Kreuztal. Kreuztal ist entspannt. Weil Fördermittel nicht flossen, wurden dagegen in Burbach die Arbeiten am Glasfasernetz unterbrochen.
„Planmäßig“ im nächsten Frühjahr beginnt in Kreuztal der Bau des Glasfasernetzes für alle, kündigt Stadtkämmerer Michael Kass auf Anfrage dieser Zeitung an. Die Trassenplanung sei in einem „fortgeschrittenen Stadium“, bestätigt Greenfiber-Sprecher Marcel Westermann. Stadt Kreuztal und Greenfiber haben gemeinsam die „Breitband Kreuztal GmbH“ gegründet, städtischer Geschäftsführer ist Maik Harnacke, Leiter des Amtes für Finanzen.
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Kommunale Gesellschaften in Kreuztal, Burbach und Bad Berleburg
Kreuztal hat sich für die flächendeckende Versorgung mit Glasfaser-Hausanschlüssen entschieden und dabei selbst die Regie übernommen. Die „Breitband Kreuztal“, an der sich die Stadt mit Kapital beteiligt, baut das Netz und finanziert sich durch Einnahmen von den Providern, die wiederum Verträge mit den Privathaushalten haben, die mit Internet versorgt werden. Für dasselbe Modell hat sich die Gemeinde Burbach entschieden, die sogar 74,9 Prozent an der „Breitband Burbach GmbH“ hält; Geschäftsführer dort ist Tim Lehmann. Vorreiter im Kreisgebiet war die Stadt Bad Berleburg mit „Unser BLB-Netz“. Auch in Burbach wird im Frühjahr mit dem Netzausbau begonnen.
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Die meisten Kommunen halten sich raus
Die anderen acht Städte und Gemeinden im Kreisgebiet versuchen, ohne Einsatz eigenen Kapitals an Glasfaser-Hausanschlüsse zu gelangen. Dort arbeiten Telekommunikationsgesellschaften wie Glasfaser Plus (Telekom) oder Westconnect (Eon) auf eigene Rechnung. Das führt, wie zum Beispiel in Hilchenbach, Netphen und Wilnsdorf dazu, dass einzelne Gebiete mehrfach versorgt werden, während vor allem kleine, abgelegene Ortschaften leer ausgehen. Diese Kommunen hoffen nun, über das nächste Förderprogramm des Bundes Lücken schließen zu können. Für die Anschlüsse dieser „grauen Flecken“ (nicht unversorgt, aber unter dem Gigabit-Standard) müssen die Kommunen allerdings Eigenanteile bezahlen.
Gebaut wird gerade für die „weißen Flecken“. Für mehr als 4000 Adressen im Kreisgebiet gibt es die Glasfaseranschlüsse, die mit mehr als 100 Millionen Euro Bundesmitteln finanziert werden – Schulen, Gewerbegebiete und besonders schlecht angebundene Privathaushalte. Diesen Auftrag hat Greenfiber bekommen. „Trassen rund um Wingeshausen, Girkhausen, Hemschlar, Berghausen und Christianseck sind bereits gebaut und bewegen sich weiter Richtung Ortsmitte“, berichtet Greenfiber-Sprecher Marcel Westermann aus Bad Berleburg. Im Siegerland wird gerade die Trasse von Neunkirchen nach Burbach-Wahlbach gebaut, einem der beiden Greenfiber-Netzknoten im Kreisgebiet – der andere ist in Hilchenbach – , über die das Siegen-Wittgensteiner Netz an das überregionale Netz angebunden wird. Ursprung aller Signale für Deutschland ist Frankfurt oder Hamburg.
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Kein Fördergeld: Firmen stellen Arbeit ein
Im September erfuhr der Burbacher Rat, dass aktuell nicht weitergebaut werde, „weil derzeit noch Forderungen in nicht unbeträchtlicher Höhe ausstehen“, wie es im Protokoll heißt: „Greenfiber und die beauftragten Tiefbauunternehmen werden nicht weiter in Vorleistung gehen.“ Die Kreisverwaltung, über die die Auszahlungen laufen, bestätigt das. Konkret sei es um einen Betrag von 4,5 Millionen Euro gegangen. Bund und Land hätten die Forderungen umfangreichen Prüfungen unterzogen, es habe eine Reihe von Nachfragen gegeben, erklärt Kreis-Sprecher Torsten Manges. „Uns ist kein Fall bekannt, dass deswegen die Arbeiten geruht hätten.“ Tatsächlich seien die Arbeiten „für einen kurzen Zeitraum“ unterbrochen, inzwischen jedoch wiederaufgenommen worden, erklärt Greenfiber-Sprecher Marcel Westermann.
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„Man hat hier nichts davon gespürt“, stellt Kreuztals Kämmerer Michael Kass fest. Im Gegenteil: Noch vor Beginn des Schuljahres haben die Schulen im Kreuztaler Schulzentrum ihre Glasfaseranschlüsse in Betrieb genommen, als erste von rund 60 Schulen im Kreisgebiet. Die Sorgen, dass Glasfasergesellschaften in die Knie gehen, weil die Investoren angesichts steigender Kosten und abnehmenden Kundeninteresses das Weite suchen, haben andere. In Netphen ist gerade die Telekom, die sich aus Kreuztal vor Greenfiber zurückgezogen und bereits mit Kunden geschlossene Vorverträge gekündigt hat, dabei, Teile von Glasfaser Direkt aufgegebenen Gebietes für sich zu erschließen.
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