immenser Sanierungsstau – das ist es, was den Kirchenkreis mit Blick auf eine mögliche Sanierung des Hauses der Kirche an der Siegener Burgstraße hat innehalten lassen. Seit Jahren kursieren Umbaupläne. Die sind nun offenbar vom Tisch. Der Kirchenkreis favorisiert den Umzug seiner Verwaltung in ein angemietetes Objekt, und zwar in das derzeit von der Universität Siegen genutzte Gebäude an der Weidenauer Straße 118, fast in Sichtweite des „Evaus“.
Zu den Herausforderungen im neuen Jahr zählt auch die Wiederbesetzung der Superintendentur. Peter-Thomas Stuberg geht im August 2024 in den Ruhestand. Zum 1. September soll seine Position neu besetzt sein. Bis zum 10. Januar läuft die Bewerbungsfrist; am Ende des Verfahrens steht Mitte Juni die Neuwahl auf der Kreissynode an. In einem Kirchenkreis, der sich gerade ein neues Logo gegeben hat, das den Anspruch unterstreicht, „Menschen im Glauben und im Alltag durch ihr Leben begleiten“ zu wollen. Verbunden in der hügeligen Landschaft von Siegerland, Wittgenstein und Olpe, nah am Kreuz und nah am Nächsten.
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