Siegerland. Bürger-Energiegenossenschaft Siegen-Wittgenstein nimmt die Arbeit auf: Möglichst viele Windräder bauen, die möglichst vielen Bürgern gehören.
Günter Pulte bringt es auf die Formel: „Der Wind über dem Siegerland gehört den Siegerländern“. Dann sollen sie auch davon profitieren, findet nicht nur er, der vor einigen Jahren den Bürgerwindpark in Hilchenbach gebaut hat. Findet auch die neue Bürger-Energiegenossenschaft Siegen-Wittgenstein: Wind bedeutet Energie und Energie bedeutet Geld. Nicht für irgendwelche Investoren von außerhalb, sondern für die Menschen vor Ort. Re-Regionalisierung ist das Stichwort: Der Strom wird gemeinsam vor Ort produziert, vermarktet und verbraucht. So wie der Wald im Hauberg.
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Die Bürger-Energiegenossenschaft (BE) ist nur neun Monate nach der ersten Idee nun offiziell gegründet und nimmt ihre Arbeit auf. Sie arbeitet als „Dienstleister“ für die Siegerländer Grundstückseigentümer, überwiegend Wald- und Haubergsgenossenschaften. Die haben die Flächen, auf denen Windräder gebaut werden können (und später vielleicht auch Photovoltaik-Freiflächenanlagen). Nur: Ein Windrad baut sich nicht mal eben. Es kostet nicht nur viel zu viel Geld für eine einzelne Waldgenossenschaft, der Aufwand für Planung und Bürokratie ist auch immens. Dafür ist die BE nun da: Die Eigentümer mit solchen gewaltigen Projekten nicht allein lassen.
Verhindern, dass fremde „Wind-Oligarchen“ Siegen-Wittgenstein beherrschen
„Wir möchten nun möglichst viele Waldgenossen gewinnen“, sagt BE-Vorstandssprecher Walter Schäfer, Wissenschaftler und selbst Waldgenosse. Einige sind schon im Boot – mit 30 Mitgliedern geht die neue Bürger-Energiegenossenschaft an den Start, die meisten sind schon Wald-Anteilseigner. „Die meisten Waldgenossenschaften sind sehr interessiert“, berichtet Schäfer am Donnerstag, 21. September, in der Bürgerbegegnungsstätte Unglinghausen, wo sich die Energiegenossen zur Gründung versammelt haben. Schon in Kürze sollen erste Pachtverträge gezeichnet werden.
„Wir möchten die Region mit grüner Energie versorgen und das Geld in der Region halten“, sagt Florian Stücher, Landwirt, Waldgenosse und BE-Vorstand aus Ferndorf. Und zwar so, dass alle etwas davon haben, möglichst große Teile der Bevölkerung. Es geht um die Akzeptanz der Menschen, sagt der Schmallenberger Ralf Stricker, ebenfalls Vorstandsmitglied der Siegerländer Bürger-Energiegenossenschaft. „Wir wollen verhindern, dass fremde ‘Oligarchen’ die Region beherrschen“ – das gelte auch am Rand des Kreises Siegen-Wittgenstein, viele Flächen im Hochsauerland hätten ebenfalls sehr großes Windkraft-Potenzial. „Wer eine Windkraftanlage vorm Haus hat und nicht wirtschaftlich profitiert, sieht sie nicht gerne“, sagt Stricker. „Die Menschen sollen sich freuen, wenn sich die Windräder drehen, denn dann verdienen sie Geld.“ Die Identifikation steige, wenn einem die Anlage mit gehört. „Das unterscheidet unsere Idee von den Projektierungsunternehmen.
Grundstücke: Windkraft-Investoren bearbeiten Siegerländer Waldgenossen „sehr massiv“
Der Markt werde zum Teil „sehr massiv bearbeitet“ von den größeren Windkraft-Playern, sagt Vorstandssprecher Schäfer, „die versuchen schon, den Waldgenossen die aussichtsreichen Flächen abzuluchsen.“ Während diese Unternehmen möglichst viel Geld aus der Region herausziehen wollen, „ist unser Anspruch das Gegenteil“, betont Florian Stücher. Es bedeute nämlich auch sehr viel weniger Abhängigkeit, wenn die Region ihre eigene Energie produziert.
Für eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit ist es allerdings noch zu früh. Die Energiegenossenschaft wird zunächst die Potenziale identifizieren, die geeigneten Flächen, sich dann an die umfangreichen Formalitäten begeben. Dann, wenn tatsächlich gebaut wird, braucht es Investitionskapital. Und wenn das Windrad dann steht und Strom produziert, fließt das Geld zurück in die Taschen derjenigen, die das Kapital zur Verfügung gestellt haben – der Bürgerinnen und Bürger. In einigen Jahren wird das allerdings erst der Fall sein, „die Bürgerbeteiligung macht erst Sinn, wenn die Möglichkeit zur Rendite besteht“, sagt Georg Jung, Geschäftsführer des Kreiswaldbauernverbands als Co-Ideengeber.
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Ob die Bürger-Energiegenossenschaft in einigen Jahren 10, 20 oder 40 Windkraftanlagen betreiben werde, lasse sich heute nicht prognostizieren, sagt Günter Pulte. Neben der immens wichtigen Akzeptanz werde bis dahin auch noch die Frage der Speicherung der hier produzierten Energie geklärt werden müssen, so Walter Schäfer. „Da hängt unheimlich viel von ab.
Kontakt: info-ferndorf@wlv.de, Bürger-Energiegenossenschaft Siegen-Wittgenstein eG, In der Zitzenbach 2, 57223 Kreuztal.